Topfavoritin Neff verpasst Einzelmedaille

08.09.2018, 16:11 Uhr
· Online seit 08.09.2018, 03:00 Uhr
Jolanda Neff konnte ihren WM-Titel aus dem Vorjahr am WM-Heimspiel in Lenzerheide nicht verteidigen. Körperlich angeschlagen reichte es der 25-jährigen Ostschweizerin nur zu Rang 4.
Anzeige

Um 15 Sekunden verpasste die erkältete und wegen eines Trainingssturzes nicht zu 100 Prozent fitte Neff das WM-Podest. Dieses bildeten die Sensationssiegerin Kate Courtney, die zweitplatzierte Dänin Annika Langvad und die Kanadierin Emily Batty.

Keine Überraschung

Es war natürlich eine Enttäuschung für Neff und am vierten WM-Tag der erste Dämpfer für Swiss Cycling nach Goldmedaillen im Team-Wettkampf, bei den Junioren und den U23-Frauen. Es war aber, wie sich herausstellte, entgegen der weitläufigen Annahme kein überraschender Ausgang. Neff war nämlich nicht so fit, wie sie die Öffentlichkeit in den letzten Tagen hat glauben lassen.

«Mir fehlte die Kraft»

Bei einem harmlosen Sturz war Neff am Montag unglücklich aufs Knie gefallen, zudem schleppte sie eine Erkältung durch die Heim-WM. All das erzählte Neff im Nachgang. Bis zuletzt hatte sie gehofft, im Rennen aus sich herausgepresst, was ging. «Ich kann mir nichts vorwerfen», sagte sie. Schliesslich aber musste sie erkennen: «Mir fehlte schlicht die Kraft.»

Bewusst ging es die als Blitzstarterin bekannte Neff diesmal nicht zu schnell an - nicht wie am Mittwoch im Team-Wettkampf, als sie sich im ersten Anstieg übernahm und dafür büsste. Doch anders als drei Tage zuvor, als sie dank den starken Teamkollegen mit einem blauen Auge davonkam und dennoch triumphierte, war sie nun auf sich alleine gestellt. Und selbst «fehlten mir die letzten Prozent».

Courtney legt Zacken zu

Drei wichtige Rennen hat Neff vor der WM gewonnen, den EM-Titel geholt und den Gesamtweltcup für sich entschieden. Doch unter den veränderten Voraussetzungen eröffneten sich den anderen ungeahnte Möglichkeiten. Annika Langvad, Neffs Hauptkonkurrentin in dieser Saison, schob sich zunächst in die Pole-Position. Lange führte die Weltmeisterin von 2016 das Rennen an, in dem sich die grobe Hierarchie bereits auf der ersten von sieben Runden ergeben hatte. Auf der Schlussrunde aber beging sie einen Fehler und setzte die erste Verfolgerin Kate Courtney noch einmal einen Zacken zu. Es kam zum entscheidenden Leaderwechsel. Dahinter verkürzte Neff ihren Rückstand auf den dritten Podestplatz auf der Schlussrunde zwar noch, die Hypothek, die sich vor allem zu Beginn einhandelte, liess sich nicht mehr wettmachen.

Erst seit diesem Jahr Profi

Der Triumph von Courtney kann zweifelsohne als dicke Überraschung bezeichnet werden. Die 22-jährige Kalifornierin, die am Fuss des Mount Tamalpais aufgewachsen ist, der Legende nach dem Geburtsort des Mountainbike-Sports, war zwar im Vorjahr bei den U23-Frauen die Nummer 1 im Weltcup und an der WM Zweite hinter Sina Frei, doch bei der Elite war der 6. Platz vor einem Monat in Mont-Sainte-Anne ihr Bestergebnis. Erst seit diesem Jahr ist Courtney als Profi unterwegs. Zuvor hatte sie an der Stanford-Universität den Bachelor-Abschluss in Human-Biologie erlangt.

veröffentlicht: 8. September 2018 03:00
aktualisiert: 8. September 2018 16:11
Quelle: SDA

Anzeige
Anzeige