FM1-Land

Kampf gegen Töffunfälle: «Junge überschätzen sich»

· Online seit 14.05.2023, 12:40 Uhr
Laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) könnten zwei Drittel aller Motorradunfälle durch defensives Fahren verhindert werden. Zum Auftakt der diesjährigen Töffsaison lanciert die Kantonspolizei Graubünden darum eine Präventionskampagne.
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Mit den frühlingshaften Temperaturen wird auch wieder die Töffsaison eingeläutet. Gemäss dem Bundesamt für Strassen (Astra) gab es schweizweit 1109 schwere Motorradunfälle im vergangenen Jahr, davon endeten 46 tödlich.

Tempo und Unaufmerksamkeit

Laut dem BFU machen motorisierte Zweiradfahrer rund ein Viertel aller Schwerverletzten bei Verkehrsunfällen in der Schweiz aus. Das spiegelt ein hohes Verletzungsrisiko wider, denn Personen auf Motorrädern tragen nur drei Prozent zu den insgesamt zurückgelegten Motorfahrzeugkilometern auf Schweizer Strassen bei.

Hauptursachen für Motorradunfälle sind Geschwindigkeit und Unaufmerksamkeit – Aspekte, die sich verhindern liessen. Auch Selbstüberschätzung macht das Motorradfahren gefährlich. Die Kantonspolizei Thurgau beobachtet laut Mediensprecher Daniel Meili, dass «gerade im jungen Alter das Fahrkönnen teilweise überschätzt wird».

Freiheit auf zwei Rädern

Das Motorradfahren ist für viele Fahrerinnen und Fahrer mit Leidenschaft verbunden. Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der St.Galler Kantonspolizei, betont: «Die Strasse ist ein denkbar schlechter Ort, um Aggressionen, Frust oder auch Euphorie zu kompensieren.» Die Fahrt solle nicht als emotionales Ventil verwendet werden. «Das Motorradfahren verlangt ein hohes Mass an Disziplin und Aufmerksamkeit.»

Zudem mangelt es, insbesondere zu Beginn der Töffsaison, vielen Lenkerinnen und Lenkern an Routine. Deshalb beteiligt sich die Kapo Graubünden, wie auch in früheren Jahren, an der Finanzierung von Töffkursen. Neben einem Fahrtraining teilen dort Motorradpolizisten ihre Erfahrungswerte und geben Tipps zur Vermeidung von Unfällen. Ziel ist es, «das Gefahrenbewusstsein zu schärfen», sagt Roman Rüegg, Mediensprecher der Kantonspolizei Graubünden.

Die Kantonspolizei Graubünden kooperiert auch eng mit dem kantonalen Tiefbauamt, welches für die Strasseninfrastruktur zuständig ist. Dabei werden Unfallschwerpunkte auf allfälliges Verbesserungspotenzial untersucht und gegebenenfalls angepasst. 

Wendig und schnell 

Die charakteristischen Eigenschaften des Töfffahrens sind genauso verlockend wie verhängnisvoll. Die fehlende Karosserie um die lenkende Person führt dazu, dass Fehleinschätzungen und Fahrfehler gravierendere Folgen haben als beim Auto. Auch werden Motorräder oftmals erst zu spät oder gar nicht von anderem Verkehrsteilnehmenden wahrgenommen. Hier empfiehlt es sich, Warnwesten und farbige Bekleidung zu tragen.

Lieber einmal zu viel bremsen

Um das Sicherheitsdenken gezielt zu fördern, werden in Graubünden Plakate entlang beliebter Motorradrouten in allen drei Kantonssprachen angebracht. Simple und einprägsame Sujets sollen an über 50 Standorten für die Gefahr im Verkehr sensibilisieren. Angesprochen werden dabei alle Verkehrsteilnehmenden, nicht nur jene auf dem Töff.

(mnu)

veröffentlicht: 14. Mai 2023 12:40
aktualisiert: 14. Mai 2023 12:40
Quelle: FM1Today

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