Corona und Homeoffice: Häusliche Gewalt nimmt wieder zu
In den letzten Jahren musste die Polizei jeweils um die 1050 Mal zu Familien ausrücken. 2020 seien 1185 Polizeieinsätze gezählt worden, heisst es in der Mitteilung der Staatskanzlei vom Mittwoch. Der Anstieg machte sich vor allem in der zweiten Jahreshälfte bemerkbar.
660 dieser Einsätze erfolgten aufgrund eskalierender Konflikte, «die verbal mit Beleidigungen, Anschreien und leichter psychischer Gewalt» begonnen hatten. In 136 Fällen waren gegenseitige Tätlichkeiten der Grund, und bei 389 Interventionen ging es um die Gewalttat eines Familienmitglieds.
Mehr Kinder im Frauenhaus
Angebote wie die Opferhilfe SG-AR-AI, die Beratungsstelle für gewaltausübende Personen und das Frauenhaus St. Gallen hätten ebenfalls eine höhere Auslastung gemeldet. Im 2020 wurden in Frauenhäusern 93 Frauen untergebracht. Das sind acht mehr als im Vorjahr. Zugenommen hat auch die Zahl der Kinder, die in Fraunehäuser kamen. Letzes Jahr waren es 110 Kinder, im Jahr zuvor 79. Das St.Galler Frauenhaus war teilweise überfüllt und immer stark ausgelastet.
Mehr Risikofaktoren im Corona-Jahr
Die Risikofaktoren für die Eskalation von Konflikten und für häusliche Gewalt hätten sich 2020 verstärkt bemerkbar gemacht, heisst es in der Mitteilung. Betroffene berichteten von Geldmangel und engen Wohnverhältnissen und der Schwierigkeit, über längere Zeit gemeinsam im Homeoffice und zeitweise im Homeschooling zu verbleiben.
In schweren Fällen häuslicher Gewalt könne «die durchgehende Anwesenheit der gewaltausübenden Person» eine Kontaktaufnahme bei einer Beratungsstelle oder bei der Polizei verhindern. Vermehrt hätten sich deshalb auch besorgte Nachbarinnen und Nachbarn gemeldet.