Trockenheit

Knatsch um Wasserverschwendung in Heerbrugg: Gemeinde beruhigt

19.07.2022, 10:15 Uhr
· Online seit 19.07.2022, 06:01 Uhr
Der Kanton St.Gallen bittet die Bevölkerung, Wasser zu sparen und in Heerbrugg fliesst ebenjenes fröhlich über eine Strasse. Ein Leserreporter wendet sich erzürnt an uns. Die Gemeinde erklärt.
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«Seit es in der Gemeinde Au einen Wasserrohrbruch gab und dieser seit fast zwei Monaten nicht behoben wird, sehe ich mich nicht gezwungen, Wasser zu sparen», schreibt uns ein User, als der Kanton St.Gallen die Bevölkerung in den Medien aufrief, sparsam mit Wasser umzugehen.

In Au fliesst das Wasser auf die Strasse – seit über einen Monat 

Tatsächlich: In der Gemeinde Au, genauer gesagt direkt bei der Kantonsschule Heerbrugg, tröpfelt das Wasser munter auf die Strasse. «Sie haben daneben extra ein Loch gebohrt, damit es ablaufen kann», schreibt uns der Facebook-User, der lieber anonym bleiben möchte. Das soll bereits seit über zwei Monaten so sein. Dass der Kanton gleichzeitig zum Wassersparen aufruft, findet er heuchlerisch. Manchmal lägen bis zu zehn Zentimeter Wasser auf der Strasse.

Ein undichter Schieber ist der Sündenbock

Auf Anfrage nimmt die Gemeinde Au, zu der Heerbrugg gehört, in der Person von Daniel Hutter Stellung. Er ist Bereichsleiter der Werkgemeinde Au. «In dieser Strasse befinden sich vier alte Schieber, die ungefähr 50 bis 60 Jahre alt sind.» Kurz zur Erklärung: Ein Schieber ist eine Vorrichtung in der Leitung, mit der man im Reparaturfall das Wasser kurz stoppen kann. Ähnlich einem Wasserhahn in der Strasse. «Einer dieser Schieber ist undicht, das Wasser drückt jetzt ein bisschen hoch», sagt Hutter.

60-jährige Ersatzteile sind Mangelware

«In dieser Kreuzung kommen vier Wasserleitungen zusammen», sagt Hutter. Diese befänden sich in rund zwei Meter Tiefe. «Aufreissen und einen solch alten Schieber zu reparieren, wird schwierig. Sie können sich vorstellen, dass es bei einem 60-jährigen Schieber nicht mehr so viele Ersatzteile gibt», sagt Hutter. Aktuell werden nämlich in der betroffenen Strasse ohnehin alle Werkleitungen saniert. «Darum haben wir uns entschieden, es im gleichen Zug zu erledigen. Viel Wasser kommt nämlich nicht», sagt Hutter. Die Strasse wurde von der Gemeinde und dem Brunnenmeister in Augenschein genommen.

Wasserverschwendung zu Zeiten extremer Trockenheit?

«Ich denke, das kann man gut verantworten», ist sich Hutter sicher. Müsste man nämlich die ganze Strasse mit einer Baumaschine absperren und aufreissen, koste das einige tausend Franken. «Es ist auch nicht so, als ob etwas fliesst oder gar spritzt. Es ist einfach immer ein bisschen feucht», sagt Hutter. Würde das Wasser nur so heraussprudeln, hätte die Gemeinde längst eingegriffen. Zudem seien sämtliche Brunnen in der Gemeinde noch immer in Betrieb, allerdings führen diese bereits weniger Wasser.

«Jetzt tun die schon wieder alles auf»

Auch, dass es ein solch heisser Sommer wird, war bei der damaligen Begutachtung noch nicht klar. Das Wasser fliesst tatsächlich seit über einen Monat, bestätigt Hutter. «Aber das hier ist eine Hauptleitung, die können wir nicht einfach zumachen, sonst haben alle rundherum kein Wasser mehr.» Die Leitung jetzt zu reparieren, die Strasse wieder zuzumachen, nur um sie in drei bis vier Wochen wieder aufzureissen, sende auch ein falsches Signal an die Bevölkerung: «Dann denken die Leute ‹heinomole›, jetzt tun die schon wieder alles auf.»

veröffentlicht: 19. Juli 2022 06:01
aktualisiert: 19. Juli 2022 10:15
Quelle: FM1Today

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