Update: «Felsstücke so gross wie ein Kleinbus» – so ist die Lage in Brienz | FM1Today
Update zum Felssturz

«Felsstücke so gross wie ein Kleinbus» – so ist die Lage in Brienz

Cynthia Sieber, 30. Mai 2023, 16:56 Uhr
Wegen des drohenden Felssturzes darf das Bergdorf Brienz nicht mehr betreten werden. Die Geschwindigkeit der Insel steigt noch immer und bewegt sich drei Mal schneller talwärts als beim Entscheid der Evakuierung vor drei Wochen.

Quelle: FM1Today/Philomena Koch

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Vor Pfingsten hätten die Brienzerinnen und Brienzer in drei Zeitfenstern ihr Heimatdorf besuchen dürfen. Doch das war aufgrund der Sichtverhältnisse am Donnerstag und Freitag nicht möglich.

«Die Unsicherheit und die Gefahr waren zu gross. Sicherheit geht in jedem Fall vor», sagt Christian Gartmann, Mitglied des Gemeindeführungsstabs und Kommunikationsbeauftragter der  Gemeinde Albula/Alvra. Die Situation werde laufend beobachtet.

«Wir halten aktiv den Kontakt mit der Bevölkerung und bieten Informationsveranstaltungen und eine Hotline an.» Die Hotline werde laut Gartmann rege genutzt, über 200 Anrufe habe es bereits gegeben.

Und: «Die Fachleute, welche die Hotline betreuen, rufen die Evakuierten aktiv an. So können wir uns ein Bild davon machen, wie es ihnen geht.» Auf diese Weise könne man die Brienzerinnen und Brienzer in dieser Situation «so gut es geht» unterstützen.

Berg wurde nie langsamer

«Der Berg beschleunigt sich rapide», erklärt Gartmann. «Wir haben heute das Dreifache an Geschwindigkeit als noch am Tag der Evakuierung.»

«Wäre das beste Szenario»

Felsstürze würden nun rasch auftreten können, da der westliche Teil des Berges sich stark beschleunige. «Blockschläge sind ein Thema. Das sind teils sehr grosse Stücke, die abbrechen, welche so gross wie ein Kleinbus sein können», so Gartmann.

Was also eine Weile beruhigter war, sei nun wieder aktiver geworden: «Felsstürze können nun rasch auftreten. Das wären dann einige 1000 bis einige 100'000 Kubikmeter Gestein, die abstürzen.»

Wenn es zu solchen «kleineren» Felsstürzen komme, habe dies den Vorteil, dass das Gestein zwar auf die Wiese rollt, nicht aber bis ins Dorf – dafür brauche es wesentlich mehr. Auch das grössere Geröll bleibe so liegen.

«Für uns wäre es das beste Szenario, wenn der Berg in kleinen Portionen abstürzt», sagt Gartmann. Wenn die Insel in einem Schlag runterkommen würde, würde man von einem Bergsturz sprechen. Das wären dann mehr als eine halbe Million Kubikmeter Gestein, was das Dorf stark beschädigen könnte.

Am Dienstagmittag um kurz vor 13 Uhr löste sich erneut Gestein und stürzte den Hang hinunter. Es staubte über den ganzen Hang und Bäume wurden platt gerollt, dann kam der grösste Stein zum Stillstand.

Gartmann sagt: «Blockschläge wie am Dienstagmittag oder Felsstürze sind für das Dorf am wenigsten gefährlich. Aber es kann lange dauern, bis sich die Lage in keinen Abbrüchen entscheidend entschärft.» Die Geologen schätzen den Blockschlag von Dienstag auf einige Dutzend Kubikmeter.

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Quelle: FM1Today
veröffentlicht: 30. Mai 2023 18:56
aktualisiert: 30. Mai 2023 18:56
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