Keine Helden, sondern Know-how

· Online seit 22.06.2016, 05:58 Uhr
Immer wieder sterben hunderte Flüchtlinge in Booten, die im Mittelmeer untergehen. Dagegen kämpfen ab heute Mittwoch einige Ostschweizer Piloten an. Sie machen Aufklärungsflüge und suchen vor der libyschen Mittelmeerküste Flüchtlingsboote, um so in Seenot geratene Menschen retten zu können.
Christoph Fust
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Der grosse Tag ist gekommen nach über sechs Monaten Vorbereitung: Die Piloten und Co-Piloten der Humanitären Piloteninitiative (HPI) fliegen heute Mittwoch von Hohenems Richtung Tunesien. Von dort aus fliegen sie über das Mittelmeer, wo sie vor der libyschen Grenze nach Flüchtlingsbooten suchen und deren Zustand den betreffenden Behörden melden.

Der Flug wird dabei in drei Etappen durchgeführt. «Wir fliegen über Mailand nach Sardinien und landen in Djerba», erklärt Fabio Zgraggen, Initiant und Pilot der HPI. Es herrsche momentan eine «gesunde Nervosität», sagt Zgraggen. «Seit einem dreiviertel Jahr sind viele Leute voll im Einsatz. Wir sind nun voller Vorfreude, dass es losgeht», sagt er.

Engagierte Gleitschirm-Fans

Ein Grossteil der HPI-Mitglieder stammen aus der Gleitschirm-Szene und einige haben die Privatpilotenlizenz. Sie alle teilen die Leidenschaft fürs Fliegen und die Sorge um die aktuelle Situation im Mittelmeer. «Wir wollten diese Energie nutzen, um etwas Positives zu bewirken», sagt Zgraggen. «Wir haben uns gefragt: Wo könnte man unsere Kenntnisse gut gebrauchen?» So seien sie auf die Aufklärung aus der Luft gekommen.

Tragödie vor der Haustüre

Sieben bis acht Personen bilden momentan das Kernteam der HPI. Sie alle engagieren sich nebenberuflich und verzichten gänzlich auf eine Entlöhnung. Die Organisation finanziert sich hauptsächlich durch Spenden.

Das Engagement folge einem rein humanitären und nicht politischen Gedanken. «Es kann nicht sein, dass tausende Menschen ertrinken, und das sozusagen vor unserer Haustür», sagt Zgraggen. Es brauche keine Helden, sondern Know-How. Die Piloten hoffen mitunter, mit ihrer Initiative ein Zeichen setzen zu können und andere inspirieren zu können.

(chf/lak)

Den Abflug der Piloten gibt es ab 18 Uhr auf TVO.

veröffentlicht: 22. Juni 2016 05:58
aktualisiert: 22. Juni 2016 05:58

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