«Sonst droht der Konkurs»

08.03.2017, 13:31 Uhr
· Online seit 08.03.2017, 12:56 Uhr
Dunkle Wolken über dem Pizol: Die Pizolbahnen AG macht jährlich ein Defizit von 600'000 Franken. Geht es so weiter, ist das Unternehmen bald Pleite. Mit einem Sanierungskonzept und einem möglichen finanziellen Zustupf von Kanton und Gemeinden möchte der Verwaltungsrat die Pizolbahnen wieder zurück in die schwarzen Zahlen führen. Der Verwaltungsratspräsident und ehemalige St.Galler Regierungsrat Joe Keller nimmt im Interview mit FM1Today zur angespannten Lage Stellung.
Michael Ulmann
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Joe Keller, steht es so schlimm um die Pizolbahnen AG?

Was heisst schlimm? Dass die Rechnung nicht mehr aufgehen konnte, haben wir schon kommen sehen, als die Winter immer schlechter wurden und das Weihnachts- und Neujahrsgeschäft wegbrach. Die Pizolbahnen waren schon von Anfang an schmal aufgestellt. Bei der Rettung der Pizolbahnen vor zehn Jahren waren die Zukunftsprognosen noch besser. Aber in der Zwischenzeit haben sich einige Faktoren negativ entwickelt. Darauf haben wir jeweils auch in den letzten Generalversammlungen hingewiesen. Dazu kommt natürlich auch, dass der aktuelle Winter der Schlimmste von allen ist.

Was sind denn konkret die Hauptgründe für das strukturelle Defizit?

Zuerst einmal ist das die Struktur der Pizolbahnen mit zwei Erschliessungsbahnen. Dies verursacht verhältnissmässig hohe Personal- und Infrastrukturkosten. In den letzten Jahren ist zudem das Wetter mit den immer kürzeren Wintern als Problem dazugekommen. Die letzten drei Winter waren schlecht und heuer hatten wir ja auch erst im Januar richtig Schnee. Deshalb war vorher eigentlich gar kein richtiger Skibetrieb möglich. Zu allem Übel kam dann auch noch die Eurokrise dazu. Wegen des starken Frankens haben wir natürlich gespürt, dass mehr Leute aus unserem Marktgebiet ins Vorarlberg Skifahren gegangen sind. Dies bleibt natürlich nicht ohne Auswirkungen auf die Rechnung.

Nun haben sie ein Sanierungskonzept aufgegleist. Was heisst das konkret?

Bei unserem Sanierungskonzept geht es vor allem um Sparmassnahmen. Diese betreffen hauptsächlich die Investitionskosten. Dort haben wir nur das Nötigste gemacht. Dazu gehört auch die Eröffnung der neuen Sesselbahn Schwamm im Dezember. Dies war richtig und wichtig. Wir haben aber auch zwei Gutachten in Auftrag gegeben und wollten von den Experten wissen, ob wir vom Management aus oder betriebswirtschaftliche Fehler gemacht haben. Die Antwort war klar nein. Aber trotz allen möglichen Sparmassnahmen bleibt ein strukturelles Defizit. Vor allem wenn sich die Wettersituation nicht verbessert und der Euro sich nicht markant erholt.

Wenn sie von Sparmassnahmen sprechen, wird auch ein Stellenabbau in Betracht gezogen?

So eine Massnahme können wir bei dieser Diskussion natürlich nicht ausschliessen. Aber wenn immer möglich wollen wir auf einen Stellenabbau verzichten.

Sie haben nun mit dem Volkswirtschaftsdepartement des Kantons St.Gallen sowie den politischen Gemeinden und Ortsgemeinden das Gespräch gesucht. Was ist dabei herausgekommen?

Bis jetzt noch nichts Konkretes. Wir können natürlich nicht dahin gehen und Forderungen stellen und sagen wir brauchen dies und das. Uns ging es in erster Linie einmal darum unsere Situation aufzuzeigen und mögliche Lösungsvarianten vorzubringen, wie das Defizit gedeckt werden könnte. Diesbezüglich stehen wir auch mit Banken und anderen Geldgebern in Kontakt. Wir stehen aber ganz am Anfang der Gespräche und deshalb kann ich zurzeit nicht mehr dazu sagen. Klar ist aber, wenn wir nichts unternehmen droht den Pizolbahnen der Konkurs. Und dies wäre ganz sicher auch nicht im Sinn der umliegenden Gemeinden im Sarganserland und darüber hinaus. Denn 50 Prozent unserer Gäste sind Einheimische, die restlichen 50 Prozent sind Touristen.

Das Interview führte Michael Ulmann.

veröffentlicht: 8. März 2017 12:56
aktualisiert: 8. März 2017 13:31

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