Walenstadt

Anwohnende wollen Festival verbannen – Organisatoren wehren sich

19.12.2022, 18:33 Uhr
· Online seit 19.12.2022, 17:50 Uhr
60 Walenstadtner wollen das Kleinstadt Openair aus dem Ortskern haben. Dazu haben sie eine Petition lanciert. Die Organisatoren des jungen Festivals kontern mit einer eigenen Petition.
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«Das Mass soll nicht weiter strapaziert werden», so steht es in einer Petition, die vor kurzem auf der Gemeinde Walenstadt eingegangen ist. Das Mass überreizt haben laut 60 Anwohnerinnen und Anwohnern, die teils in unmittelbarer Nähe oder weiter weg vom Dorfkern wohnen, die Organisatoren des Kleinstadt Openairs, welches seit 2021 im Walenstadtner Ortskern stattfindet.

«Lärm und blockiertes Ortszentrum»

«Es führt zu sehr grosser Lärmbelastung, vor allem in der Kernzone des Städtchens, aber auch an exponierten erhöhten Wohnlagen relativ weit vom Städtchen entfernt», sagt der Walenstadtner Karl Spring als Vertreter der Unterzeichnenden. Zudem werde der Ortskern während des Openairs jeweils abgeriegelt und laut den Petitionären das Arbeiten der Gewerbetreibenden erschwert. Dies durch eine kommerzielle Veranstaltung, das stört den Petionären sauer auf.

Daher muss das Kleinstadt Openair weg. Das Festival solle nur alle zwei Jahre stattfinden, alternierend zum Wallensee-Musical, und dies ausserhalb des Dorfes, etwa auf dem Parkplatz am See oder auf dem Militärareal, fordern die 60 Unterzeichnenden.

Organisatoren kontern mit eigener Petition

Vor einer Woche haben die Organisatoren des Kleinstadt Openairs von der Petition erfahren. Sie sind enttäuscht, aber nicht überrascht. «Es ist frustrierend, aber es gibt halt immer solche», sagt Marc-Robin Broder, der das Festival zusammen mit seinem Vater organisiert. Den Vorwurf, dass das Festival die Anwohnerinnen und Anwohner störe, lässt er nicht gelten. «Die Rückmeldung, die wir von den direkten Anwohnenden erhalten haben, war jeweils sehr positiv. Die finden das Festival toll und sind jeweils begeistert mit dabei.»

Broder glaubt, dass die Petitionäre das Festival dauerhaft aus der Stadt haben wollen. Dagegen machen die Organisatoren nun ihrerseits mobil. Sie haben eine Petition lanciert, die sich für den Erhalt des Kleinstadt Openairs ausspricht. 600 Personen haben diese bereits unterzeichnet.

Gemeinde stellt sich hinter Festival

Rückendeckung erhält das Festival auch von der Gemeinde Walenstadt. «Der Gemeinderat Walenstadt vertritt seit vielen Jahren den Standpunkt, dass Veranstaltungen in der Gemeinde gefördert und nicht verhindert werden sollen», sagt Gemeindepräsident Angelo Umber auf Anfrage. Wer in einem Dorf- oder Stadtzentrum wohne, müsse sich bewusst sein, dass dort eine grössere Lärmbelastung herrscht. Diese entsteht zum einen durch Strassenlärm, zum andern aber auch durch Veranstaltungen. «Veranstaltungen dieser Art gehören aus rein kultureller Sicht ins Zentrum einer Gemeinde. So ist es auch im vorliegenden Fall.» Zudem gehören die von den Petitionären vorgeschlagenen alternativen Festivalorte dem Bund und daher könne die Gemeinde gar nicht darüber entscheiden. Ausserdem: Die Gemeinde habe bisher keine einzige offizielle Lärmklage des Festivals wegen erhalten.

Streit geht in zweite Runde

Dies stösst nun den Anwohnenden, die gegen das Festival sind, wiederum sauer auf. Mit Leserbriefen in den lokalen Medien machen sie sich Luft. Es handle sich schlicht um einen kommerziellen Anlass, wer kein Ticket hat, habe nichts davon, schreibt ein Walenstadtner etwa. «Ein solcher Event hat im Zentrum des Städtchens nicht zu suchen.»

Dies führt nun dazu, dass sich die Festivalbetreiber am Mittwoch mit einer Stellungnahme an die Medien gewendet haben. Die Openair-Gegner kämpften mit «zum Teil unfassbaren Aussagen, welche verstehen kann, wer will, aber keinenfalls fair sind», heisst es im Schreiben. Man wolle dies so nicht hinnehmen.

Rechtliche Schritte eine Option

Zumindest für 2023 können die Organisatoren beruhigt sein. Der Gemeinderat hat dem Openair denn bereits die Bewilligung erteilt. Am 7. und 8. Juli findet es in Walenstadt mit Bligg, Marius Bear oder Philipp Fankhauser statt.

Offen lassen die Petitionäre, ob sie noch schwereres Geschütz auffahren. So sagt Unterzeichnenden-Vertreter Karl Spring, dass etwa rechtliche Schritte «eine unter möglichen Vorgehensweisen» seien, «die eventuell ins Auge gefasst werden».

veröffentlicht: 19. Dezember 2022 17:50
aktualisiert: 19. Dezember 2022 18:33
Quelle: FM1Today

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