Felssturz

Brienz wird evakuiert: «Manche Leute wissen noch nicht, wohin»

09.05.2023, 17:49 Uhr
· Online seit 09.05.2023, 17:34 Uhr
Bis spätestens Freitagabend, 18 Uhr, müssen die Einwohnerinnen und Einwohner des Bündner Bergdorfs Brienz ihre Sachen gepackt haben. Das gesamte Dorf wird evakuiert. Dies, weil sich die riesige Felsmasse immer stärker bewegt.

Quelle: CH Media Video Unit / Ramona De Cesaris und Pascal Meister

Anzeige

«Es ging alles viel schneller, als wir noch an Ostern gedacht haben. Nun ist die Phase orange eingeläutet», sagt Christian Gartmann, Informations- und Medienbeauftragter der Gemeinde Albula/Alvra. Bereits am Freitagabend um 18 Uhr muss das Dorf Brienz evakuiert sein. Ab dann dürfen die Bewohnerinnen und Bewohner nicht mehr im Dorf übernachten.

«Natur schickt den Berg Richtung Tal»

Die Stimmung bei den Betroffenen sei ganz verschieden. Unmut stelle man jedoch nicht fest. «Es ist keine menschengemachte Tragödie, sondern es ist die Natur, die den Berg Richtung Tal schickt. Man kann deshalb niemandem etwas vorwerfen und das sehen die Leute auch», sagt Gartmann.

«Einige hoffen immer noch, dass nichts passiert. Andere haben die Gefahr akzeptiert und ihr Zuhause komplett geräumt.» Wohin die Leute gehen, sei individuell, so Gartmann. «Die einen können zu Familienmitgliedern oder Freunden gehen, andere haben sich irgendwo eingemietet. Manche haben jedoch noch keine Lösung. Diese erhalten Unterstützung von der Gemeinde.»

«Keine Überraschung»

Die Felsmasse bewegt sich so stark, dass in den kommenden ein bis drei Wochen damit zu rechnen ist, dass diese abbricht. «Für die Geologen war deshalb klar, dass jetzt die Zeit ist, um zu evakuieren. Für die Leute im Dorf ist das keine Überraschung, jedoch ist es trotzdem eine sehr schwierige Situation», so Gartmann. Die Evakuierung sei noch genug früh, mindestens vier Tage bis zu einem möglichen Felsrutsch habe man spatzig.

Massnahme kann mehrere Monate bestehen

«Die Evakuierung ist eine vorübergehende Sicherheitsmassnahme. Sie wird dann aufgehoben, wenn die Gefahr vorbei ist. Das kann einige Wochen bis mehrere Monate lang dauern. Die Brienzer Bevölkerung muss sich auf eine lange Zeit ausserhalb ihres Dorfes einstellen», sagt Gartmann. Ob das Dorf wirklich beschädigt wird, könne aktuell unmöglich vorausgesagt werden.

«Leben wird für einige sehr kompliziert»

Die Menschen sollen all das mitnehmen, was die Versicherung nicht ersetzen kann – ebenso Gegenstände, die dringend benötigt werden. «Für einige Brienzerinnen und Brienzer wird das Leben nun sehr kompliziert. Sie haben teilweise viel längere Arbeitswege und einige Kinder müssen wegen des Gemeindewechsels eine andere Schule besuchen. Diese Verkomplizierung wollen wir den Menschen nur so lange zumuten, wie es unbedingt nötig ist», so Gartmann.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 9. Mai 2023 17:34
aktualisiert: 9. Mai 2023 17:49
Quelle: FM1Today

Anzeige
Anzeige