Ostschweiz

«Schrottmillionär» Silvan Köppel ist pleite

«Schrottmillionär» Silvan Köppel ist pleite

· Online seit 30.11.2018, 11:35 Uhr
Der Ostschweizer Künstler Silvan Köppel bangt um seine Existenz, ihm wurden zehn Tonnen Eisen gestohlen. Die Spur führt nach Vorarlberg.
Vanessa Kobelt
Anzeige

Für den unbedarften Passanten ist der Anblick des ehemaligen Industriegeländes am Ortsrand von Widnau alles andere als einladend oder blickfangträchtig. Ein grosser Haufen ausrangierter Eisenteile liegt da: Rohre, Raupenketten, Platten, Baugerüstteile, Radspeichen, Felgen und vieles mehr. Der Schrott gehört Silvan Köppel. Für ihn ist es der Stoff, aus dem seine Existenz ist. Der 56-Jährige ist Künstler. Er verarbeitet den Schrott zu exklusiven Kunstwerken. Seine spektakulären Objekte stehen auf Hauptplätzen, auf Firmengeländen und vor wichtigen Gebäuden. In Vorarlberg ziert sein «Birnenbaum» das Werksgelände der Bösch KG in Lustenau. Weitere spektakuläre Werke Köppels sind die «Reif Eisen Bank» und der «Kohleklotz» in Widnau, oder der «Zivilisationsbaum», der einst im Zentrum von Heerbrugg für Aufsehen sorgte und heute in Altstätten steht.

Dieb war dreist und berechnend

Köppel hat grosse Freude an seinem Schaffen, doch jetzt ist er deprimiert und so gut wie pleite, schreiben die Vorarlberger Nachrichten. Der Grund: «Mir wurden zehn Tonnen wertvolles Rohmaterial gestohlen. Ich kann geplante Werke nicht machen.» Der Schrottdiebstahl, so behauptet Köppel, sei von der dreistesten Sorte gewesen. Der Dieb habe eine Spedition angeheuert, sei zum Lagerplatz gefahren und habe ihn angerufen. «Es war Mitte Oktober. Er wollte sicher wissen, dass ich nicht da bin.»

Immer mehr Dinge verschwanden

Dann ging es ruckzuck. Kupfer, Drahtseile, 2,5 Tonnen schön hergerichtete Stahlwellen, ja sogar den Amboss, auf dem Köppel arbeitete, und eine der vier Baumaschinenraupen landeten auf dem Lastwagen und wurden weggeschafft. Bis jetzt weiss keiner wohin. Immer wieder verschwand auch an den folgenden Tagen und in den Nächten wertvolles Material vom Lagerplatz, den ein reicher Industrieller Köppel für sein Rohmaterial zur Verfügung stellt.

Vorarlberger unter Verdacht

«Es ist unglaublich, wie unverschämt der Dieb vorging», stammelt Köppel. Auf weit über 10'000 Euro schätzt er den Wert des Materials. Aber was für ihn noch viel schlimmer wiegt: «Ich kann ohne dieses Material nichts machen, was ich vorhatte zu machen.» Vor allem die «Gierige Giraffe», die er als Modell vor seinem Haus in Mohren stehen hat, wird nun Modell bleiben müssen. Silvan Köppel ist sich sicher, wer das getan hat. «Es war ein Vorarlberger, der als Alteisendieb bekannt ist und sich schon einiges geleistet hat», gibt es für den Eisenplastiker nicht den geringsten Zweifel.

Keine Fahndung im Gange

Bei der Polizei Widnau zeigte Köppel den Diebstahl an. Die Sache ging zur Kantonspolizei nach St.Gallen. Dort bestätigt Polizeisprecher Hanspeter Krüsi den angezeigten Diebstahl, und auch, dass es einen verdächtigen Vorarlberger gibt. «Wir kennen die Identität des Mannes und hatten ihn für den 20. November vorgeladen. Aber er ist nicht erschienen.» Eine Fahndung nach dem Missetäter gibt es in Vorarlberg noch nicht. «Wir haben noch keine Informationen über diesen Fall und auch keinen Auftrag, irgendwen zu suchen», erklärte Karlheinz Dietrich vom Landeskriminalamt Vorarlberg.

Finderlohn für «diebische Elster»

Wie es nun weitergeht? Silvan Köppel hofft, dass alles unternommen wird, den Dieb und vor allem das Diebesgut zu finden. Einen Finderlohn hat der Künstler jedenfalls schon ausgesetzt: «Ich habe kein Geld. Aber wer mir hilft, mein Material wieder zu bekommen, dem mache ich ein Kunstwerk, und zwar eine diebische Elster im Wert von mehreren Tausend Franken.»

veröffentlicht: 30. November 2018 11:35
aktualisiert: 30. November 2018 11:35
Quelle: red.

Anzeige
Anzeige