Wegen Hitzewelle

Hohe Wassertemperaturen: «Es wird nun prekär für die Fische»

20.07.2022, 05:44 Uhr
· Online seit 20.07.2022, 05:40 Uhr
Die hohen Temperaturen machen nicht nur uns Menschen zu schaffen. Schweizweit leiden Fische unter den erhöhten Wassertemperaturen. Im FM1-Land mussten gar schon Notabfischungen durchgeführt werden, um die Tiere vor dem sicheren Tod zu bewahren.
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Der Schweizerische Fischereiverband befürchtet ein Massensterben. Das schreibt er am Dienstag in einer Mitteilung. Der Grund: Kältebedürftige Fische wie Forellen und Äschen leiden zurzeit stark. Der Verband rechnet gar mit einer «Tragödie».

«Situation ist sehr bedenklich»

Auch in den Gewässern im FM1-Land sind die erhöhten Temperaturen bereits zu spüren. Seit fünf Tagen mussten im Kanton St.Gallen täglich Gewässer abgefischt werden. Die Tiere werden danach in andere, kühlere Gewässer verlegt. Diese Problematik werde sich in den nächsten Tagen noch verschärfen, sagt Michael Kugler, Fachmitarbeiter Fischerei beim Amt für Natur, Jagd und Fischerei, gegenüber FM1Today. «In gewissen Bereichen ist die Situation sehr bedenklich, vor allem im Rheintal, zum Teil auch im Toggenburg. Es gibt effektiv schon Situationen, in denen die Fische sterben und Massnahmen eingeleitet werden mussten.»

Besonders Äschen, Forellen und Groppen leiden aktuell, da sie zu den kälteliebenden Arten gehören. «Ab 25 Grad Wassertemperatur wird es für sie kritisch und sie sterben», sagt Kugler. Im Rheintal gebe es Gewässer, in welchen bereits um die 30 Grad gemessen werden. «Dadurch kommen auch andere Arten stark in Bedrängnis.»

Warmes Wasser führt zu Stress und Sauerstoffmangel

Ähnliches heisst es aus dem Kanton Thurgau. Im Laufe einer Woche habe sich dort die Situation verschärft, sagt Roman Kistler, Leiter der Jagd- und Fischereiverwaltung: «Die Pegel sind deutlich gesunken und unter der durchschnittlichen Wasserführung. An gewissen Orten wird es nun prekär für die Fische.»

Quelle: FM1Today/Marija Lepir

Durch die Hitze gehe die Wassermenge zurück und die Fische können sich nicht mehr fortbewegen. «Zudem kommen die Fische in einen physiologischen Stress. Ausserdem bricht der Sauerstoffgehalt im Wasser zusammen und die Fische ersticken», sagt Kistler. Bisher mussten deshalb im Thurgau fünf Gewässer abgefischt werden. Eine aussergewöhnliche Situation, auch wenn sich in den letzten Jahren aufgrund des Klimawandels eine gewisse Regelmässigkeit entwickelt habe, sagt der Amtsleiter.

Niedrige Abflüsse an Inn und Hinterrhein

Zu einem allgemeinen Fischsterben ist es in den Kantonen aber noch nicht gekommen. Dies bestätigt auch der Kanton Graubünden auf Anfrage. Die Lage sei insgesamt soweit als stabil zu betrachten. Zu Notabfischungen ist es aber auch dort bereits gekommen. Dies, weil sich an mehreren Seitengewässern des Inns im Unterengadin und abschnittweise an Zubringern des Hinterrheins sehr niedrige Abflüsse zeigen.

Nachhaltige Entspannung für die Situation würde nur der Regen bringen, und dies über längere Zeit. Vorerst ist dieser aber nicht in Aussicht. Deshalb könnten auch weitere Massnahmen zum Zug kommen. «Die Fische suchen Seitengewässer, die im Schatten sind. Das sind vielfach auch die Plätze, wo gebadet wird. Regional kann es in St.Gallen passieren, dass wir uns überlegen, gewisse Abschnitte zu schützen», sagt Michael Kugler. Auch im Kanton Thurgau will man die Bevölkerung darauf aufmerksam machen, dass an gewissen Stellen nicht gebadet werden soll, sagt Roman Kistler.

Keine Prognosen für den Sommer

Doch wie weiter, wenn sich die Situation nicht entspannt? Prognosen seien schwierig, sagt Kistler: «Unter Umständen kommt man jetzt mit einem blauen Auge davon. Wie sich die Situation langfristig auf den ganzen Sommer auswirken wird, da wage ich keine Prognose.»

veröffentlicht: 20. Juli 2022 05:40
aktualisiert: 20. Juli 2022 05:44
Quelle: FM1Today

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