Die Rutschgeschwindigkeiten der Felsmassen in einem Teil des Absturzhanges hätten sich in den letzten Monaten eher unerwartet beschleunigt und vorübergehend sogar Rekordwerte erreicht, erklärte am Informationsanlass in Tiefencastel der Geologe und Leiter des Brienzer Frühwarndienstes, Stefan Schneider. Dennoch könne der Frühwarndienst «mit sehr grosser Sicherheit ausschliessen», dass das Dorf gefährdet werde.
Grossvolumige Felsabbrüche sind laut dem Geologen Reto Thöny wegen der gestiegenen Geschwindigkeiten wahrscheinlicher geworden. Aber deren potenzielle Ausbreitungsreichweite ist kleiner geworden. Es besteht weiterhin eine erhebliche Gefährdung, aber nur noch in unbesiedelten Teilen des Bergsturzgebietes.
«Es gibt keine grosse Veränderung in der Gefährdung des Dorfes Brienz/Brinzauls», ordnete Christian Gartmann, Kommunikationsverantwortlicher der Gemeinde, die aktuellen Erkenntnisse gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA ein.
Verkleinerung der Planungszone in Aussicht
Für andere Dörfer der Gemeinde Albula im Bergsturzgebiet, Vazerol, Surava und Tiefecastel, hat sich die Lage sogar etwas entspannt. Nach einer Neubewertung empfiehlt die zuständige Gefahrenkommission des Kantons dort eine Verkleinerung der Planungszone mit deren Bauverboten, die 2020 wegen der sich abzeichnenden Bergsturzgefahr verhängt wurde. Das erklärte Andri Largiadèr, Forstingenieur des kantonalen Amtes für Wald und Naturgefahren.
Der Gemeindevorstand wird einen Entscheid dazu an seiner nächsten Sitzung treffen. «Wir werden die Empfehlungen der Gefahrenkommission nicht in Frage stellen und ihnen Folge leisten», stellte Gemeindepräsident Daniel Albertin der Bevölkerung in Aussicht.
«Keine Gefährdung mehr für Surava und Teile von Vazerol»
«Für den westlichen Teil von Vazerol und für Surava besteht keine Gefährdung durch Bergstürze mehr, für das Gewerbegebiet in Tiefencastel lediglich eine kleine Restgefährdung», schrieb dazu die Gemeinde Albula im neuesten Lagebulletin. Für Brienz bleibt das flächendeckende Bauverbot der Planungszone hingegen weiter bestehen.
«Jetzt dürfen wir zufrieden sein, dass wir die Planungszone in wesentlichen Teilen verkleinern können», erklärte Albertin. «Wir sind einen weiteren Schritt in Richtung mehr Sicherheit gerückt.» Vielleicht könne die Gemeinde in ein bis zwei Jahren weitere Teile von Vazerol aus der Planungszone entlassen, wenn neue Erkenntnisse vom bröckelnden und rutschenden Berg vorlägen. «Bis dann brauchen wir Geduld», sagte der Gemeindepräsident.
(sda)
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