Kölliker ist «geschockt» - Verband prüft Klage

07.05.2018, 22:12 Uhr
· Online seit 07.05.2018, 19:39 Uhr
Für den St.Galler Regierungsrat Stefan Kölliker (SVP) ist es unverständlich, dass Ostschweizer Schüler mit türkischen Wurzeln kürzlich ein Kriegstheater aufgeführt haben. Derweil überlegt sich der Dachverband der türkischen Elternvereine rechtliche Schritte gegen den «Sonntagsblick», der die Aufnahmen veröffentlicht hat.
Laurien Gschwend
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Sechsjährige Buben zielten mit Spielzeugpistolen aufeinander und posierten als Leichen: Am Sonntag wurde bekannt, dass Flawiler Primarschüler im März in Uttwil vor Ehrengästen aus Ankara eine Schlacht aus dem Ersten Weltkrieg nachgestellt haben.

Der St.Galler Bildungsdirektor Stefan Kölliker war «geschockt», als er auf die verstörenden Szenen aufmerksam wurde, sagt er zu TVO. «Wir stellen bei den Verantwortlichen mangelnde Sensibilität fest.» Eine solche Theaterinszenierung mit Kindern aufzuführen, sei «schwer verständlich».

Unterricht in Räumen des Kantons

Die Aufführung fand im Rahmen des von der türkischen Botschaft finanzierten Heimatkundeunterrichts statt. Der Kanton St.Gallen unterstützt das wöchentlich stattfindende Freifach insofern, dass er die Klassenzimmer zur Verfügung stellt.

«Stossend für den Kanton»

Nach dem Vorfall im März sind der Regierung die Hände gebunden, erklärt Kölliker. «Wir haben keine rechtliche Möglichkeit, jemanden in das Schulzimmer zu schicken.» Er will aber in Zukunft genauer hinschauen: «Sollten wir in Erfahrung bringen, dass in der öffentlichen Schule solcher Unterricht verbreitet wird, müssten wir sicher reagieren.» Solche Inhalte in den öffentlichen Räumen festzustellen, wäre «stossend für den Kanton», meint Kölliker.

So reagiert Menschenrechtsaktivistin Saïda Keller-Messahli auf die publik gewordenen Szenen:

Dachverband prüft rechtliche Schritte

Wie tagblatt.ch berichtet, prüft der Dachverband der türkischen Elternvereine, ob er gegen den «Sonntagsblick» klagen möchte. Die Zeitung hatte die Aufnahmen des Theateraufführung veröffentlicht. «Ausserdem werden wir eine Gegendarstellung an den St.Galler und den Thurgauer Kantonsrat schicken», lässt sich Aliye Gül, ehemalige Thurgauer Kantonsrätin und Präsidentin der SP Romanshorn, zitieren.

Das Kriegstheater sei keine nationalistische Kriegspropaganda gewesen und habe nichts mit dem türkischen Präsidenten Erdoğan zu tun. Auch in Zukunft soll der gezeigten Schlacht von Gallipoli gedacht werden, findet Gül. Hier geht's zum ganzen Interview mit der Romanshorner SP-Präsidentin.

veröffentlicht: 7. Mai 2018 19:39
aktualisiert: 7. Mai 2018 22:12
Quelle: red.

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