Retourkutsche

Rentnerpaar legt Betrüger mit einem Taschentuch rein

· Online seit 13.01.2023, 21:26 Uhr
Anfangs Jahr gelingt der Kantonspolizei St.Gallen die Festnahme eines Telefonbetrügers. Der 52-jährige hat sich bei einem Wattwiler Ehepaar als Polizist ausgegeben und wollte 100'000 Franken von ihnen ergaunern. Doch beim Rentnerpaar war er an der falschen Adresse mit seiner Forderung.

Quelle: TVO

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Der Betrüger gibt beim Telefonat vor, die Tochter des Paares sei in einen Unfall verwickelt gewesen. Sie müssten darum eine Kaution bezahlen. Das Paar riecht aber den Braten, alarmiert die richtige Polizei und stellt so dem Betrüger eine Falle, wie TVO berichtet.

Bei der Couvertübergabe geschnappt

Nach der Übergabe des Couverts, in dem sich statt Geld ein gebrauchtes Taschentuch befand, schnappt die Polizei den 52-jährigen Mann aus Tschechien beim Übergabeort, dem Hotel Walhalla in St.Gallen.

Der Mut des Ehepaars kommt auf den Strassen der Gallusstadt gut an. «Sehr gut, ja. Super Reaktion. Es sollten eigentlich alle so reagieren», meint etwa Désirée Sturzenegger aus Wittenbach. Gleicher Meinung ist auch Paul Egger aus Gossau: «Ich finde das extrem gut. Das ist absolut richtig. Man gibt doch nicht einfach einem Fremden sein Geld!»

Der 52-jährige Mann kommt mit einer Busse von 500 Franken davon. Ausserdem muss er 650 Franken für die Verfahrenskosten bezahlen, hinzu kommt eine bedingte Freiheitsstrafe von 120 Tagen. Der Entscheid ist noch nicht rechtskräftig.

Weder die Staatsanwaltschaft, noch das betroffene Ehepaar wollen sich vor der Kamera zum Fall äussern. TVO-Reporterin Rahel Lerch hat aber mit der Dame des Ehepaars gesprochen. Sie wolle sich nicht dazu äussern, vielmehr wolle sie den Vorfall möglichst schnell vergessen. Zudem hätten sie es auch kaum Verwandten und Bekannten weitererzählt, meint sie Lerch gegenüber.

Eine Million Franken ergaunert

Die Masche zieht oft genug: Im Kanton St.Gallen waren die Täter letztes Jahr in rund 20 Fällen erfolgreich und bekamen Geld. Insgesamt ergaunerten sie auf diese Art und Weise fast eine Million Franken. Darum stellt Florian Schneider, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen, einmal mehr klar:

«Das gibt es schlichtweg nicht»

«Wir bringen keine privaten Wertgegenstände in Sicherheit und wir verlangen keine Kautionen. Das gibt es schlichtweg nicht. Das sind alles erfundene Geschichten. Und wenn man sich unsicher ist, ob man tatsächlich einen Polizisten am Draht hat oder nicht, dann gibt es nur Eines: Das Telefon auflegen.»

Und trotz der wiederholten Warnung erreicht TVO auch am Donnerstag wieder eine Meldung von einer Rentnerin aus dem Kanton St.Gallen, die auf die Masche hereingefallen ist und einem Betrüger Schmuck und Münzen im Wert von 40'000 Franken übergeben hat. Es scheint also, als ob man nicht oft genug von den Betrügern warnen kann.

veröffentlicht: 13. Januar 2023 21:26
aktualisiert: 13. Januar 2023 21:26
Quelle: TVO

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