Altenrhein könnte bald ausgebaut werden

So harmlos sie auch klingen mag, in der sogenannten «Interessen-Analyse» zum Flugplatz Altenrhein, die der Kanton St.Gallen mit dem Land vorgestellt hat, versteckt sich extrem viel politischer Zündstoff. Im Papier verpackt ist nämlich unter anderem die Empfehlung von «Erleichterungen für den Linien-, Charter- und Businessverkehr».

Entwicklung ja, aber «massvoll»

Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl) soll die geltenden Verträge prüfen. So solle dem seit 1926 bestehenden Flugplatz am Bodensee eine «massvolle Entwicklung» ermöglicht werden, wie es in der Mitteilung heisst.

Die Bedürfnisse der Bevölkerung werden berücksichtigt, verspricht das Papier. Die Analyse aus dem Vorarlberger Büro Stadtland empfiehlt, Linien-, Charter und Businessverkehr zu bevorzugen. Sportflieger und Helikopterflüge sollen demgegenüber weniger oft berücksichtigt werden.

Runder Tisch mit Gemeinden

Das Ziel sei unter anderem, eine Basis für ein «künftig gemeinsames strategisches Vorgehen von Region und Flugplatz zu schaffen», schreiben die Behörden. Man habe sich auf einen regelmässigen Informationsaustausch mit den Gemeinden am «runden Tisch» geeinigt.

Um den Flugplatz Altenrhein gab es immer wieder Streitereien: Während die Wirtschaft und die privaten Betreiber des Flugplatzes immer lauter forderten, dass er ausgebaut wird, wollen Gemeinden und Naturschutzverbände das auf keinen Fall.

Bessere Kommunikation

Zu den neuen Empfehlungen gehört eine offenere Informationspolitik des Flugplatzes: Angaben zu Flugbewegungen, Ausnahmebewilligungen und Flugrouten sollen «möglichst offen und für eine breite Öffentlichkeit zugänglich sein». Empfohlen werden zudem ein klares Leitbild für den Flugplatz und ein politisches Bekenntnis zu dessen Bedeutung.

Der Flugplatz Altenrhein in unmittelbarer Nähe zu Vorarlberg besteht seit 1926. Er dient heute mehrheitlich dem gewerbsmässigen Luftverkehr. Seit 1985 gibt es Linienflüge nach Wien, derzeit an Werktagen vier Mal täglich. Im Sommer kommen Charterverbindungen zu Feriendestinationen in Europa hinzu.

Allenfalls Ausbau ohne Erlaubnis des Bundes

Altenrhein ist der einzige Schweizer Regionalflugplatz mit Linienverkehr im Status eines «privaten Flugfelds». Eine Konzessionierung fehlt. Im Schweizer Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt wurde festgelegt, dass Altenrhein eine Konzession braucht, falls der Linienverkehr ausgebaut wird.

Ob dies auch in Zukunft noch gilt, ist seit Freitag offen: Die St. Galler und Vorarlberger Behörden erwägen gemäss der Mitteilung einen Ausbau des Flugbetriebs in Altenrhein ohne Konzessionierung. Die Arbeitsgruppe unter Leitung des BAZL soll entsprechende Möglichkeiten prüfen.