Wintersport

Bedroht der Klimawandel den Engadiner Skimarathon?

Yasmin Stamm, 7. Februar 2023, 17:08 Uhr
Noch fünf Wochen geht es, bis der 53. Engadiner Skimarathon startet. Doch die Seen sind bisher noch nicht zugefroren und die Strecke muss vielleicht geändert werden. Hat der Klimawandel auch da seine Finger im Spiel und ist der Wintersport bedroht?
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Noch fünf Wochen bis in Maloja der Startschuss fällt und über 14'000 Langläufer und Langläuferinnen aus der ganzen Welt den 53. Engadiner Skimarathon antreten. Es ist die zweitgrösste Langlaufveranstaltung der Welt und führt von Maloja über den Silsersee und den Silvaplanersee bis nach Scanfs.

Absage des Marathons möglich?

Nur sind bisher die Seen noch nicht dick genug zugefroren, somit zu unsicher, um mit den Loipenfahrzeugen darüber zu fahren. Trotzdem geben die Organisatoren die Hoffnung nicht auf. «In den kommenden Wochen wird es kalte Nächte geben. Die Temperaturen sind tief, deshalb sind wir guten Mutes, dass die Seen jetzt noch ganz zufrieren», sagt Mendurin Kasper, Geschäftsführer des Engadin Skimarathons. Man habe am Morgen sehen können, dass die Löcher schon etwas mehr gefroren sind als am Vortag noch.

«Wenn die Seen jedoch nicht begehbar wären, dann haben wir immer zwei Alternativrouten bereit, welche den Marathon durchführbar machen würden.» Dem Marathon sollte so also nichts im Wege stehen.

Klimawandel in den Bergen doppelt so schnell

Trotzdem stellt sich die Frage, wie es mit dem Marathon in Zukunft weiter gehen wird. Die Erderwärmung schreitet voran und vom Klimawandel bleiben auch die Bündner Berge nicht verschont. Wenn die Seen zukünftig gar nicht mehr zufrieren, müsste man eine längerfristige Alternative ausarbeiten.

«Es wird zunehmend vorkommen, dass Wintersportevents in den Bergen wegen des Klimawandels verändert und überarbeiten oder gar gestrichen werden müssen», sagt Remo Fehr, Amtsleiter des Amtes für Natur und Umwelt Graubünden. Der Wintertourismus würde zukünftig immer stärker eingeschränkt werden und langfristig müsse man sich bezüglich dessen sicherlich Gedanken machen.

Vor allem in den Bergen sei der Klimawandel stark spürbar. «Der Temperaturanstieg geht in den Alpen doppelt so schnell voran. Das heisst, wenn die Temperaturen global um ein Grad ansteigen, dann steigen sie in den Bergen um zwei Grad», sagt Fehr. So merkt man die Erderwärmung in diesen Gebieten noch schneller und Wintersportarten werden bedroht.

Und zukünftig?

Jedoch glaubt Fehr nicht, dass das Engadin in naher Zukunft davon betroffen ist. «In Gebieten unter 1000 bis 1200 Metern ist dies klar eine Bedrohung, jedoch wird es in den Bergregionen, die höher liegen, nicht so schnell gehen.»

Auch Mendurin Kasper glaubt nicht, dass man sich in den folgenden Jahren erhebliche Sorgen um den Engadiner Skimarathon machen muss. «In den ganzen 53 Jahren, in denen der Engadiner stattfindet, ist es noch kein einziges Mal passiert, dass die Seen nicht zugefroren waren.» Letztes Jahr seien sie sogar so früh zugefroren gewesen wie noch nie zuvor.

«Dieses Jahr sind auch nicht die Temperaturen schuld, dass die Seen noch nicht gefroren sind, sondern ein ständiges Lüftchen, das geweht hat. Der leichte Wellengang hat ein komplettes Zufrieren verhindert», sagt Kasper. Jetzt sei dies aber vorbei und die tiefen Temperaturen können den Rest tun.

Natürlich müsse man sich irgendwann Gedanken um eine Alternative machen. Theoretisch seien sogar Abschnitte mit Kajak oder Stand-up-Paddel eine Option. «Aber dann müsste der Marathon wohl auf den Sommer verlegt werden», sagt Kasper und lacht.

Yasmin Stamm
Quelle: FM1Today
veröffentlicht: 7. Februar 2023 18:06
aktualisiert: 7. Februar 2023 18:06
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