Schon im März

Angestellte laufen davon: Spital Wattwil schliesst früher als geplant

18.08.2021, 14:25 Uhr
· Online seit 18.08.2021, 10:00 Uhr
Keine Nachfolgelösung und akuter Personalmangel: Das Spital Wattwil hat seine erarbeitete Zukunftsperspektive verloren. Der Verwaltungsrat der Spitalverbunde St.Gallen sieht sich deshalb gezwungen, das Spital im März 2022 zu schliessen.
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Spätestens Ende März 2022 anstatt im Verlauf des Jahres 2023: Das Spital Wattwil wird in weniger als einem Jahr geschlossen. Ein Grund zieht den nächsten Grund als Rattenschwanz nach sich. Angefangen hatte es damit, dass die Solviva AG und die Regierung des Kantons St.Gallen im Juli bekannt gaben, dass der Spitalstandort Wattwil nicht in ein Kompetenzzentrum für Gesundheit, Notfall und spezialisierte Pflege (GNP) umgewandelt wird (FM1Today berichtete). «Mit Wegfall des GNP Wattwil ging die sehr konkrete und während zwei Jahren mit verschiedenen Partnern erarbeitete Zukunftsperspektive verloren», heisst es in der Medienmitteilung der Spitalverbunde St.Gallen.

Seit klar ist, dass es für den Spital Wattwil keine konkrete Nachfolgelösung gibt, haben auch mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gekündigt. Die Stellen könnten derzeit kaum neu besetzt werden, damit werde eine genügende und sichere Patientenbehandlung gefährdet. Obwohl es das Ziel sei, dem Personal eine Stelle an einem anderen Standort anzubieten, seien weitere Kündigungen unvermeidbar.

Keine medizinische Leistung mehr ab April 2022

Ende März 2022 ist spätestens Schluss im Spital Wattwil. Die Spitalverbunde wollen mit der frühzeitigen Schliessung eine «völlig unkontrollierbare Situation» meiden. «Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung sind enttäuscht über das Scheitern der Nachfolgelösung.» Leidtragend sei nicht nur das Personal, sondern auch die Bevölkerung der Region Toggenburg wie auch das Unternehmen der Spitalregion Fürstenland Toggenburg.

Bereits im September wird der Betrieb der Überwachungsbetten wegen fehlenden Fachpersonals eingestellt, Mitte Dezember wird eine der beiden Bettenstation geschlossen und ab April 2022 wird im Spital keine medizinische Leistung mehr angeboten. Auch die Alkoholkurzzeittherapie soll umziehen, derzeit wird geprüft, ob diese im Spital Linth angeboten werden kann. «Der Notfallbetrieb ist bis zum Zeitpunkt der Schliessung sichergestellt», heisst in der Medienmitteilung weiter.

Die Spitalregion Fürstenland Toggenburg erarbeitet derzeit eine Nachfolgelösung. Das neue Ziel: Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine gute Anschlusslösung ermöglichen und die Gesundheitsversorgung für die Toggenburger Bevölkerung durch eine «enge Verzahnung von verschiedenen medizinischen Angeboten» sicherstellen.

Regierung trifft sich mit betroffenen Parteien

Der Regierungsrat des Kantons St.Gallen nimmt den Entscheid des Verwaltungsrates der Spitalverbunde zur Kenntnis. In einer Medienmitteilung der Regierung heisst es: «Bereits diese Woche wird besprochen, wie die Gesundheitsversorgung und insbesondere die Notfallversorgung im Toggenburg in Zukunft sichergestellt wird.» Am Freitag trifft sich Regierungsrat Bruno Damann mit den einzelnen Parteien. Im Gespräch soll in erster Linie diskutiert werden, wie die niedergelassene Ärzteschaft in Absprache mit dem Spitalverbund Fürstenland Toggenburg oder der Berit Klinik die Notfallversorgung in Zukunft gewährleisten kann, allenfalls mit Unterstützung des Kantons.

Zusätzliche Betten in Wil

Die frühzeitige Schliessung hat Konsequenzen für das Spital Wil. Der Standort braucht mehr Betten. Gebaut werden kann aber erst Mitte 2023, deshalb muss das Spital auf provisorische Lösungen zurückgreifen. Vorerst sind 15 zusätzliche Betten geplant und die Notfallinfrastruktur soll angepasst und erweitert werden.

(pd/sk)

veröffentlicht: 18. August 2021 10:00
aktualisiert: 18. August 2021 14:25
Quelle: FM1Today

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