Kleidersammlung

«Fastfashion ist generell ein Problem»

17.11.2019, 15:25 Uhr
· Online seit 17.11.2019, 07:16 Uhr
Kleidersammlung für Flüchtlinge oder Kleidertausch unter Gleichgesinnten: Das Weitergeben von getragenen Kleidern ist im Trend. Organisation, die die Kleider Bedürftigen zukommen lassen, bekommen aber oft nur Shirts und Hosen von schlechter Qualität.
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Zehn Tonnen, 25'000 Kleidungsstücke und über 100 Helferinnen und Helfer. Die Kleidersammlung von Aidhoc St.Gallen im Hektor war ein voller Erfolg: «Wir wurden fast überrannt, es waren viele Leute da, die sackweise Sachen gespendet haben», sagt Bastian Lehner, Aidhoc St.Gallen, gegenüber FM1Today. 

«Unsere Community ist stark gewachsen»

Erfolg ist das richtige Wort, denn Kleiderbörsen und -sammlungen boomen. «Wir haben dieses Jahr zum dritten Mal gesammelt und es wird jedes Mal mehr», sagt Lehner. Auch am Kleidertausch von Swap St.Gallen wächst das Interesse: «Alle wollen etwas Gutes tun und Kleider weitergeben», sagt Michaela Tanner von Swap St.Gallen. «Der Ansturm kommt nicht einfach plötzlich. Unsere Community ist stark gewachsen.»

Qualitativ schlechte Kleidung 

Doch so schön die Erfolgswelle auch ist, unter den vielen Kleidungsstücken gibt es immer wieder Sachen, die man nicht brauchen kann. «Zwar haben wir explizit nach warmer Winterkleidung gesucht, doch es kommen immer auch sommerliche Bekleidungsstücke. Da wir weder hier noch in Griechenland Lagerräume zur Verfügung haben, können wir diese leider nicht zwischenlagern. Hinzu kommt die Situation im Camp: Dort leben über 6000 Leute, die in Zelten am Hang leben. Da sind High Heels nicht brauchbar.» Oft sind auch Kleidungsstücke darunter, die qualitativ nicht gut sind. «Da ergibt es keinen Sinn, solche Kleider einmal quer durch Europa zu transportieren, weshalb wir vor dem Einpacken alles aussortieren.»

Secondhandmarkt kann Fastfashion-Mode nicht brauchen

Auch Swap kämpft mit qualitativ schlechten Stücken. «Alle, die zu Swap gehen, handeln mit den besten Absichten, wollen etwas tauschen und nicht wegwerfen», so Tanner. «Es ist einfach so, dass Fastfashion-Mode qualitativ minderwertig ist. Das ist nicht nur ein Swap-Problem, das ist generell ein Problem.» Man lese viel darüber, dass die Kleidersammlungen solche Kleider nicht verwerten können, weil die Qualität so schlecht ist. «Die Ware, die günstig produziert wird, kann man im Secondhandmarkt nicht gebrauchen.»

Informationsfluss ist schwierig

Bei Aidhoc sei das Problem mit der Kleiderqualität noch nicht allzu gross. «Die Schwierigkeit ist eher, wie schafft man es, die Leute zu informieren, was für die Flüchtenden wichtig ist.» Weil viel Werbung über Mund-zu-Mund-Propaganda läuft, kommen nicht alle Infos durch. «Wir versuchen daher, alle Kanäle zu mobilisieren, wie etwa Newsletter, Facebook, Instagram aber auch mit Flyer oder SMS.»

Weniger Leute für eine gemütliche Atmosphäre

Swap möchte für den nächsten Kleidertausch drei Ideen umsetzen. «Die Annahme wird strenger, wir achten mehr auf die Qualität. Die Anzahl der Kleidungsstücke pro Person wird von acht auf fünf heruntergesetzt und wir werden nur noch eine bestimmte Anzahl Personen reinlassen, so dass die Atmosphäre gemütlicher wird», so Tanner. 

veröffentlicht: 17. November 2019 07:16
aktualisiert: 17. November 2019 15:25
Quelle: FM1Today

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