Graubünden

Grossrat will Rudel eliminieren – «Dabei geht es nur um Aufmerksamkeit»

· Online seit 15.02.2023, 15:11 Uhr
Das Bündner Parlament möchte das ganze Wolfsrudel «Beverin» sofort beseitigen. Eine rechtliche Grundlage dafür gibt es nicht. Für Tierschutzvereine geht dieser Schritt zu weit. Dabei gehe es um reine Symbolpolitik.
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Die Februarsession des Grossen Rates Graubünden ist derzeit im Gange. Einmal mehr sorgte der Wolf für Diskussionen. Die Mehrheit des Kantonsparlaments überwies am Dienstag einen Vorstoss, der von der Regierung einen Abschuss des gesamten Beverin-Rudels verlangt – samt Welpen. Damit möchte das Parlament ein Zeichen setzen.

«Gewisse Kreise sind einfach immer noch nicht zufrieden»

Für WWF-Graubünden handelt es sich bei diesem Entscheid um reine Symbolpolitik. «Das bewirkt gar nichts», sagt Anita Mazzetta, Grossrätin und Geschäftsleiterin von WWF Graubünden. Das Bundesgesetz regle nämlich ganz genau, wann Wölfe abgeschossen und wann Rudel reguliert werden können. Der Inhalt dieses Vorstosses aber sei nicht im Rahmen des Gesetzes.

Mit der Revision des Jagdgesetzes, das im Dezember überarbeitet wurde, sei man erst kürzlich auf nationaler Ebene einen Kompromiss eingegangen und Umweltorganisationen hätten Hand geboten, so Mazzetta. Diese Revision lasse einen grossen Eingriff in die Reduzierung der Wolfspopulation zu.

Gewisse Kreise seien damit nach wie vor nicht zufrieden und würden auf die Ausrottung des Wolfes zielen. «Das Jagdgesetz muss jetzt umgesetzt werden. Jetzt kann nicht jeder Kanton einfach das machen, was er gerade will», führt Mazzetta aus. Viel mehr habe die Stärkung des Herdenschutzes Priorität.

Herdenschutz statt Abschuss

Auf ein Nebeneinander von Wolf und Mensch möchte auch der Verein CHWolf hinarbeiten. Er geht sogar noch weiter, setzt sich gegen das neue Jagdgesetz ein und hat ein Referendum dagegen ergriffen.

Das Gesetz schütze den Wolf nicht mehr genug, sondern lasse eine unsinnige und masslose Tötung und letale Regulierung zu, wie der Verein auf der Webseite schreibt. Auch er sieht die Lösung in einem effizienteren Herdenschutz.

«Alle Alpen, die den Herdenschutz gut umsetzen, beweisen, dass es funktionieren kann», sagt Vereinspräsidentin Christina Steiner. Leider werde der Schutz nach wie vor nicht überall gut genug oder gar nicht umgesetzt.

Für Steiner ist klar, dass das Bundesamt für Umwelt diesen Vorstoss nicht genehmigen wird. «Das Parlament weiss auch, dass sie rechtlich damit nicht weit kommen. Dabei möchte man lediglich Druck auf die Politik ausüben und Aufmerksamkeit erhalten», führt Steiner aus.

«Wolfsangriffe nehmen stetig zu»

Den Befürwortern zufolge ist der Vorstoss richtig und wichtig. “Er ist notwendig, damit Wölfe, die ein problematisches Verhalten aufweisen, rasch eliminiert werden können”, sagt Walter Grass, SVP-Fraktionspräsident im Bündner Grossrat.

Die Bevölkerung soll damit endlich entlastet werden. «Die Wolfsangriffe nehmen stetig zu. Im Jahr 2022 wurden in Graubünden über 500 Nutztiere gerissen», so der Fraktionspräsident. Daher ist es Zeit für jede Verschärfung, um Problemwölfe zu eliminieren.

Weiter ist das revidierte Jagdgesetz noch nicht in Kraft und lässt nur Abschüsse von September bis Dezember zu. «Doch die Alpzeit startet bereits im Juni», sagt Grass.

Was dieser Vorstoss schlussendlich bewirken soll, ist unklar. Die Regierung betont, dass gegen geltendes Recht nicht verstossen wird.

veröffentlicht: 15. Februar 2023 15:11
aktualisiert: 15. Februar 2023 15:11
Quelle: FM1Today

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