Ostschweiz

Kindergartenkinder gehen schneller auf Lehrpersonen los

07.08.2020, 19:52 Uhr
· Online seit 07.08.2020, 17:37 Uhr
Kindergartenkinder würden vermehrt aggressives Verhalten an den Tag legen und auf Lehrpersonen losgehen, melden die Kantone Thurgau und St.Gallen. Dem widerspricht die Präsidentin der kantonalen Kindergartenkonferenz St.Gallen.

Quelle: tvo

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Kindergartenkinder sind tendenziell aggressiver als noch vor ein paar Jahren. Das bestätigen die Kantone Thurgau und St.Gallen gegenüber SRF. So gingen die Vier- bis Sechsjährigen immer schneller auf Lehrpersonen los, würden beissen und kratzen.

«Wir haben diese Thematik aufgenommen, weil wir aus dem Feld entsprechende Meldungen erhalten haben», sagt Beat Brühlmann, Leiter des Amts für Volksschule im Kanton Thurgau. Nun soll geprüft werden, wo diese Fälle in der letzten Zeit konkret aufgetreten sind.

«Rezeptlösung haben wir noch nicht»

Auch Alexander Kummer, Leiter des Amts für Volksschule im Kanton St.Gallen, bestätigt die aggressiveren Tendenzen bei den Kindergartenkindern: «In den letzten Jahren ist das Alter der Kinder, die aggressiv oder verhaltensauffällig sind, heruntergegangen. Früher traten solche Fälle ab der dritten Klasse auf, heute im Kindergartenalter.» Das Thema sei im Kanton bereits seit ein paar Jahren bekannt. «Eine Rezeptlösung haben wir aber noch nicht», sagt Kummer.

«Keine Erfahrung dieser Art gemacht»

Dass die Aggressivität bei Kindergartenkindern höher ist als früher, kann Jennifer Siegrist nicht bestätigen. Sie ist Präsidentin der Kantonalen Kindergartenkonferenz St.Gallen und arbeitet selbst als Kindergärtnerin und Dozentin an der PHSG: «Bisher haben wir von unseren Mitgliedern noch keine Anfragen zu diesem Thema erhalten. Auch ich persönlich habe während meinen sieben Jahren als Kindergärtnerin noch keine Erfahrungen dieser Art gemacht.»

Auch im gegenseitigen Umgang seien die Kinder nicht aggressiver. «Es gibt aber Kinder, die sich mehr einfügen müssen. Sie haben ihre Impulse noch nicht so im Griff, werden schneller hässig oder traurig», sagt Siegrist. Die Kinder seien kognitiv noch nicht auf dem Stand, Konflikte verbal zu lösen. Dabei müsse das Lehrpersonal unterstützen.

«Verhaltensauffälligkeiten nehmen zu»

Auch im Kanton Appenzell Ausserrhoden habe man keine Kenntnis von einer gesteigerten Aggressivität bei Kindergartenkindern, sagt Ingrid Brühwiler, Abteilungsleiterin der Regelpädagogik: «Wir wissen aber, dass die Gesellschaft sensibler geworden ist. Im Kindergarten nehmen die Verhaltensauffälligkeiten zu. Das nehmen die Lehrpersonen vermehrt als störend wahr.» Diesbezüglich würden im Kanton regelmässig Weiterbildungen durchgeführt.

Sollte ein Kind aber doch eine Lehrperson attackieren, kann eine Lehrperson entsprechend reagieren. Bei übermässigem negativen Verhalten wissen Lehrpersonen, wo sie Hilfestellungen erhalten, sagt Jennifer Siegrist. «Die Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienste können beigezogen werden. Als erstes wird jedoch das Gespräch mit den Eltern gesucht.»  

«Umgang mit aggressiven Kindern ist anspruchsvoll»

Das Verhalten der Kinder sei von vielen Faktoren abhängig, so würden sich Kinder zu Hause oftmals anders verhalten als im Kindergarten, sagt Jennifer Siegrist. Die Aussage, Kindergartenkinder seien aggressiver geworden, findet sie deshalb zu pauschal: «Dieses negative Verhalten kann vorkommen, der Umgang damit ist anspruchsvoll.»

veröffentlicht: 7. August 2020 17:37
aktualisiert: 7. August 2020 19:52
Quelle: FM1Today

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