Arbeitsunfall in Laax

Experte sagt: Dramatischer Seilbahn-Unfall ist kein Einzelfall

22.12.2022, 11:21 Uhr
· Online seit 22.12.2022, 10:56 Uhr
Am Montag starb ein 17-jähriger Lehrling bei Arbeiten an einer Seilbahnanlage. Solche Unfälle, sagen Experten jetzt, seien gar nicht so selten – dabei könnten sie verhindert werden.
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Am Donnerstag fährt die Seilbahn in Laax wieder, nur noch zwei Pylonen unterhalb der Strecke verraten, das hier vor wenigen Tagen ein 17-jähriger Lehrling verunfallt ist. Sie markieren die Unfallstelle unterhalb der Seilbahn. Der 17-jährige Lernende war zusammen mit einem Kollegen mit Wartungsarbeiten beschäftigt, als er von einer herannahenden Seilbahn mitgerissen wurde und vierzig Meter in die Tiefe stürzte. Die Rettungskräfte konnten nur noch den Tod des Jugendlichen feststellen.

Wie genau es zum Unfall kam, ist noch unklar. Laut der Kantonspolizei Graubünden sei lediglich klar, dass der Lernende auf einer Plattform mit Geländer stand, als der Unfall passierte. Ob er gesichert war – wie eigentlich Vorschrift wäre – sei noch unklar. Dies sagt die Kantonspolizei gegenüber der «Südostschweiz».

Arbeit war «Routineaufgabe»

Die Arbeiten, die der Lehrling zusammen mit seinem Kollegen hätte erledigen sollen, ist laut seinem Vorgesetzten eine Routineaufgabe. Sie durchzuführen, wenn die Seilbahnen nicht fahren, sei nicht möglich: Es gehe darum, dass sich Fett auf den Seilen verteile. Das gehe nur, wenn die Bahn laufe und noch Tageslicht herrsche. Die Arbeit sei nicht gefährlicher als andere Arbeiten, die draussen oder in der Höhe ausgeführt werden müssten, sagt die Weisse Arena Gruppe, der die Unfall-Seilbahn gehört, gegenüber dem «Blick».

Unfälle wie jener in Laax sind dabei nicht selten. Das sagt zumindest Reto Canale, ETH-Ingenieur und Seilbahnspezialist, gegenüber dem «Tagesanzeiger». Solche Unfälle passierten «immer wieder», das sei «frustrierend», so Canale. Laut der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) kam es zwischen 2005 und 2021 zu mindestens sieben Unfälle, bei denen Mitarbeitende von fahrenden Seilbahnen mitgerissen wurden.

Unfälle könnten verhindert werden

Solche Unfälle könnten verhindert werden, wenn sich alle Beteiligten an einen Grundsatz hielten: Alle müssen zu jeder Zeit abgesichert sein, wenn sie Arbeiten in der Höhe ausüben. Leider werde dieser Grundsatz häufig missachtet, sagt Seilbahnexperte Canale. Er hält deshalb auch für unwahrscheinlich, dass der verunglückte Lehrling gesichert war.

Der letzte, ähnliche Unfall passierte im Juni in Pontresina – da stürzte ein Seilbahntechniker 50 Meter in die Tiefe. Die Sust hielt damals fest, dass es zu wenige Sicherheitsabläufe gegeben habe. In der ganzen Branche fehlten definierte Abläufe und Sicherheitsvorgaben.

Trotzdem hält die Sust fest, dass sich die meisten Betreiber an Sicherheitsvorkehrungen hielten. Ob das auch in Laax der Fall war, wird sich noch zeigen müssen. Zur Ermittlung des Unfallhergangs wurde gegen zwei Mitarbeitende der Bergbahnen eine Strafuntersuchung wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet.

(red.)

veröffentlicht: 22. Dezember 2022 10:56
aktualisiert: 22. Dezember 2022 11:21
Quelle: FM1Today

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