Rheintal

«Adrian kann nicht mehr ins Hallenbad»

06.02.2020, 21:57 Uhr
· Online seit 06.02.2020, 09:28 Uhr
Für Adrian Heeb ist das Schwimmen in Frei- und Hallenbädern eine Herzensangelegenheit. Es ist das liebste Hobby des 47-Jährigen, der eine geistige Beeinträchtigung hat. Diesen Winter kommt ihm jedoch etwas in die Quere.
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Funkelnde Augen, ein herzliches Lachen und fast immer auf dem Weg ins Schwimmbad – das ist Adrian Heeb aus Rüthi, der mit seiner offenen und freundlichen Art im ganzen St.Galler Rheintal bekannt ist. Wer in der Region Bus fährt, trifft den 47-Jährigen mit einer geistigen Beeinträchtigung regelmässig zwischen Balgach und Altstätten. Zum einen wohnt und arbeitet Adrian in diesen zwei Gemeinden, zum anderen befinden sich dort auch seine zwei Lieblingsbadis. Schwimmen ist Adrians liebstes Hobby und genau darauf muss er diesen Winter verzichten. Zumindest fast.

Hallenbäder bleiben geschlossen

Ich kenne Adrian noch aus meiner Kindheit und besuche ihn in der Werkstatt der Organisation «Rhyboot» in Altstätten, wo er arbeitet. Wie immer strahlt Adrian über beide Ohren. Sofort fällt mir ein, wie oft Adrian «Hoi Meitla» durch den ganzen Bus rief oder «Happy Birthday» für alle sang. Er konnte so sogar den schlecht gelaunten Fahrgästen ein Lächeln entlocken.

In all den Jahren scheint sich Adrian kaum verändert zu haben, genau so wenig wie sein Lieblingsthema, das Schwimmen. Mit grossen Augen sagt er zu mir: «Adrian kann nicht mehr ins Hallenbad. Es wird gebaut.» Sein Lächeln verschwindet. Tatsächlich: Beide Hallenbäder, Altstätten und Balgach, sanieren zur gleichen Zeit. Altstätten öffnet erst kommenden Dezember wieder – Balgach ist noch ungewiss.

Herausforderung für «Rhyboot»

Und nicht nur das: Auch das kleine Schwimmbad Marbach befindet sich zurzeit in Renovation. So sind alle Bäder in Adrians Nähe geschlossen. Dies stellt die Organisation «Rhyboot» vor eine Herausforderung. «Adrian geht normalerweise fast jeden Abend ins Schwimmbad, entweder alleine oder mit dem Verein PluSport», sagt Aline Lenzi, die Wohngruppen-Betreuerin, die auch in der Werkstatt ist. «Andere Bewohner haben ebenfalls grosse Freude am Schwimmen. Nun müssen wir ein Alternativ-Programm suchen.» Dass diese Situation überhaupt zustande kam, findet die Organisation schade: «Hätten sich die Hallenbäder abgesprochen, würden alle davon profitieren.»

Schlittschuhlaufen und Säntispark

Statt Baden, waren die Betreuer mit den Bewohnern nun schon ein paar Mal Schlittschuhlaufen. Auch Turnen und Kochen seien gute Beschäftigungen. Adrian vermisse aber das «Tauchen und Rutschen», wie er selbst sagt. «Er hat schon viele Vorschläge von sich aus angebracht, wo man alternativ schwimmen könnte», sagt Aline Lenzi und lächelt.

Ab und zu reservieren die Betreuer ein Auto und fahren mit einer ganzen Rhyboot-Gruppe in den Säntispark. Dies sei aber keine dauerhafte Lösung, St.Gallen sei zu weit weg. «Am Wochenende waren wir darum im Hallenbad Buchs», sagt Lenzi. «Darüber hat sich vor allem Adrian sehr gefreut.»

Eine Lösung in Sicht

Adrian wird beim Wort «Buchs» sofort hellhörig, seine Augen strahlen wieder. «Wir wollen Adrian zeigen, wie er selbständig mit dem öV nach Buchs kommt», sagt seine Betreuerin. «So muss er nicht mehr auf sein Lieblingshobby verzichten». Adrian fügt freudig hinzu: «Adrian darf nach Buchs ins Hallenbad.»

Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht vertieft er sich wieder in seine Arbeit. Gut möglich, dass Adrian auf dem Weg ins Schwimmbad bald auch die Fahrgäste in Buchs zum Schmunzeln bringt.  

veröffentlicht: 6. Februar 2020 09:28
aktualisiert: 6. Februar 2020 21:57
Quelle: FM1Today

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