So viele Ehen werden in deiner Region geschieden
Nicht jede Ehe hält fürs Leben. Im Gegenteil: Eine Vergleichsstudie der Seite «betrugstest.com» zeigt, dass zum Beispiel in Neuchâtel im letzten Jahr fast 80 Prozent der eingegangenen Ehen auch wieder geschieden wurden. Eine sehr hohe Scheidungsrate. In der Ostschweiz und Graubünden sieht es nicht so düster aus.
Scheidungsraten in den Zivilstandskreisen sehr unterschiedlich
Im FM1-Land hat der Zivilstandskreis St.Gallen mit Abstand die höchste Scheidungsrate. In den letzten vier Jahren wurden dort durchschnittlich über 55 Prozent der Ehen auch wieder geschieden. Dagegen ist die Scheidungsrate des Zivilstandskreises Plessur mit den Ortschaften Chur, Churwalden, Arosa und Tschiertschen-Praden mit nur 31 Prozent fast schon gering.
Jedoch ist zu beachten: Im Zivilstandskreis Plessur haben auch Paare geheiratet, die nicht aus dem Zivilstandskreis stammen. Geschieden wurden dagegen nur Einwohnerinnen und Einwohner des Gebiets.
Im Kanton Thurgau und im Zivilstandskreis Werdenberg-Sarganserland liegt die durchschnittliche Scheidungsrate der letzten vier Jahren bei 39 Prozent. Das bedeutet, dass mehr als ein Drittel aller eingegangenen Ehen der letzten vier Jahren wieder geschieden wurden.
«Im Gegensatz zum Jahr 2018 wurden im Zivilstandskreis Werdenberg 2019 überdurchschnittlich viele Ehen geschlossen», sagt Killian Rensch, stellvertretender Leiter des Zivilstandsamts Buchs. Das Jahr 2020 sei pandemiebedingt dafür unterdurchschnittlich gewesen. In den Jahren 2021 und 2022 hätten sich die Zahlen wieder erholt.
Der Kanton Appenzell Innerrhoden reiht sich mit einer durchschnittlichen Scheidungsrate von 35 Prozent ungefähr in der Mitte ein. Was jedoch aussergewöhnlich ist: Im Jahr 2019 war die Scheidungsrate mit 13 Prozent sehr gering. Im Gegensatz dazu steht das Jahr 2020, wo rund zwei Drittel der Ehen wieder geschieden wurden.
Ob dies im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie und dem damit verbundenen Homeoffice steht, ist nicht nachgewiesen.
Auffällig ist, dass in fast jedem Zivilstandskreis die Anzahl Scheidungen gleichbleibend oder sinkend ist. Ein drastischer Anstieg der Scheidungsrate ist nirgends zu verzeichnen. Dies bestätigt sich so auch gesamtschweizerisch.
Seit 2010 sinkt die Scheidungsrate. Während in diesem Jahr pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner noch fast drei Ehen geschieden wurden, waren es 2011 nur noch 2,21 geschiedene Ehen. Seither ist die Scheidungsziffer stetig sinkend.
Gesetzesänderung führte zu mehr Scheidungen
Der rapide Anstieg in den Jahren 2000 und 2001 sowie auch in den folgenden Jahren ist laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) darauf zurückzuführen, dass es im Jahr 2000 eine Gesetzesänderung gab bezüglich Scheidungen.
Somit sei es naheliegend, dass sich viele Paare, welche sich vorher aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage eine Scheidung nicht leisten konnten, nach dieser Gesetzesänderung den Schritt einer Scheidung wagten.
Gründe können nur vermutet werden
«Insbesondere die Anzahl geschiedener Ehen nach 20 und 30 Ehejahren sind viel stärker gestiegen als die frischeren Eheschliessungen», sagt Luzius Stricker, Leiter Statistik und Register Graubünden. Jedoch hebt er hervor, dass auch heute die Ehescheidungen von langjährig bestandenen Ehen noch immer steigend seien, während die jungen Ehen tendenziell weniger geschieden würden.
Dies liege vor allem daran, dass junge Paare mittlerweile weniger aus wirtschaftlichen Gründen, sondern eher aus Überzeugung heiraten. «Heute sind die Möglichkeiten und Formen des Zusammenlebens und Familienlebens ohne Eheschliessungen viel weiter verbreitet», so Stricker. Demzufolge würden auch immer weniger Ehen geschlossen werden.
Festgelegte Studien oder Gründe gebe es jedoch weder für das Sinken der Heiratsziffer noch für dieses der Scheidungsziffer. Bei der Heiratsziffer hat Stricker einige Vermutungen.
Gründe für die sinkenden Scheidungen sind dagegen schwerer zu ermitteln. Dies liege vor allem daran, dass man bei einer Scheidung keinen Scheidungsgrund angeben muss. So kann man keine direkten Vergleiche ziehen zu den Scheidungsgründen von vor 30 Jahren und von heute.
Europaweit sehr durchschnittlich
Europaweit ist die Schweiz etwa im Mittelfeld.
Europaweit bewegte sich die Schweiz im Jahr 2017 bezüglich der Scheidungsrate ungefähr im Mittelfeld. Die höchste Scheidungsrate konnten Litauen und Belarus aufweisen. Die tiefste Scheidungsrate hatte Kosovo. Dies mit einer Heiratsziffer von ungefähr 9,5 und einer Scheidungsziffer von kaum 0,6.
Somit ist die Schweiz in Europa sehr durchschnittlich. Auch das FM1-Land weist keine extremen Zahlen auf. Trotzdem ist laut dem BFS davon auszugehen, dass durchschnittlich zwei von fünf eingegangenen Ehen auch wieder geschieden werden, was doch einer sehr hohen Zahl entspricht.