Bergbahnen

«Das ist inakzeptabel – wir sind sehr enttäuscht»

· Online seit 30.04.2020, 06:55 Uhr
Der Verband der Bündner Bergbahnen ist enttäuscht: Erst Anfang Juni sollen die Bahnen wieder Personen transportieren dürfen. Der Verband fordert, dass die Bergbahnen gleich behandelt werden wie der öffentliche Verkehr.
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«Wir sind sehr enttäuscht und es ist unserer Meinung nach inakzeptabel, dass der Bundesrat uns wieder mit einer Planungsunsicherheit zurück lässt.» Martin Hug, Präsident des Verbands der Bergbahnen Graubünden, spricht klare Worte. Die Bergbahnen-Branche habe bei der Medienkonferenz des Bundesrats am Mittwoch eine erneute Niederlage einstecken müssen. «Wir werden voraussichtlich am 27. Mai über eine Öffnung am 8. Juni informiert und das ist schlicht und ergreifend ein viel zu kurzer Vorlauf, um innerhalb einer Woche die Leute zu rekrutieren und die Betriebe hochzufahren.»

Ungewissheit bringt wirtschaftliche Schäden

Die Bergbahnen hätten sich eine schrittweise Wiedereröffnung erhofft und dass sie gleich behandelt werden wie der öffentliche Verkehr: «Die Schutzmassnahmen, wie sie für den ÖV gelten, hätten auch die Bergbahnen mindestens so sicher einhalten können.» Martin Hug sieht die Bergbahnen als gleichwertigen Teil der Mobilitätslandschaft Schweiz.

«Wir haben dem Bundesrat ein Schutzkonzept präsentiert. Mit kurzen Fahrten und unter Einhaltung des Social Distancings hätten wir den Menschen ermöglichen können, ab dem 11. Mai wieder in den Wandergebieten unterwegs zu sein.» Antworten zu diesem Schutzkonzept versprach der Bundesrat am Mittwoch aber erst auf den 27. Mai.

«Durch jeden Tag in Ungewissheit und jeden Tag, an dem wir nicht zurück an unseren Arbeitsplatz gehen können, werden die wirtschaftlichen Schäden grösser», sagt Martin Hug. Derzeit würden keine Jahres- oder Saisonabos verkauft. Die Umsatzeinbussen, zusammen mit den Ausfällen im Winter, würden derzeit bei weit über 300 Millionen Franken liegen: «Über 10'000 Personen sind in der Branche von Kurzarbeit betroffen oder haben keinen Job mehr.» Ausserdem würden die Bergbahnen derzeit auf Investitionen und Revisionen aufgrund von Liquiditätsengpässen verzichten.

«Wir werden für unsere Interessen kämpfen»

Die wirklichen finanziellen Folgen zeigen sich gemäss Martin Hug aber erst in rund einem Jahr: «Die Bergbahnen verdienen ihr Geld im Winter und nutzen dieses dann im Sommer, um die Bahnen in Stand zu halten und Revisionen zu finanzieren.» Das Sommergeschäft mache nur rund 15 Prozent des jährlichen Umsatzes aus. Da die Bergbahnen im kommenden Winter mit einem Rückgang internationaler Gäste rechnen, seien finanzielle Folgen unabdingbar: «Wir rechnen damit, dass uns im nächsten Winter bis zu 30 Prozent der Umsätze fehlen werden. Dadurch könnten auch gesunde Bergbahnen im Sommer nicht im gleichen Masse investieren.» Die Bremsspuren des Coronavirus werden die Bergbahnen im Sommer 2021 so richtig spüren.

«Wir werden jetzt für unsere Interessen kämpfen und versuchen, mit Argumenten und Fakten den Bundesrat zu überzeugen, aus dem ‹voraussichtlich› ein ‹definitiv› zu machen.» Damit die Bergbahnen sich schon jetzt auf die Öffnung Anfang Juni vorbereiten können.

veröffentlicht: 30. April 2020 06:55
aktualisiert: 30. April 2020 06:55
Quelle: FM1Today

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