Mit «Räuchle» den Stall schützen
An Heiligabend riecht es in den Gassen und Häusern von Appenzell Innerrhoden nach Weihrauch. Ministranten, Männer, seltener Frauen und Kinder gehen mit einem Rauchfass oder der sogenannten «Räuchlipfanne» durch ihre Wohnräume, Werkstätten und Ställe, um diese zu segnen.
Palmstüdeli un Weihrauch
Auf dem Land wird mit der Räuchlipfanne «gräuchlet». In eine alte Pfanne gibt man nebst Holzkohle und Weihrauch noch «Palmstüdeli» hinzu. Am Palmsonntag werden diese nach Hause gebracht und früher zum Schutze vor bösen Geistern in den Hergottswinkel und in den Estrich gehängt.
An Heiligabend geht normalerweise der Vater mit der qualmenden Räuchlipfanne, aus der beim Schwenken ein dichter, duftender Rauch steigt, durch alle Räume des Hauses und durch den Stall. Das macht er zur Zeit des Einnachtens. Das ist bei den Bauern die Zeit zwischen Füttern und Melken.
Heidnischer Brauch
Die Tradition ist ursprünglich ein heidnischer Brauch. In vorchristlicher Zeit diente das «Räuchle» dazu, Dämonen zu vertreiben. Heute ist es eher ein Ausdruck christlicher Weihe. Wie kirchliche Kreise in Appenzell sich seit ein paar Jahren bemühen, den alten Brauch wieder mit neuem Sinn zu füllen, erfährt man auf "appenzell.ch".
Die Ministranten bieten in der Adventszeit Weihrauchstöckli gegen ein kleines Entgelt zum Verkauf an. Dazu wird ein Blatt mit Gebeten abgegeben, die beim Räuchle gebetet werden können, um den Segen Gottes für Haus und Hof und alle, die dort ein- und ausgehen, zu erbitten.
Wie die Appenzeller ihre Tradition erleben, hat der Filmproduzent Thomas Karrer im Auftrag des Museums Appenzell portraitiert.