Kaltbrunn

Der etwas andere Christbaum – gestapelt aus Hirschgeweihen

· Online seit 25.12.2022, 08:15 Uhr
Heutzutage stellt sich oftmals die Frage: Ein echter Weihnachtsbaum oder einer aus Plastik? Nicht aber für Florian Tschudi aus Kaltbrunn – er hat sich für einen Weihnachtsbaum aus Hirschgeweihen entschieden.

Quelle: FM1Today

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Bereits als kleiner Bub interessierte sich Florian Tschudi aus Kaltbrunn für die Natur und Tiere – besonders aber für Hirsche. In einem seiner neuesten Youtube-Videos zeigt der 23-Jährige einen Weihnachtsbaum aus Hirschgeweihen.

«Über meine Website verkaufe ich präparierte Tierschädel aller Arten, Geweihe und alles, was mit Knochen vom Tier zu tun hat. Vor allem Geweihe faszinieren mich, weswegen ich mich in diesem Jahr für einen Christbaum aus Hirschgeweihen entschieden habe», erklärt Tschudi. Die Videos seiner Arbeit lädt er jeweils auf Social Media unter «Swissskulls» hoch.

Nur abgeworfene Geweihe

Alle Geweihe, die er an seinem speziellen Weihnachtsbaum verbaut hat, sind Geweihe, die im Kanton Schwyz abgeworfen wurden. Einmal im Jahr stossen Hirsche ihr Geweih ab: «Man sagt hier ‹einen Kopf›. Es sind zum Teil vier bis fünf ‹Köpfe› vom selben Hirsch. Die Geweihe, welche ich zu einem Christbaum verbaut habe, sind also bis zu acht Jahre alt.»

Die Geweihe für Tschudis Weihnachtsbaum stammen von Hirschen, die beim Abwurf der Geweihe beobachtet wurden oder von einer Zucht in Schänis, welche er mit seinen Verkäufen unterstützt.

Durch seine guten Beziehungen habe er viele der Geweihe sammeln lassen: «Manchmal gehe ich aber auch selbst in den Wald, um danach zu suchen – hier braucht es aber viel Glück, um eines zu finden», erklärt er. Viele Geweihe kaufe er aus verschiedenen Zuchten ein: «Sie geben mir die Geweihe und ich zahle einen Betrag ans Futter.» 

Schädel, Geweihe und Skelette

«Ich bin kein Jäger, aber ich arbeite oft mit Jägern zusammen.» Während der Jagdzeit erhalte er vielfach tote Tiere – Unfalltiere oder solche, die geschossen wurden. Diese muss er anschliessend präparieren. Daneben erhält Tschudi aber auch immer wieder Haustiere – beispielsweise Kühe oder Hunde. «Ich treffe sozusagen alles an», erzählt er.

«Es gibt beispielsweise Hundehalter, welche mir ihren verstorbenen Hund vorbeibringen. Diesen präpariere ich dann, damit die Besitzerin oder der Besitzer das Skelett zu Hause aufstellen kann», so der 23-Jährige. 

Tierpräparation benötigt einige Arbeitsschritte

Um das Tier zu präparieren und dieses anschliessend zu verkaufen, braucht es einige Arbeitsschritte. «Zuerst entfleische ich das Tier grob, damit der grösste Teil des Fleisches und das Fett weg sind. Anschliessend lege ich das Tier in ein Salzbad, um noch mehr zu entfernen», so Tschudi.

Danach kommt das Tier in ein Enzymbad: «Hier müssen die Temperatur und der pH-Wert genau stimmen. Nach rund achteinhalb Stunden befinden sich nur noch die Knochen im Bad – der Rest hat sich in dieser Zeit aufgelöst.» Das genaue Rezept verrät Tschudi aber nicht: «Das ist für mich wie ein Berufsgeheimnis.»

«Habe mir alles selbst beigebracht»

Während der Schulzeit begann Florian Tschudis Faszination für die Tierpräparation. Damals war es sein grösster Traum, ein eigenes Hirschgeweih zu besitzen. «Ich war und bin immer noch ein grosser Fan von Hirschen. Ich finde die Tiere sehr schön», so der 23-Jährige.

Sein Nachbars-Jäger hatte ihm damals eine Jagdtrophäe geschenkt. «Ab diesem Zeitpunkt war ich total angefressen von dem Thema. Da ich schon früh Geschäftsblut in mir drin hatte, begann ich, über den Ricardo-Account meines Vaters solche Sachen zu verkaufen», erzählt er. «So konnte ich mir ein gutes Sackgeld dazu verdienen. Und so begann ich dann, selbst Tiere zu präparieren.»

Ihm habe damals niemand gezeigt, wie man Tiere präpariert – mit Ausprobieren hatte er sich alles selbst beigebracht. Auf sein spezielles Hobby hatten seine Eltern relativ gelassen reagiert: «Mein Vater ist gelernter Koch und meine Mutter ist Pflegerin. Sie sind also beide einigermassen an Blut gewöhnt», erzählt Tschudi und lacht.

Wie sein Weihnachtsbaum aus Hirschgeweihen aussieht, siehst du oben im Video.

veröffentlicht: 25. Dezember 2022 08:15
aktualisiert: 25. Dezember 2022 08:15
Quelle: FM1Today

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