St.Galler Stadtmelder

«Der Marktplatz ist kaputt – bitte flicken Sie ihn wieder»

10.03.2021, 10:04 Uhr
· Online seit 10.03.2021, 08:56 Uhr
Die Stadtmelder-App ist seit fast sechs Jahren ein fester Bestandteil der Stadt St.Gallen. Einerseits kann man sich über die teils doch sehr bünzligen Meldungen köstlich amüsieren, andererseits ist der Stadtmelder für Verwaltung und Bevölkerung zu einem wichtigen Tool geworden, das kaum mehr wegzudenken ist.
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Es sind die kleinen Dinge im Leben: Abfall auf der Strasse, defekte Lampen auf dem Höhenweg, Zigarettenstummel auf dem Trottoir, Lärm und Sprayereien. Der St.Galler Stadtmelder ist ein Sammelsurium an Mängeln, zusammengetragen von aufmerksamen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt, die ihren Wohnort stets im schönsten Licht erstrahlt sehen wollen.

Einfacher Alleskönner

Sabine Hosennen, Kommunikationsverantwortliche der Stadt, hat den Stadtmelder damals, im Sommer 2015, zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen eingeführt. Grund war unter anderem, für die Bevölkerung eine Anlaufstelle zu schaffen, welche die Anliegen triagiert und an die zuständigen Stellen weiterleitet. Hosennen: «Häufig weiss man als Einwohnerin oder als Einwohner nicht genau, welche städtischen Dienststellen zuständig sind. Dank des Stadtmelders muss man sich darüber keine Gedanken machen und kann einfach und unkompliziert Mängel melden oder Fragen zur Infrastruktur stellen.» Vornehmlich in den Bereichen Abfall, Littering, Graffitis, defekte Strassenlampen, herrenlose Velos, Fragen zu Lichtsignalanlagen, Signalisationen und Verkehrsführungen seien viele Meldungen zu finden.

Stadtmelder als «Entschärfer» gefährlicher Situationen

Ein Blick in den Stadtmelder bestätigt Hosennens Aussage. Das Gros der Meldungen besteht aus Mängeln, die die Stadt zu beheben hat. Der Stadtmelder wird aber auch benutzt, um auf potenziell gefährliche Situationen hinzuweisen. Seien dies fehlende Geländer auf Kinderhöhe oder «relativ» grosse Schlaglöcher, der Stadtmelder nimmt sich jedem Problem an. In den meisten Fällen können tatsächliche Mängel oder Schäden schnell und unkompliziert aus der Welt geschafft werden.

«Nörgel-App»

Die Zürcher Version des Stadtmelders wurde in der Vergangenheit bereits als «Nörgel-App» tituliert. Bei der Lancierung des St.Galler Stadtmelders wurde das ebenfalls thematisiert, sagt Hosennen: «In gewissen Bereichen gab es anfangs Bedenken, dass der Stadtmelder Nörgler anziehen könnte.» Dies habe sich bei mittlerweile über 3000 Meldungen allerdings nicht bewahrheitet.

St.Gallen ist nicht Dubai

Wenn man jedoch ganz genau hinschaut, dann findet man sie. Die Nörgler. Ein Bewohner regt sich zum Beispiel über weggeworfene Zigarettenstummel auf und schreibt: «In anderen Ländern, zum Beispiel Dubai, ist doch alles sauber. Versteh die Jugend, Menschen nicht.» Die Stadt beruhigt und erklärt nüchtern: «Grundsätzlich ist dies Littering und kann durch die Stadtpolizei bestraft werden. Die verursachenden Personen müssen jedoch auf frischer Tat ertappt werden.» Der Vergleich mit dem Emirat wird von der Stadt geflissentlich ignoriert.

Winterdienst soll Kaffee im Park ermöglichen

Ein Beitrag zum Winterdienst, der sich bekannterweise dieses Jahr mit Rekordmengen an Schnee herumgeschlagen hat, sorgt ebenfalls für weit hochgezogene Augenbrauen. Ein Bürger echauffiert sich, dass an die 200 Mitarbeitende im Winter Strassen und Trottoirs vom vielen Schnee befreien, dann fragt er: «Und wann werden die Sitzbänke in der Stadt vom Schnee befreit, so dass die St.Galler, in Coronazeit den Kaffee vom Takeaway geholt, sitzend geniessen können?» Die Stadt schreibt sinngemäss, dass die Sonne das schon regeln würde. Ein Blick aus dem Fenster zeigt: Hat sie.

Weil der Stadtmelder theoretisch unter die Sparte Social Media fällt, ist es nicht verwunderlich, dass ab und an auch die eine oder andere Kuriosität ins Auge fällt. Im Dezember schrieb jemand:

Auch Hosennen amüsiert sich über solch kuriose Meldungen. Noch mehr Freude hat sie allerdings, wenn der Stadtmelder für etwas Positives, beispielsweise ein Dankeschön, genutzt wird.

veröffentlicht: 10. März 2021 08:56
aktualisiert: 10. März 2021 10:04
Quelle: FM1Today

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