Lange galt der Sozialdemokrat Degiacomi (SP) als Favorit für das Amt des Stadtpräsidenten. Auch nach dem ersten Wahlgang am 9. Juni lag der SP-Mann mit 3'356 Stimmen fast tausend Stimmen vor Meuli.
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Beim zweiten Wahlgang schaffte es Degiacomi auf 4'309 Stimmen. Meuli hingegen erreichte 4327 Stimmen. Weil die Differenz weniger als 0,3 Prozent beträgt, muss die Stadt Chur am Montag eine amtliche Nachzählung durchführen. Die Wahlbeteiligung lag beim ersten Wahlgang bei 40,6 Prozent, beim Zweiten schrumpfte sie auf 36,1 Prozent.
Bürgerliche Allianz verhalf zum Sieg
Der Grund für das knappe Resultat und das Scheitern Degiacomis sah dieser in der Annahme vieler, dass die Wahl nach dem ersten Ergebnis «bereits gelaufen» war. Vielleicht seien deswegen viele beim zweiten Wahlgang nicht mehr an die Urne gegangen, sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Degiacomi amtet bereits seit 2017 als Churer Stadtrat und vertrat auch seit 2021 den wegen Amtszeitbeschränkung ausgeschiedenen Präsidenten Urs Marti (FDP).
Meuli hingegen begründete seinen knappen Wahlerfolg mit der grossen Unterstützung der bürgerlichen Allianz bestehend aus der Mitte, der SVP und der FDP. Diese habe ihm nochmals einen «Schub» gegeben, so Meuli zu Keystone-SDA.
Erst am 9. Juni wurde der langjährige Gemeinderat und FDP-Fraktionspräsident im Stadtparlament in den dreiköpfigen Stadtrat gewählt worden. Mit ihm schaffte es auch Simon Gredig (Grüne) auf Anhieb ins Gremium. Die bisherige Stadträtin Sandra Maissen (Mitte), welche zu Beginn auch für das Stadtpräsidium kandidierte, war überraschend abgewählt worden.
Neuanfang im Stadtrat
Meuli wolle nun in seinem neuen Amt als erstes ein gutes Klima im dreiköpfigen Stadtrat schaffen, welches zuletzt intern wie extern kritisiert worden war, sagte er im Gespräch weiter. Er sei sich sicher, dass die neue Zusammensetzung des Gremiums «vorwärts schaue».
Ein erster Schritt um neues Vertrauen zu gewinnen sei bereits die Departementsverteilung von vergangener Woche. Meuli übernimmt demnach das Departement Finanzen Wirtschaft Sicherheit von Urs Marti. Gredig erhielt das Departement Bau Planung Umwelt von Sandra Maissen und Degiacomi führt weiterhin das Departement Bildung Gesellschaft Kultur.
Den knappen Ausgang der Präsidiumswahl werde das Klima im Stadtrat nicht belasten, waren sich beide Kandidaten sicher. «Wir haben fair gekämpft», so Degiacomi. Meuli ist sich sicher, dass beide dies «professionell handhaben» würden. Das Recht, der Nachzählung am Montag beizuwohnen, nehmen beide Kandidaten nicht war. Degiacomi vertraut den Zählenden der Stadt, wie er sagte «voll und ganz». Meuli reist am Montag in die Toscana.
(sda/red.)