Kantonsspital St.Gallen

«Blinken die Alarmlichter, heisst das sofortiger Baustopp»

25.02.2020, 13:40 Uhr
· Online seit 25.02.2020, 05:37 Uhr
Seit fast zwei Jahren befindet sich das Kantonsspital St.Gallen im Umbau. Die Grossbaustelle ist in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung – einige Instrumente wie Röntgen- und Operationsgeräte sind hypersensibel, was sowohl Lärm als auch Vibration betrifft. Dies erfordert spezielle Baumassnahmen, wie der Bauleiter auf einem Rundgang erklärt.

Quelle: FM1Today

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Hellgrün ist die Farbe der Baustelle. Zumindest gilt dies am Kantonsspital St.Gallen. So ist auch das erste, was man sieht, wenn man an der Bushaltestelle aussteigt, eine hellgrüne Wand.

Hinter den grünen Wänden herrscht emsiges Treiben

«Momentan gibt es am Kantonsspital zwei Welten – eine hinter und eine vor den grünen Wänden. Auf der Patientenseite gibt es keinen Dreck, alles ist beleuchtet und gesichert. Die grünen Wände trennen die Welten strikt, sie sind schon fast eine Art Markenzeichen auf unserem Areal», sagt Urs Buschor, Leiter des Departementes Bau und Raum und verantwortlich für die Grossbaustelle von Seiten des Kantonsspitals.

Was sich hinter den grünen Holzwänden verbirgt, bleibt Besuchern und Patienten meist verborgen. Guckt man über die Stellwände, erblickt man ein fleissiges Tummeln, wie in einem Ameisenhaufen. Überall bewegen sich behelmte Bauarbeiter in orangen Overalls, Betonmischer und Lastwagen fahren von verschiedenen Richtungen in die Baustelle hinein und wieder hinaus.

Bis zu 500 Bauarbeiter werden zu Spitzenzeiten – während des Hochbaus in den nächsten Jahren – auf der Kantonsspital-Baustelle erwartet.

90 Lastwagen voller Erde – täglich

Damit Vibrationen und andere Begleiterscheinungen von Baustellen möglichst gering gehalten werden, wendet das St.Galler Kantonsspital besondere Baumethoden an. «Wir nutzen die sogenannte Schlitzbaumethode und eine Deckelbauweise», sagt Buschor. Die Tiefgarage, welche momentan gebaut wird, wird von oben in die Erde hinein gebaut. Das oberste Stockwerk steht und bietet so Stabilität, damit sich die umliegenden Gebäude nicht verschieben.

Nun arbeiten sich die Bauarbeiter Schicht für Schicht in den Boden hinein, tragen Erde ab und bugsieren diese durch ein Loch im obersten Deckel nach oben. Problematisch ist dabei vor allem das Grundwasser, das abgepumpt werden muss. Täglich fahren momentan 90 Lastwagen voll Erde aus der Kantonsspital-Baustelle, gesamthaft werden 250'000 Kubik Erde ausgehoben, das entspricht 25'000 Lastwagen.

Alarmleuchten für hochsensible Operationen

Während der Bauzeit läuft der Betrieb des Kantonsspitals normal weiter, die Patientenzahl steigt sogar ein wenig an. Auch Operationen, Röntgenaufnahmen und andere sensible Einsätze werden nur einen Stock über der Baustelle durchgeführt. Das braucht Planung, Kommunikation und Flexibilität – von Ärzten, Planern und Bauarbeitern. Auf der ganzen Baustelle hängen deshalb orange Lampen.

«Wir überwachen die Vibrationen permanent mittels Sensorgeräten und stimmen uns mit dem Operationsplan ab. Ausserdem kann ein Operateur jederzeit einen Buzzer drücken, damit die Baustellenlampen blinken. Dann werden die Arbeiten sofort gestoppt», sagt Urs Buschor. Gebraucht werde das System dank wöchentlicher Planung und Absprachen selten, aber ab und zu müsse die Baustelle mehrere Stunden stillstehen. «Ausserdem gibt es am Mittwoch jeweils einen vibrationsfreien Tag, damit dann sehr empfindliche Operationen geplant werden können.»

«Ein bisschen Improvisation gehört dazu»

Auch wenn dutzende Leute vom Kantonsspital und von den Bauunternehmen in die Baustellenplanung involviert sind, bei einem solch grossen Projekt kommt es immer wieder zu aussergewöhnlichen Zwischenfällen. «Ein bisschen Improvisation gehört bei einer so grossen Baustelle dazu, dafür gibt es jeden Tag jemanden, der vor Ort nötige Massnahmen ergreift und koordinieren kann, beispielsweise eine Strassensperre.»

Dabei braucht es Verständnis von allen Seiten, auch von Patienten und Mitarbeitenden. «Die grösste und wichtigste Herausforderung ist, dass zu jedem Zeitpunkt die Sicherheit der Mitarbeitenden und Patienten gewährleistet ist. Wir hatten bis jetzt noch keine Baustellenunfälle – Holz anfassen», sagt Buschor.

Die Mitarbeitenden müssen bei Lärm und Staub ihrem Job nachgehen. «Wir sind sehr froh, sind die Mitarbeitenden gegenüber der Baustelle so wohlgesinnt sind. Es ist für sie nicht einfach, doch ist die Baustelle 2028 einmal fertig, erwarten sie bessere Arbeitsbedingungen und mehr Platz.»

veröffentlicht: 25. Februar 2020 05:37
aktualisiert: 25. Februar 2020 13:40
Quelle: FM1Today

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