Ostschweiz

Spargeln ab Hof – «Teilweise nach einer Stunde leergekauft»

16.04.2020, 07:58 Uhr
· Online seit 15.04.2020, 15:39 Uhr
Hofläden, die Spargeln verkaufen, wurden an Ostern beinahe überrannt. Obwohl Landwirte ihre Spargeln durch den Lockdown nicht an die Gastronomie liefern können, schaffen sie es, das Gemüse zu verkaufen. Die private Nachfrage ist stark gestiegen.
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«In der Osterwoche war der Andrang auf unseren Verkaufsstand extrem hoch», sagt Fabian Kummer vom Schmitterhof in Diepoldsau. «Das liegt daran, dass die Spargel das erste Frühlingsgemüse ist. Zudem haben die Leute viel mehr Zeit, um zu kochen.»

Da niemand in den Restaurants Spargeln essen könne, merke man, dass die private Nachfrage höher sei. Dies kompensiere bis jetzt den Verlust beim Verkauf an die Gastronomie.

«Haben genügend Helfer, um Nachfrage zu decken»

Seit Mitte März werden auf dem Schmitterhof Spargeln gestochen. Dies weil die Felder mit Abwärme der benachbarten Firma beheizt werden und die Spargeln deshalb früher erntereif sind. Derzeit sind rund 15 Helferinnen und Helfer auf dem Schmitterhof beschäftigt, in der Hauptsaison, im Mai, werden es rund 30 sein.

«Wir haben zum Glück genügend Helfer auf dem Feld. Viele von ihnen kommen aus Österreich und dürfen trotz geschlossener Grenzen pendeln. Wir waren etwas besorgt, aber der Bund und das Migrationsamt haben schnell eine Lösung gefunden. Täglich haben sich mehr Helfer gemeldet, so dass wir die Nachfrage decken können», sagt Kummer.

Kunden aus Genf im Rheintal

Teilweise war der Verkaufsstand schon nach einer Stunde leergekauft. «Wir haben jeweils ab 9 Uhr geöffnet, oft sind die Kunden schon um 8.30 Uhr gekommen und um 10 Uhr war alles weg. Sogar Leute aus Genf kamen, um bei uns Spargeln zu kaufen», sagt Kummer.

Das habe aber wahrscheinlich damit zu tun, dass es in den Medien eine Bildstrecke gegeben habe, in der der Schmitterhof auch vorgekommen sei, sagt Kummer.

«Wir sind froh über die grosse Nachfrage»

Auch auf dem Fahrmaadhof in Diepoldsau war die Nachfrage an Ostern riesig, Bilder zeigen eine lange Schlange vor dem Verkaufsstand. «Das ist zwar jedes Jahr so, aber die Nachfrage an den Verkaufsständen ist noch grösser als sonst. Die Kunden haben mehr Zeit und können nicht ins Restaurant, um Spargeln zu geniessen», sagt Simon Lässer vom Fahrmaadhof.

Er sagt, ob die Nachfrage allgemein grösser sei, als in den Vorjahren, werde sich in der Hauptsaison zeigen. Derzeit ist die Spargelmenge noch nicht sehr gross, da die Saison erst losgeht.

«Bis jetzt konnten wir immer alles verkaufen, es läuft gut. Vor Ostern waren wir oft schon vor dem Mittag ausverkauft. Nach Ostern wurde es etwas ruhiger», sagt Lässer.

Es melden sich viele freiwillige Helfer

Der Fahrmaadhof hat bis anhin immer rund einen Drittel an die Gastronomie verkauft, ein Drittel ging an Grossverteiler. «Den Rest haben wir selbst vertrieben. Da nun die Gastronomie wegfällt, hoffen wir, dass die Grossverteiler gut bestellen und wir mehr an unseren Ständen verkaufen. Durch den Ansturm über Ostern zeigt sich, das eine Kompensation möglich sein könnte», sagt Lässer.

In der Hauptsaison werden rund 50 Helferinnen und Helfer auf dem Farmaadhof beschäftigt sein, derzeit sind es deren 30. Zudem hätten sich gegen hundert Leute freiwillig gemeldet, einige von ihnen arbeiten bereits auf dem Fahrmaadhof mit.

«Regionalität scheint wichtiger zu sein»

Der Präsident der Gemüsevereinigung St.Galler Rheintal, Armin Risch, sagt, derzeit sei die Nachfrage nach regionalem Gemüse höher. «Bei den Spargeln ist es jedes Jahr so, dass der Ansturm zu Beginn der Saison jeweils gross ist. An Ostern überschritt die Nachfrage unser Angebot. Was ich aber auch feststelle, ist, dass die Nachfrage beim Gemüse allgemein höher ist als sonst», sagt Risch.

Das habe verschiedene Gründe. Einerseits können die Leute nicht mehr nach Österreich, um einzukaufen, andererseits gehen viele im Moment nicht gerne in die grossen Läden. «Die Regionalität und zu wissen, woher das Gemüse kommt, scheint den Leuten etwas wichtiger zu sein als zuvor», sagt Risch.

«Es ist noch nicht überstanden»

Man sei froh darüber, so habe man bislang den Wegfall der Gastronomie in den Hofläden kompensieren können. «Doch noch ist es nicht überstanden. In zwei bis drei Wochen kommen die grossen Mengen Sommergemüse. Da könnte es schon sein, dass es einen Überschuss gibt. Wir werden sehen, wie viele Abnehmer es dafür geben wird, noch ist es zu früh für eine Einschätzung. Aber ich bin guten Mutes», sagt Risch.

Als Präsident der Gemüsevereinigung erhalte er derzeit zahlreiche Anrufe von Menschen, die auf den Feldern helfen möchten. «Es ist schön zu sehen, wie hoch die Solidarität ist. In der Region sind wir deshalb gut aufgestellt mit Helfern. Wir konnten längst nicht alle berücksichtigen, die helfen wollten», sagt Risch. Und auch sonst hat er mehr zu tun: Normalerweise sei man in dieser Zeit damit beschäftigt, Pflanzen zu setzen, statt zu ernten und zu liefern.

veröffentlicht: 15. April 2020 15:39
aktualisiert: 16. April 2020 07:58
Quelle: FM1Today

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