Foodwaste

Kampf gegen Lebensmittelverschwendung – ist das Problem längst gelöst?

· Online seit 16.03.2023, 05:55 Uhr
Die Problematik mit Nahrungsmitteln, die im Müll landen, ist nicht neu. Und doch hat sich in den letzten Jahren das Bewusstsein in Sachen Foodwaste bei Konsumenten und Grossverteilern verändert. Wir haben bei regionalen Institutionen nachgefragt, wie die Situation derzeit in der Ostschweiz aussieht.
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Das Problem um Foodwaste hat in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Und auch Lebensmittel-Filialen haben für Nahrungsmittel, die früher im Müll gelandet wären, inzwischen weitere Verwendungszwecke und Abnehmer gefunden.

Trotzdem lassen die Zahlen der aktuellen Verschwendung nach wie vor aufhorchen: 330 Kilogramm Essen wird pro Person und Jahr in der Schweiz weggeschmissen – das entspricht landesweit einem jährlichen gigantischen Abfallberg von 2,8 Millionen Tonnen. 30 Prozent davon entstehen im Privathaushalt, 35 in der Verarbeitung und 10 Prozent im Gross- und Detailhandel, so schreibt es die Schweizer Tafel. Um die Frage vom Anfang zu beantworten, das Problem ist also längst nicht gelöst. Doch was heisst das jetzt?

Institutionen und Unternehmen kämpfen gegen das Problem

Die beiden letzten genannten «Verschwender-Quellen» reduzieren: Genau dafür setzten sich verschiedene Institutionen ein. Viele davon werden von der Schweizer Tafel beliefert. In der Ostschweiz sind es über 40 Institutionen. So zum Beispiel das Kinderdorf Pestalozzi, die Gassenküche, die Heilsarmee «Oase» oder auch die Restessbar Frauenfeld.

Die Restessbar in Frauenfeld wird ab Mitte Juni nicht mehr dabei sein. Sie wird unter anderem schliessen, weil sie immer weniger Lebensmittel zur Abgabe erhalten habe. Der Präsident des Vereins sagte gegenüber der «Thurgauer Zeitung»: «Foodwaste gibt es immer noch. Aber Konsumentinnen und Konsumenten kaufen bewusster ein und Grossverteiler haben Strategien entwickelt, um Foodwaste zu vermeiden.»

So teilt Migros Ostschweiz auf Nachfrage mit, dass sie etwa ein Prozent aller Lebensmittel wegwerfe. «Fast 99 Prozent werden verkauft, an Mitarbeitende abgegeben oder an gemeinnützige Organisationen gespendet», teilt Andreas Bühler, Leiter Unternehmenskommunikation der Migros Ostschweiz, mit.

Ist die Verschwendung zu gering, dass Abgabestellen noch nötig sind?

Auch Lukas Hunger, Vizepräsident der Restessbar in St.Gallen, stellt fest: «Wir merken, dass wir immer weniger Lebensmittel erhalten.» Zugleich meint Sabrina Munz, Verantwortliche Marketing und Kommunikation der Schweizer Tafel: «Die Mengen an Lebensmittel sind früher pro Filiale grösser gewesen als heute.» Gleichzeitig betont sie, dass man von einer Schweiz ohne Foodwaste noch weit entfernt sei und den Kampf dagegen noch lange nicht gewonnen habe.

«Aktuell haben wir die Herausforderung, dass wir noch mehr Ressourcen brauchen, um mehr Filialen mit unserem Programm zu erreichen, um wiederum mehr Lebensmittel retten zu können», sagt Munz gegenüber FM1Today. Heisst, um die Verschwendung weiter reduzieren zu können, möchte die Schweizer Tafel mehr Filialen anfragen und in ihr Konzept aufnehmen.

Denn obwohl Foodwaste, wenn auch langsam, kleiner wird, ist die Nachfrage nach gratis abzugebenden Lebensmittel hoch. Die Flüchtlingswelle aus der Ukraine verstärkte diese spürbar, teilt Munz mit. «Umso wichtiger wird es also, diese Nachfrage stillen zu können und noch effizienter in der Rettung von Lebensmittel zu werden.»

Immer mehr Essen wird gerettet

Die Entwicklung bewegt sich zumindest in die richtige Richtung. Munz erklärt, wieso solche Stiftungen nach wie vor oder gerade deswegen nicht wegzudenken sind: «Die Brücke zwischen Überfluss und Mangel schlagen und gleichzeitig bedürftigen Menschen in der Schweiz helfen, das möchten wir. Wenn es kein Foodwaste mehr gibt, ist unsere Arbeit erledigt. Davon sind wir aber wie gesagt noch weit entfernt.»

Die Grösse des Problems zeigt sich, wenn man den Zahlen der Stiftung glaubt. 1140 Tonnen Essen sammelten sie 2022 in der Ostschweiz. «Wir haben im letzten Jahr 1,5 Tonnen pro Woche verteilt», teilt zudem die Restessbar St.Gallen mit. Doch es gibt auch Good News: Alleine im Jahr 2022 konnte die Tafel in der Ostschweiz 38 Prozent mehr Lebensmittel vor dem Müll retten als im Vorjahr.

Zudem möchte sich der Bund mit einem Aktionsplan gegen unnötige Verschwendung durch eine vermehrte Spende von unverkauften Lebensmitteln einsetzen.

veröffentlicht: 16. März 2023 05:55
aktualisiert: 16. März 2023 05:55
Quelle: FM1Today

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