«Zur Sache»

«Aus Ostschweizer Sicht geht das Massnahmenpaket sehr weit»

29.10.2020, 08:25 Uhr
· Online seit 29.10.2020, 05:45 Uhr
Bruno Damann und Urs Martin, die Gesundheitsdirektoren der Kantone St.Gallen und Thurgau, äussern sich zu den neu beschlossenen Massnahmen des Bundes in der Coronakrise. Für beide ist klar: Der Bundesrat hätte die ausserordentliche Lage erklären müssen.

Quelle: tvo

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Teilweise Maskenpflicht im Freien, Schliessung von Tanzlokalen und Diskotheken und die Sperrstunde für die Gastronomie sind nur einige der Massnahmen, welche der Bundesrat am Mittwoch verkündet hat und ab heute Donnerstag gelten.

Ob diese Massnahmen fruchten, werde man erst sehen, wenn die Pandemie vorbei ist, sagt Bruno Damann, Vorsteher des St.Galler Gesundheitsdepartements. «Es sind massive Massnahmen, welche bis ins Privatleben greifen. Wir hoffen, dass diese reichen, damit kein Lockdown eingeführt werden muss.» Damann ist fest überzeugt, dass es reichen würde, wenn der Abstand eingehalten und die Hygienemassnahmen berücksichtigt würden.

«Sehe es kritisch, dass nicht die ausserordentliche Lage ausgerufen wurde»

«Aus einer Ostschweizer Sicht geht das Massnahmenpaket sehr weit», fügt der Thurgauer Regierungsrat Urs Martin an. «Es sind tiefgehende Einschränkungen und ich sehe es kritisch, dass der Bundesrat dies getan hat, ohne die ausserordentliche Lage auszurufen.» Nun seien im Kanton noch sehr viele Fragen offen.

Auch Bruno Damann hatte diese Woche bereits öffentlich kritisiert, dass der Bundesrat das Heft nicht wieder in die Hand nehme. «So wie es jetzt ist, stehen die Kantone in der Verantwortung.» Es sei denkbar, dass nun Geldforderungen an den Kanton gestellt werden.

«Leute müssen mitziehen»

Sowohl im Kanton St.Gallen wie auch Thurgau steigen die Coronazahlen stetig an. «In den letzten Tagen waren es im Thurgau immer um die 100 Fälle», sagt Urs Martin. «Die Spitäler sind noch nicht ausgelastet, aber es ist eine Frage der Zeit, bis diese Belastungsgrenze erreicht ist.» Das Contact Tracing werde im Wochenrhythmus aufgestockt und Spitalkapazitäten würden freigehalten. «Wir wollen aber keinen unnötigen Alarmismus verursachen.»

Auch im Kanton St.Gallen sei bei gleichbleibender Entwicklung bei Zeiten ein Limit erreicht, sagt Bruno Damann. «Die Lage ist ernst und jede Massnahme kann nur fruchten, wenn die Leute mitziehen. Das muss nun auch der Bevölkerung bewusst sein.» Man spüre aber, dass die Bevölkerung mittlerweile coronamüde sei. «Die erste Welle hat die Ostschweiz fast nicht getroffen. Jetzt könnte es aber schlimmer werden und es könnte zu Zuständen wie in Norditalien kommen.»

Die ganze Folge «Zur Sache» vom Mittwochabend kannst du dir oben anschauen.

(red.)

veröffentlicht: 29. Oktober 2020 05:45
aktualisiert: 29. Oktober 2020 08:25
Quelle: FM1Today

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