Schlammschlacht in Steinach

02.09.2016, 11:52 Uhr
· Online seit 02.09.2016, 11:47 Uhr
Der Wahlkampf um einen neuen Präsidenten in der St.Galler Gemeinde Steinach gerät langsam aber sicher ausser Kontrolle. Der amtierende Gemeindepräsident soll sein Okay für eine Schmutzkampagne gegen seine Widersacher gegeben haben.
Sandro Zulian
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Mit einer Interessengesellschaft wollen über 200 Steinacher einen Wechsel an der Spitze ihrer Gemeinde. Zur Wahl am 25. September haben sich zwei Gegenkandidaten aufstellen lassen. So weit, so normal. Im Unterschied zu anderen Gemeinden wird in Steinach angeblich aber mit dreckigen Mitteln gekämpft. Der amtierende Gemeindepräsident Roland Brändli bezeichnet die IG als «stillos». Die Interessensgemeinschaft selber wirft Brändlis Wahlstab ihrerseits Verunglimpfung vor.

Kandidaten verunglimpft

Die IG will um jeden Preis einen der beiden Kampfkandidaten, Michael Aebisegger (parteilos) und Andreas Müller (GLP), als neue Spitze von Steinach. Die Unterstützer Brändlis wehren sich dagegen mit einer Brief-Kampagne. «In diesen Schreiben verunglimpfen sie die beiden Kandidaten und Personen der IG», schreibt die IG Steinach. Um diese Behauptungen zu untermauern, hat sie ein Schreiben des FDP-Gemeindepräsidenten an seine Wahlhelferin Sylvia Hagen veröffentlicht.

Arbeitgeber über Schlammschlacht informiert

Auf der Webseite der IG Steinach finden sich seit gestern verschiedene Dokumente. Sie sollen laut der Interessensgemeinschaft beweisen, dass das Brändli-Lager unfair und verunglimpfend gegen die beiden neuen Präsidentschaftskandidaten vorgeht. So sei auch der Arbeitgeber von Michael Aebisegger, die Helvetia Versicherungen, angeschrieben worden. Im handgeschriebenen Brief wirft Sylvia Hagen, ehemalige Steinacher Gemeinderätin, Aebisegger vor, den amtierenden Gemeindepräsidenten «mit allen Mitteln» aus dem Amt zu hebeln versuchen. Beendet wird der Brief an den Helvetia CEO mit der Frage, ob er eine solche Werbung eines Kadermitglieds goutiere. Die Antwort der Helvetia ist kurz und knapp. Sie mische sich nicht in die politischen Aktivitäten ihrer Mitarbeiter ein, lässt CEO Stefan Loacker verlauten.

Freipass erteilt

Ferner ist Hagen langjähriges FDP Mitglied und Ex-Mitglied der überparteilichen Findungskommission. Sie geniesst das volle Vertrauen des Gemeindepräsidenten, wie er in einem ebenfalls «geleakten» Dokument festhält. Ein sogenanntes «Testimonial», eine Art Freipass, hat er am 26. Juli unterschrieben. So schreibt Steinachs Gemeindepräsident Roger Brändli über Silvia Hagen, dass ihre Briefaktion dringend nötig war, um die Hintergründe aufzuzeigen.

Die IG und ihr Plan

Brändli sei laut IG «nicht teamfähig», ihm mangle es an «Führungskompetenzen» und er könne mit den Gemeinderäten nicht gut zusammenarbeiten. Das sind alles Faktoren für die Gründung der Interessensgemeinschaft (IG) Steinach. Ihr gehören mittlerweile über 200 Mitglieder an und sie schiesst scharf gegen den amtierenden FDP-Gemeindepräsidenten Roland Brändli. Dieser versteht die Mobilmachung gegen seine Person nur zum Teil: «Ich habe gemerkt, dass einige Leute ein Problem mit mir haben. Es ist aber nie jemand auf mich zugekommen und hat das Problem direkt angesprochen.» Die Schlammschlacht in der Bodensee Gemeinde geht in eine neue Runde.

veröffentlicht: 2. September 2016 11:47
aktualisiert: 2. September 2016 11:52

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