Verkäufe eingebrochen

Schlechte Aussichten für die Autobranche trotz Öffnung am 11. Mai

04.05.2020, 18:56 Uhr
· Online seit 04.05.2020, 16:55 Uhr
Die Schweizer Automobilbranche befindet sich wegen der Corona-Krise in einem wohl historisch schlechten Jahr. Auch die Öffnung der Verkaufshäuser am 11. Mai dürfte keine schnelle Besserung bringen. Jetzt geht es um Schadensbegrenzung.
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Das schlechteste Autojahr seit fast einem halben Jahrhundert – die Prognose von Auto-Schweiz für das Jahr 2020 fällt katastrophal aus. Dabei wird vorausgesetzt, dass es nicht zu einer zweiten Welle und damit einem weiteren Einbruch der Verkäufe kommt.

Denn der bisherige Einbruch war verheerend. Nur 9'382 neue Fahrzeuge kamen auf Schweizer Strassen. Das sind fast 70 Prozent weniger als im Vorjahr. Ein Tiefpunkt. Seit der Ölkrise 1973 gab es keinen Monat mit weniger als 10'000 Neueinlösungen mehr.

Am 11. Mai dürfen die Auto-Verkäufshäuser wieder öffnen. Mit einem riesigen Ansturm rechnen die Autohäuser trotzdem nicht. «Die Verunsicherung ist gross, viele Leute haben selbst Kurzarbeit und werden sich als Reaktion darauf nicht sofort ein Auto kaufen», sagt Peter Altherr, Geschäftsführer Lindengut-Garage Wil (Liga) gegenüber FM1Today.

Ein langer Rattenschwanz

Zwar waren die Werkstätten während der gesamten Corona-Zeit geöffnet, doch der riesige Einbruch bei den Verkäufen kann damit nicht kompensiert werden. Das hat auch mit der Abnahme des Verkehrs zu tun.

«Wenn weniger Autos auf den Strassen unterwegs sind, gibt es weniger Unterhalts- und Carrosserie-Arbeiten für uns», sagt Bruno Eugster, Geschäftsführer von Emil Frey St.Gallen. Ein weiterer Punkt sei am Anfang teilweise die Angst bei der Kundschaft gewesen. Diese habe sich inzwischen etwas gelegt. «In den ersten Wochen haben wir in allen Abteilungen gelitten», sagt Eugster.

In dieser Zeit habe sich der Hol- und Bringservice mit einer Desinfektion des Fahrzeugs bewährt. So können die direkten Kontakte auf ein Minimum reduziert werden. Das funktioniert für Werkstatt- und Carrosserie-Reparaturen. Im Verkauf sei es aber schwierig, die Ausstellungen seien geschlossen und der persönliche Kontakt verboten. Bruno Eugster schätzt, dass die Verkäufe um 80 Prozent eingebrochen sind. Online-Geschäfte und Probefahrten seien unter der Einhaltung der Hygienevorschriften allerdings möglich.

Eine weitere Folge: Nur wenn Autos verkauft werden, gibt es Aftersale-Dienstleistungen wie Reparaturen und Instandhaltung. Und damit wird das Geld verdient.

Quelle: TVO

Die Preise fallen

«Wenn man überlegt, ein Auto zu kaufen, will man sich das ansehen, reinsitzen, probefahren», sagt Peter Altherr von der Liga. «Nur ein kleiner Teil läuft über das Telefon und über das Internet.»

Mit der Öffnung vom 11. Mai ist das alles wieder möglich. Und bestimmt werden die Verkäufe wieder anziehen. Vom Vorjahresniveau können die Händler aber wohl nur träumen. «Die Zeit von März bis Juni ist für den Autohandel extrem wichtig. Die Verkaufszahlen liegen dann über dem Jahresdurchschnitt», schreibt Auto-Schweiz in einer Medienmitteilung. Bruno Eugster ist sich sicher: «Das wird uns nachhaltig treffen. Die Durststrecke geht - etwas weniger hart - noch einige Zeit weiter.»

Ob es Nachholkäufe geben werde, könne derzeit nicht abgeschätzt werden. Die Händler gehen eher nicht davon aus. Dabei wäre die Zeit dafür günstig: Bereits jetzt sind die Preise für Autos tief, das könnte sich weiter zuspitzen. «Die Nachfrage ist klein, das Angebot hingegen riesig», sagt Bruno Eugster.

Die Automobilbranche war schon vor der Corona-Krise unter Druck. Jetzt geht es darum, eine schwarze Null zu schreiben. Ein Personalabbau müsse dazu möglichst vermieden werden. Denn die guten Leute, Automechatroniker, Verkäufer, Spengler, die brauche es doppelt, um die Defizite aufzuholen.

veröffentlicht: 4. Mai 2020 16:55
aktualisiert: 4. Mai 2020 18:56
Quelle: FM1Today

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