«Felsstücke so gross wie ein Kleinbus» – so ist die Lage in Brienz
Quelle: FM1Today/Philomena Koch
Vor Pfingsten hätten die Brienzerinnen und Brienzer in drei Zeitfenstern ihr Heimatdorf besuchen dürfen. Doch das war aufgrund der Sichtverhältnisse am Donnerstag und Freitag nicht möglich.
«Die Unsicherheit und die Gefahr waren zu gross. Sicherheit geht in jedem Fall vor», sagt Christian Gartmann, Mitglied des Gemeindeführungsstabs und Kommunikationsbeauftragter der Gemeinde Albula/Alvra. Die Situation werde laufend beobachtet.
#InfoGFS Die Unsicherheit in der #Vorhersage besteht weiter. Deshalb konnte die #Sicherheit einer Öffnung heute und am Wochenende nicht gewährleistet werden. Wir können nicht ausschliessen, dass wieder eine exponentielle Beschleunigung einsetzt. #Geduld #BrienzerRutsch
— Gemeinde Albula/Alvra (@AlbulaAlvra) May 26, 2023
«Wir halten aktiv den Kontakt mit der Bevölkerung und bieten Informationsveranstaltungen und eine Hotline an.» Die Hotline werde laut Gartmann rege genutzt, über 200 Anrufe habe es bereits gegeben.
Und: «Die Fachleute, welche die Hotline betreuen, rufen die Evakuierten aktiv an. So können wir uns ein Bild davon machen, wie es ihnen geht.» Auf diese Weise könne man die Brienzerinnen und Brienzer in dieser Situation «so gut es geht» unterstützen.
Berg wurde nie langsamer
«Der Berg beschleunigt sich rapide», erklärt Gartmann. «Wir haben heute das Dreifache an Geschwindigkeit als noch am Tag der Evakuierung.»
«Wäre das beste Szenario»
Felsstürze würden nun rasch auftreten können, da der westliche Teil des Berges sich stark beschleunige. «Blockschläge sind ein Thema. Das sind teils sehr grosse Stücke, die abbrechen, welche so gross wie ein Kleinbus sein können», so Gartmann.
#Hintergrund: Als #Felssturz bezeichnen wir das schnelle Abstürzen von mehreren tausend bis einigen hunderttausend Kubikmetern Felsmaterial.
— Gemeinde Albula/Alvra (@AlbulaAlvra) May 29, 2023
Felsstürze können auch vor einer Phase BLAU auftreten. Sie sind keine Gefahr für das Dorf und darunter liegende Strasse und Bahn.
Was also eine Weile beruhigter war, sei nun wieder aktiver geworden: «Felsstürze können nun rasch auftreten. Das wären dann einige 1000 bis einige 100'000 Kubikmeter Gestein, die abstürzen.»
Wenn es zu solchen «kleineren» Felsstürzen komme, habe dies den Vorteil, dass das Gestein zwar auf die Wiese rollt, nicht aber bis ins Dorf – dafür brauche es wesentlich mehr. Auch das grössere Geröll bleibe so liegen.
#InfoGFS Der Georadar zeigt im westlichen Teil der #Insel die höchsten Geschwindigkeiten und wir sehen vermehrte Blockschläge aus diesem Gebiet. #Felsstürze können auch schon vor einer Phase BLAU auftreten. Unbedingt die #Sperrzone beachten. #Sicherheit #BrienzerRutsch pic.twitter.com/DRSdFYjBsw
— Gemeinde Albula/Alvra (@AlbulaAlvra) May 29, 2023
«Für uns wäre es das beste Szenario, wenn der Berg in kleinen Portionen abstürzt», sagt Gartmann. Wenn die Insel in einem Schlag runterkommen würde, würde man von einem Bergsturz sprechen. Das wären dann mehr als eine halbe Million Kubikmeter Gestein, was das Dorf stark beschädigen könnte.
Am Dienstagmittag um kurz vor 13 Uhr löste sich erneut Gestein und stürzte den Hang hinunter. Es staubte über den ganzen Hang und Bäume wurden platt gerollt, dann kam der grösste Stein zum Stillstand.
Gartmann sagt: «Blockschläge wie am Dienstagmittag oder Felsstürze sind für das Dorf am wenigsten gefährlich. Aber es kann lange dauern, bis sich die Lage in keinen Abbrüchen entscheidend entschärft.» Die Geologen schätzen den Blockschlag von Dienstag auf einige Dutzend Kubikmeter.
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