«Das Ziel ist eine eigene Weberei in diesem Jahr»
Der Anspruch, den das Bündner Outdoor-Label Rotauf hat, ist bemerkenswert: Die Produktion qualitativ hochwertiger Outdoor-Bekleidung, die möglichst gänzlich in der Schweiz hergestellt wird und die besonders hohen ökologischen Standards entspricht. «Wir sind hierzulande die einzige Firma, die nach dem Greenpeace-Standard Detox produziert», sagt Oliver Gross, der seit 2016 Geschäftsführer von Rotauf ist, deren Sitz im Churer Rheinquartier liegt.
Rotauf stellt Outdoor-Bekleidung wie Jacken, Hosen, Unterwäsche und Baumwoll-Pullis her. Alle Produkte werden hier designt und deren Herstellung in der Schweiz organisiert und kontrolliert.
Schweizer Textilbetriebe verlieren Know-How
Diese radikale Swiss-Made-Philosophie kämpft mit der Schwierigkeit einer laufend schwindenden Textilindustrie. «Die Betriebe schliessen oder verlagern ihre Produktion ins Ausland. Deshalb ist es derzeit nicht immer möglich, alle Zutaten für unsere Produkte, wie zum Beispiel Reissverschlüsse, aus der Schweiz zu beziehen», sagt Gross. Rotauf arbeitet in der Schweiz mit 25 kleineren Textilunternehmen zusammen. «Das Knowhow dieser Firmen ist sehr wertvoll.»
Deshalb ist es für Gross sehr hart mitanzusehen, wenn altehrwürdige Schweizer Betriebe wie die Weberei Jenny Ziegelbrücke ihren Betrieb einstellen. Mit Jenny verschwanden im Mai knapp 200 Jahre Weberei-Erfahrung aus der Schweiz. «Wir sind danach zur Appenzeller Weberei Alumo gewechselt.» Doch schon im September gab Alumo, die zur Alba-Gruppe gehört, bekannt, dass die Produktion der Weberei Weba nach Ägypten verlagert wird. 20 Arbeitsplätze gingen verloren und auch hier ist ein beinahe 80-jähriges Weberei-Knowhow verschwunden.
Rotauf will Weberei-Arbeitsplätze schaffen
Allerdings kann die Schweizer Textilindustrie bei der Produktion von hochtechnologischem Gewebe, die es für Outdoor-Bekleidung braucht, kaum mithalten. Und gerade auf solche hochkomplexen Stoffe hatte sich Rotauf in Zusammenarbeit mit den beiden Webereien spezialisiert. «Die Konkurrenz ist zugegebenermassen riesig. Diese Textilien kommen aus China, wo sie seit 30 Jahren produziert werden. Wir haben da erst vier Jahre Erfahrung, das ist ein Kernproblem.» Doch dieses will Rotauf nun gezielt angehen. «Wir planen jetzt eine eigene Weberei, die sowohl Synthetik-, Baumwoll- als auch Leinenstoffe herstellen kann. Das Ziel ist, sie im Verlauf des Jahres zu eröffnen.»
Somit könnten dereinst für einmal nicht Arbeitsplätze in der Textilindustrie verloren, sondern geschaffen werden.
Hohe Preise in der Schweiz
«Mit einer eigenen Weberei sind wir in der Lage, unser Wissen weiter aufbauen und haben die Kontrolle, dass es nicht gleich wieder verloren geht.» Gross ist überzeugt, dass eine solche Weberei in der Schweiz gute Chancen hat, bestehen zu können. «Die Preise, die von Schweizer Webereien verlangt werden, können wir durchaus bezahlen, ein Absatzmarkt besteht also.»
Besonders die Preise sind in der Textilbranche ein grosses Thema, in der Schweiz sind sie um ein x-faches höher als im Ausland, nicht nur jene der Stoffe, auch jene der Nähereien. Gemäss Gross kann ein T-Shirt in Bangladesch für 25 Rappen produziert werden, in der Schweiz kostet es knapp 17 Franken. Trotzdem, alles was Rotauf verkauft, wurde auch in der Schweiz genäht. «Hier haben wir unser Ziel des radikalen Swiss Made erreicht.»
Bio-Merino-Schafe aus dem Thurgau
Übrigens: Seit neuestem ist auch eine Swiss-Merino-Mütze im Sortiment. Die Wolle stammt vollständig von Schweizer Bio-Merino-Schafen aus dem Jura, dem Emmental und dem Thurgau. «Die Transparenz ist uns enorm wichtig. Wir wollen unseren Kunden klar darlegen können, was woher kommt und wo produziert wurde.»