Quelle: FM1Today/Philomena Koch
Es ist einer der ersten sommerlichen Tage am Bodensee, als Sandra Bischof-Cavelty einmal mehr am Seeufer in Staad unterwegs ist – ausgerüstet mit Kamera, Smartphone und einem scharfen Auge fürs Detail. Es sei einer ihrer Lieblingsorte, an dem sie schon viele einmalige Momente festhalten konnte. «Ich könnte von diesem See jeden Tag Tausende von Bildern schiessen», sagt die Altenrheinerin.
Fotos samt Text per Post
Seit einem Jahr hat sie das Fotografieren zu einem Projekt – oder wie sie sagt «Herzensprojekt» – gemacht, indem sie diese Bilder mit anderen Menschen teilt und «nicht einfach auf einer Festplatte verstauben lässt». Kartenglück hat sie es getauft.
Konkret handelt es sich dabei um ein Karten-Abo, indem sie alle zwei Wochen eine Kurzgeschichte aus dem Alltag passend zu einem von ihr geschossenen Foto per Post versendet. «Die etwa 20 Empfängerinnen und Empfänger sind hauptsächlich ältere Menschen, Ü70 aus der Region. Es gibt aber auch ein paar wenige Jüngere und Leute aus anderen Kantonen», sagt die langjährige Thaler Gemeinderätin.
«Froh, wenn man etwas dafür erhält»
«Ich möchte anderen die Augen öffnen und zeigen, wie schön wir es haben.» Es gebe viele Momente, Tiere und Gegenstände in der Natur, die man im Alltag oft gar nicht beachtet. Diese Achtsamkeit möchte sie ihren Abonnentinnen und Abonnenten ans Herz legen. Und Leuten diese Schönheiten nach Hause bringen, die selbst nicht mehr die Möglichkeit haben, diese draussen selbst zu beobachten.
Kostenlos bietet sie ihre Texte, Grüsse und Bilder in ihrem engsten Kreis an. Für alle anderen kostet das Abo beispielsweise 60 Franken für drei Monate oder 220 Franken für ein Jahr. Es sei ein Projekt, das von Herzen kommt, besonders für ältere Menschen, aber sie sagt auch: «Wenn man etwas macht, ist man froh, wenn man etwas dafür erhält.»
Persönliche Post statt Werbung und Rechnungen
Die Post von Sandra Bischof-Cavelty hat unter anderem Heidi Ganz alle zwei Wochen im Briefkasten. Sie ist das Gotti der Karten-Verfasserin. «Ich freue mich jedes Mal auf das braune Couvert», sagt die Goldacherin. Dieses sei zu einem Markenzeichen geworden. «Man muss die Natur sehen. Viele Leute laufen einfach vorbei, aber Sandra sieht es. Und es ist schön, wie sie es verarbeitet», so Ganz.
Gerade im heutigen Zeitalter wäre es schön, wenn eine simple Postkarte wieder öfter versendet werden würde. Und sie betont: «Auch von jüngeren Leuten. Sich einfach wieder einmal hinsetzen und sich diese Zeit nehmen.» Es gebe bestimmt viele, die sich darüber freuen würden, wenn wieder einmal etwas anderes als eine Rechnung oder Werbung im Briefkasten wäre.
Schachtel voller Antworten
Dies stellt auch Bischof-Cavelty fest. Seitdem sie regelmässig Postkarten versendet, ist nämlich auch ihr eigener Briefkasten gut gefüllt. «Die Abonnentinnen und Abonnenten schreiben mir, was sie mit dem Ort verbinden oder was der Text bei ihnen auslöst», sagt sie. Mittlerweile hat sie eine ganze Box voll mit handeschriebenen Briefen, Fotos und Grusskarten, die sie als Antwort auf ihre Karten erhalten hat.
Obwohl sie ihre Leserinnen und Leser anfangs jeweils darüber informiere, dass es eine Einweg-Brieffreundschaft ist, schätze sie diesen Austausch extrem. «Und es zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.»
Mehr über Sandra Bischof-Cavelty und ihre Postkarten erfährst du im Video oben.
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