Coronatests

Sarganser Bahnhof-Party droht zu scheitern – wegen fehlender Testkapazitäten

02.07.2021, 09:45 Uhr
· Online seit 02.07.2021, 05:39 Uhr
Trotz Lockerungen: Die Organisation von Veranstaltungen ist nur mit grossem Mehraufwand möglich. Das zeigt das Beispiel des Station Rave in Sargans. Weil die Coronatest-Kapazitäten knapp sind und die Organisation eines mobilen Testcenters schwierig ist, droht dem Anlass die Absage.
Nico Conzett
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Flavia Manz ist enttäuscht. Die Präsidentin des Sarganser Vereins «Gänsehoch», der kommende Woche eine Techno-Party am Sarganser Bahnhof plant, befürchtet, dass das Projekt scheitert. Der Grund: Für den Einlass zum Veranstaltungsgelände benötigt es ein Covid-Zertifikat oder zumindest eine Test-Bestätigung. Ein Zertifikat erhält nur, wer geimpft oder genesen ist, für eine Testbestätigung ist ein 48 Stunden gültiger Antigen-Test oder ein 72 Stunden gültiger PCR-Test Voraussetzung.

Begrenzte Testkapazitäten in der Region

Manz erklärt: «Wir gehen davon aus, dass viele junge Leute noch nicht geimpft oder genesen sind.» Es bleibt also nur eine Möglichkeit: Testen – und da fangen die Probleme an. «Die Testkapazitäten in der Region sind begrenzt, in den Apotheken sind kaum mehr Termine frei.»

Die Spitäler hätten zwar Kapazität, allerdings sei auch diese begrenzt – aufgrund der beschränkten Gültigkeit der Tests müssten diese zudem in den zwei Tagen vor der Veranstaltung stattfinden, was die Situation ebenfalls erschwert: Die Veranstaltenden visieren 500 Besucher an – bei einer Kapazität von 100 Tests pro Tag im Spital Grabs ist gut vorstellbar, dass es zu Engpässen kommen könnte.

Organisation von mobilem Testcenter ist schwierig

Daher wollten Manz und ihre Kolleginnen und Kollegen ein mobiles Testcenter organisieren. Doch auch das erwies sich als schwierig. Manz ist insbesondere unzufrieden mit der Unterstützung durch den Kanton St.Gallen, der selbst keine solche mobilen Testcenter zur Verfügung stellt.

Beim Kanton heisst es auf Anfrage, dass es für Veranstalter möglich sei, mit privaten Testanbietern zusammenzuarbeiten. Es sei nicht Sache des Staates, spezifische Testmöglichkeiten bereitzustellen. 

Eventuell haben sich die Veranstaltenden des Station Rave zulange auf allfällige Unterstützung des Kantons verlassen. Für Lukas Hofstetter, Vorstandsmitglied von Nacht Gallen, der St.Galler Interessensgemeinschaft der Gastro- und Kulturbetriebe, sind die Verantwortlichen  denn auch ein Stück weit für die missliche Lage mitverantwortlich: «Wir wissen seit ein paar Wochen, dass der Kanton, abgesehen von der Finanzierung des Testmaterials, keine Unterstützung bezüglich Testcentern bieten wird und es Sache der Veranstaltenden ist. Deshalb hätte man genügend Zeit gehabt, eine Teststrasse, zum Beispiel mit einer Apotheke oder weiteren Anbietern, zu organisieren.»

Der Station Rave steht auf der Kippe

Genau das wollen die Veranstaltenden nun noch machen. Die Zeit ist allerdings knapp, weswegen klar ist: Die Durchführung der Sarganser Techno-Party ist derzeit alles andere als sicher. Veranstalterin Manz: «Wir brauchen mindestens 200 Teilnehmende, damit die Durchführung rentiert. Aktuell müsste man von Glück sprechen, wenn wir das erreichen würden.» Der Vorverkauf laufe derzeit dürftig – wohl auch, weil für die potenziellen Gäste unklar ist, wie die Sache mit dem Testen läuft. Ein Ticket kaufen und dann riskieren, dass man nicht mehr rechtzeitig testen kann und einem somit der Eintritt verwehrt wird, macht wenig Sinn.

Aufgeben will Manz noch nicht: «Wir entscheiden anfangs nächster Woche, ob wir den Anlass durchführen können oder nicht.» Was sich bereits jetzt sicher sagen lässt: Obwohl Veranstaltungen nach den letzten Massnahmen-Lockerungen grundsätzlich wieder möglich sind, ist der Aufwand bei der Durchführung immer noch weit grösser als vor der Pandemie und stellt die Veranstaltenden vor Herkulesaufgaben.

Pilotprojekt in Chur

Dass es trotzdem möglich ist, eine Veranstaltung mit den erforderlichen Testkapazitäten zu organisieren, zeigt das Beispiel vom Churer Welschdörfli: Dort wird an diesem Wochenende eine mobile Teststation zum Einsatz kommen – ein Pilotprojekt, das die Stadt Chur gemeinsam mit dem Verband Gastro Graubünden und den lokalen Clubbetreibern lanciert.

Die Finanzierung von 4000 bis 5000 Franken übernehmen die Stadt und der Gastroverband. Stadtrat Patrik Degiacomi erklärt gegenüber südostschweiz.ch, dass man einerseits ein Angebot für die junge Generation bereitstellen wolle und andererseits die Clubbetreibenden unterstützen möchte, die eine harte Zeit durchgemacht hätten.

veröffentlicht: 2. Juli 2021 05:39
aktualisiert: 2. Juli 2021 09:45
Quelle: FM1Today

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