Coronavirus

Bildungslücken wegen Corona? Das bedeutet die Sonderlage für Schüler

· Online seit 03.04.2020, 07:19 Uhr
Noch bis mindestens zum 19. April gilt für Schweizer Schüler der Fernunterricht. Gefährdet dieser Umstand die Promotion und entstehen dadurch Bildungslücken? Der Leiter des St.Galler Volksschulamtes klärt die wichtigsten Fragen.
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Seit nunmehr drei Wochen herrscht an den Schweizer Volksschulen Sonderbetrieb. Schüler werden zu Hause unterrichtet, Arbeitsmaterial kommt per E-Mail. Schülerinnen und Schüler, Schulen und Eltern müssen sich an die neue Situation gewöhnen. Die St.Galler Regierung hat angekündigt, ab Mai teilweise wieder zum Präsenzunterricht zurückkehren zu wollen, sofern dies die Weisungen des Bundes erlauben. Das Ende des Schuljahres wird dann bereits in Sichtweite sein. Ein Zeitpunkt, der weitere Fragen aufmacht – besonders, was die Promotion der Schüler angeht.

Werden Schüler automatisch promoviert?

«Der Umgang bezüglich der Promotion oder der Schullaufbahnentscheide allgemein wird aktuell geprüft», sagt Alexander Kummer, Leiter des St.Galler Amts für Volksschule. Noch ist also unklar, wie die Situation für Schülerinnen und Schüler ist, welche schon vor dem Lockdown versetzungsgefährdet waren – ob diese ihre Noten noch verbessern können und ob alle Schüler automatisch in die nächste Stufe übertreten dürfen. «Ende April werden diese Fragen geklärt sein. Die Beantwortung hängt auch wesentlich davon ab, wie lange das bundesrätliche Verbot des Präsenzunterrichts dauert.»

Im Fürstentum Liechtenstein wurde diesbezüglich bereits ein Entscheid gefällt. Erreicht eine Schülerin beziehungsweise ein Schüler der Ober- und Realschule oder des Gymnasiums den Promotionsschnitt nicht, so wird sie oder er aufgrund besonderer Umstände trotzdem automatisch in eine höhere Schulstufe befördert, sagt Bildungsministerin Dominique Hasler im Interview mit «Radio L»

Wie werden Lernfortschritte überprüft?

Essenziell für diesen Entscheid sind die Lernfortschritte der Primar- und Oberstufenschüler. Doch Prüfungen im klassischen Sinn sind während des Verbots des Präsenzunterrichts nicht erlaubt. «Die Lernfortschritte werden überprüft, indem die Lehrperson in Kontakt mit ihren Schülerinnen und Schülern ist. In der aktuellen Situation wissen die Lehrpersonen anhand der gelösten Aufgaben und Rückmeldungen, wo die Schülerinnen und Schüler stehen», sagt Alexander Kummer.

Wie wird der Oberstufenentscheid gefällt?

Für das nächste Schuljahr seien die Schüler ausreichend vorbereitet, sagt Kummer: «Die Lehrpersonen der abnehmenden Stufe können mit der Ausnahmesituation professionell umgehen und die richtigen Massnahmen ergreifen, um adäquat zu reagieren.» Somit könne auch die Entscheidung, ob Primarschüler in die Real- oder Sekundarstufe wechseln, trotz Fernunterricht gefällt werden: «Bei den fachlichen Leistungen sind nicht nur die Leistungen der letzten Wochen relevant, sondern es wird auch auf die Entwicklung geachtet. Daher wird in der Regel eine Zuteilung in die verschiedenen Typen auch in der jetzigen Situation möglich sein. In den meisten Schulen sind diese Übertrittsentscheide bereits gefällt worden.»

Sind die Schüler auf die nächste Stufe vorbereitet?

Von einem Defizit im Bildungsstand geht der Leiter des Amts für Volksschulen nicht aus. Überprüft werde dies vorerst aber nicht: «Die Auswirkungen dürften sich längerfristig kompensieren lassen. Doch auch dieser Punkt muss nochmals geprüft werden, wenn klar ist, wie lange das Verbot des Präsenzunterrichts dauert.» Sicher ist, während der Sommerferien findet kein Ergänzungsunterricht statt. Das hat die Erziehungsdirektorenkonferenz bekannt gegeben. Ebenso werden die Ferien weder verkürzt, noch verlängert.

veröffentlicht: 3. April 2020 07:19
aktualisiert: 3. April 2020 07:19
Quelle: FM1Today

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