Mit «Räuchle» den Stall schützen

· Online seit 24.12.2015, 18:14 Uhr
Auf der ganzen Welt wird das Weihnachtsfest etwas anders gefeiert. Hierzulande ist es immer dasselbe: Christbaum im Wohnzimmer, ein bisschen Gesang, Fondue Chinoise, viel zu viele Geschenke. Doch im Appenzell gibt es noch ganz ursprüngliche Traditionen. Wie zum Beispiel das «Räuchlen». Es soll böse Geister vertreiben.
Leila Akbarzada
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An Heiligabend riecht es in den Gassen und Häusern von Appenzell Innerrhoden nach Weihrauch. Ministranten, Männer, seltener Frauen und Kinder gehen mit einem Rauchfass oder der sogenannten «Räuchlipfanne» durch ihre Wohnräume, Werkstätten und Ställe, um diese zu segnen.

Palmstüdeli un Weihrauch

Auf dem Land wird mit der Räuchlipfanne «gräuchlet». In eine alte Pfanne gibt man nebst Holzkohle und Weihrauch noch «Palmstüdeli» hinzu. Am Palmsonntag werden diese nach Hause gebracht und früher zum Schutze vor bösen Geistern in den Hergottswinkel und in den Estrich gehängt.

An Heiligabend geht normalerweise der Vater mit der qualmenden Räuchlipfanne, aus der beim Schwenken ein dichter, duftender Rauch steigt, durch alle Räume des Hauses und durch den Stall. Das macht er zur Zeit des Einnachtens. Das ist bei den Bauern die Zeit zwischen Füttern und Melken.

Heidnischer Brauch

Die Tradition ist ursprünglich ein heidnischer Brauch. In vorchristlicher Zeit diente das «Räuchle» dazu, Dämonen zu vertreiben. Heute ist es eher ein Ausdruck christlicher Weihe. Wie kirchliche Kreise in Appenzell sich seit ein paar Jahren bemühen, den alten Brauch wieder mit neuem Sinn zu füllen, erfährt man auf "appenzell.ch".

Die Ministranten bieten in der Adventszeit Weihrauchstöckli gegen ein kleines Entgelt zum Verkauf an. Dazu wird ein Blatt mit Gebeten abgegeben, die beim Räuchle gebetet werden können, um den Segen Gottes für Haus und Hof und alle, die dort ein- und ausgehen, zu erbitten.

Wie die Appenzeller ihre Tradition erleben, hat der Filmproduzent Thomas Karrer im Auftrag des Museums Appenzell portraitiert.

veröffentlicht: 24. Dezember 2015 18:14
aktualisiert: 24. Dezember 2015 18:14
Quelle: red

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