Kanton St.Gallen

10 Forderungen: So wollen die Gemeinden ihre Spitäler retten

14.01.2020, 18:51 Uhr
· Online seit 14.01.2020, 17:16 Uhr
Fünf von neun Spitälern sollen im Kanton St.Gallen im Zuge der neuen Spitalstrategie «4 plus 5» geschlossen werden. Dagegen wehren sich die betroffenen Gemeinden – mit einem alternativen Vorschlag und zehn Forderungen an die Regierung.
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Von einem «grundlegenden Fehler» spricht der parteilose Altstätter Stadtpräsident Ruedi Mattle, wenn er an das Vorgehen der St.Galler Regierung in Bezug auf die neue Spitalstrategie denkt. Das Konzept «4 plus 5» sei hinter verschlossenen Türen geschrieben worden, ohne Alternativen zu prüfen und genügend auf die Interessen der Standortgemeinden einzugehen.

Quelle: TVO

«Wir sind sehr enttäuscht, was dabei rausgekommen ist», sagt Mattle. Mit «Wir» meint er die Mitglieder der St.Galler Spitalkonferenz, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Regierungspläne zu bekämpfen: Roland Sidler (Gemeinderat von Walenstadt), Alois Gunzenreiner (Gemeindepräsident von Wattwil), Elmar Metzger (Gemeindepräsident von Flawil), Robert Raths (neuer Stadtpräsident von Rorschach) und sich selbst als Vorsitzenden.

Unzufrieden mit Notfallzentren

Die St.Galler Regierung sieht vor, in Zukunft nur noch die Spitäler in St.Gallen, Wil, Uznach und Grabs zu betreiben. Die heutigen Standorte in Wattwil, Flawil, Altstätten, Rorschach und Walenstadt sollen bis 2028 geschlossen und in Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ) umgebaut werden. «Diese GNZ sind lediglich bessere 24-Stunden-Arztpraxen und bieten kein gutes Gesundheitsangebot», kritisiert Mattle.

Stationäre Abteilung und ambulante Operationen

Der mit Experten ausgearbeitete Gegenvorschlag der Spitalkonferenz heisst Medplus. In Altstätten, Walenstadt, Wattwil, Flawil und Rorschach soll es weiterhin Spitäler geben, wenn auch in abgespeckter Form. «Hier findet eine einfache Grundversorgung in der allgemeinen und inneren Medizin statt», erklärt Mattle. Es ist eine stationäre Abteilung mit «mehreren Dutzend Betten» vorgesehen, zudem soll es einen Operationssaal für ambulante OPs geben. Die Idee: Wenn Patienten in der Nähe ihres Wohnortes behandelt werden, entlastet das wiederum die grösseren Spitäler.  

Auf Anfrage will die St.Galler Gesundheitsdirektorin Heidi Hanselmann keine Stellung zu Medplus beziehen. «Wir müssen zuerst die Vernehmlassungsfrist abwarten», sagt die SP-Regierungsrätin. Man werde die Forderungen der Standortgemeinden aber überprüfen. Die Vorlage ist derzeit in der Vernehmlassung, der Kantonsrat fällt frühestens in der Aprilsession 2020 eine Entscheidung. 

«Ein paar Schritte zurückgehen»

Ob Medplus finanziell mit der Strategie der Regierung mithalten kann – das wissen die Gemeinden noch nicht. «Uns liegen weder Zahlen der Spitäler vor, noch haben wir einen Businesscase erarbeitet», sagt Mattle. «Wir wollen einfach einen Input geben.» Gerade jetzt, wo der Kanton St.Gallen angekündigt habe, die Spitälerplanung gemeinsam mit Graubünden und Glarus anzugehen, sei es «die ehrlichste Lösung, ein paar Schritte zurückzugehen und nochmals alles zu überdenken».

Verschuldete Spitäler

«4 plus 5» würde einen Abbau von bis zu 70 Stellen und 330 Betten bedeuten. Eine Weiterentwicklung der Spitalstrategie sei nötig, da sich das Umfeld der Spitäler in der Schweiz in den letzten Jahren stark verändert habe, schrieb die Regierung im vergangenen Oktober. Den Spitälern fehle das Geld, um ihre Gebäude, ihr Mobiliar und ihre medizintechnischen Apparaturen regelmässig zu erneuern. «Das Eigenkapital sinkt und die Schulden steigen.»

Verschiedene Kantone beschäftigen sich derzeit mit ihrer Spitalstrategie, im FM1-Land stehen indes die meisten Spitäler vor der Schliessung.

veröffentlicht: 14. Januar 2020 17:16
aktualisiert: 14. Januar 2020 18:51
Quelle: FM1Today

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