Nach Absage

«Das Herz blutet» – das sagen die Rheintaler Fasnächtler

25.09.2020, 18:33 Uhr
· Online seit 25.09.2020, 18:25 Uhr
In Altstätten, Rebstein, Oberriet, Kriessern und Diepoldsau werden 2021 keine Fasnachtsumzüge stattfinden. Auch wenn sich diese Entscheidung schon länger abgezeichnet hat, tun sich die Vereine schwer.

Quelle: tvo

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Die Zeit der Narren wird im Rheintal vertagt. Keine Guggenmusik, keine schaudrigen Masken, kein Volksfest-Feeling. Die Fasnachtsumzüge fallen dem Coronavirus zum Opfer. Dies haben die Röllelibutzen, der Blauring Oberriet, Gula Gula Diepoldsau, das OK der Musikgesellschaft Kriessern und die Räbschter Dorffasnacht gemeinschaftlich entschieden.

«Aufwände für Schutzkonzept sind riesengross»

«Wir haben schon länger über die Durchführung der Fasnachtsumzüge beraten», sagt Jürg Heule, OK-Präsident der Gula Gula Fasnachtsgilde Diepoldsau. «Die Aufwände für ein Schutzkonzept sind riesengross. Es bräuchte viel mehr Personal, um einen Umzug durchzuführen.»

Schliesslich gehe die Sicherheit der Bevölkerung vor. Trotzdem: «Das Herz blutet schon ein bisschen.» Die Absage der Umzüge wirke sich auch auf die Finanzen des Vereins aus. «Wir geben zwar nichts aus, verdienen aber auch nichts. Es wird ein Nullsummenspiel.»

In Diepoldsau wird es 2021 auch kein Alternativprogramm zur Fasnacht geben, sagt Heule: «Bei uns gibt es immer nur den Umzug und eine kleine Guggenparty. Das alles wird es nächstes Jahr nicht geben. Die Fasnacht in Diepoldsau ist komplett abgesagt.»

Finanzieller Schaden im fünfstelligen Bereich

In Altstätten habe es bisher schon 50 Anmeldungen für den Umzug gegeben, sagt Alex Zenhäusern, OK-Präsident des Röllelibutzen Vereins Altstätten: «Seit ich mich erinnern kann, ist es das erste Mal, dass wir den Fasnachtsumzug absagen müssen.» Der Verein prüft nun, ob es Alternativ-Veranstaltungen geben wird. «Wir wollen verschiedene Vorschläge ausarbeiten und diese mit dem Gesundheitsdepartement und der Gemeinde prüfen. Wir wollen alles dafür tun, damit etwas stattfinden kann.»

Der finanzielle Schaden der Absage werde sich im mittleren fünfstelligen Bereich befinden, schätzt Zenhäusern. «Wir müssen nun Einsparungen machen, Reserven bilden und Sponsoren finden, damit der Fasnachtsumzug 2022 wieder wie gewohnt durchgeführt werden kann.»

«Es ist sehr emotional»

Auch Marc Sieber, Organisator des Kriessner Fasnachtsumzugs, will ein Alternativprogramm schaffen: «Irgendetwas werde ich sicher auf die Beine stellen. Dies muss aber in Absprache mit den Vorstandsmitgliedern der Musikgesellschaft Kriessern passieren.» Sieber hat den Kriessner Umzug seit 20 Jahren fast im Alleingang organisiert. «Es ist sehr emotional, dass er in diesem Jahr nicht stattfinden kann. Ich schaue diesem Tag mit komischen Gefühlen entgegen.»

Die Planung sei bereits in vollem Gange gewesen. Schon im Frühling wurden die ersten Guggenmusiken angeschrieben. Für die Musikgesellschaft Kriessern stellte der Umzug jeweils die grösste Einnahmequelle des Jahres dar. «Das ist aber verkraftbar, da wir in diesem Jahr auch keine grossen Ausgaben hatten», sagt Sieber.

Den Entscheid, den Umzug abzusagen, kann auch er nachvollziehen: «Es gäbe zu viele Bestimmungen und Aufwand für ein Schutzkonzept. Und vorläufig ist ja nur der Umzug abgesagt. Wir können noch auf andere Fasnachts-Events hoffen.»

veröffentlicht: 25. September 2020 18:25
aktualisiert: 25. September 2020 18:33
Quelle: FM1Today

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