Gossau

«Die Suche gestaltet sich schwierig»: Im Walter Zoo fehlen Tierpfleger

· Online seit 23.07.2022, 12:02 Uhr
Der Walter Zoo in Gossau sucht derzeit Tierpflegerinnen und -pfleger für die Betreuung der Affen, Reptilien und Huftiere. Die neue Anlage mit den Kleinen Pandas und Zwergottern ist nicht betroffen.
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Die beiden asiatischen Zwergotter haben inzwischen Namen bekommen: Das Weibchen heisst Zaya, das Männchen Akito. Das Pärchen ist verspielt und verspeist am liebsten Krabben, Muscheln und Krebse. Es lebt in einer neu geschaffenen 600 Quadratmeter grossen Anlage mit den beiden Kleinen Pandas Li und Yen. Die neuen Bewohner haben sich in den vergangenen vier Wochen gut im Walter Zoo eingelebt. Thomas Harder, Leiter Marketing und Verkauf sowie Mitglied der Geschäftsleitung, sagt gegenüber dem St.Galler Tagblatt: «Die Pandas sind aktiv, neugierig auf die Besucher und fressen perfekt.»

Die Otter, wie auch die Kleinen Pandas – auch rote Pandas oder Katzenbären genannt – sind gefährdete Tierarten; die Kleinen Pandas sogar stark gefährdet. Der Walter Zoo ist mit anderen Tierparks im In- und Ausland an über 20 Zuchtprogrammen beteiligt. Ziel eines Zuchtprogramms sei es, Tierarten zu erhalten, um Tiere in naher Zukunft in geschützte Lebensräume wieder auswildern zu können.

Für Nachwuchs im Walter-Zoo sorgen können aber nicht Li und Yen. Sie sind Zwillingsschwestern und gerade mal jährig. «Wenn sie etwa drei, vier Jahre alt sind, setzt der Zuchtbuchführende die Paare zusammen, um zu züchten», erklärt Harder weiter. Eine Trennung der beiden sei nicht schlimm, denn Kleine Pandas seien in der Regel Einzelgänger. Die Katzenbären können also im Moment noch unbekümmert spielen und fressen – Zuchtprogramm hin oder her.

Apropos fressen: Die Kleinen Pandas ernähren sich fast ausschliesslich von Bambusschösslingen. «Durch Lieferschwierigkeiten gibt es Engpässe mit Bambus», erzählt Harder. Durch einen Aufruf in den sozialen Medien helfen einige Private aus und im Zoo seien zwischenzeitlich Bambusfelder angepflanzt worden.

Zoos haben mit Fachkräftemangel zu kämpfen

Die Geschäftsleitung des Walter Zoos plagen derzeit weniger Bambussorgen, sondern vielmehr Personalprobleme. In den Zoos fehlen Tierpfleger. «In vielen Zoos, auch im nahen Ausland», sagt Ernst Federer, Verwaltungsrat und Mitglied der Geschäftsleitung. Im Walter Zoo fehlen derzeit vier Tierpflegerinnen und -pfleger. «Für die Betreuung der Affen, Reptilien und Huftiere.» In diesen Revieren müssten Tierpfleger mit Erfahrung eingesetzt werden, handle es ich bei den Affen und den Reptilien doch um Gefahrentiere. In anderen Revieren, beispielsweise bei den Kleinen Pandas, könnten sich Tierpfleger gegenseitig aushelfen, da von den Tieren keine Gefahr ausgehe.

Warum haben Zoos mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen? Dafür gebe es einige Gründe, sagt Federer. Ein Grund sei, dass die Anforderungen an die Tierhaltung stetig steigen. Ein anderer Grund sei, dass die Zoos und Tierparks grösser werden und die Tierbestände ansteigen. Federer nennt ein Beispiel: Für die Betreuung der neuen 5,6 Hektar grossen Lewa Savanne im Zoo Zürich, die 15 Tierarten beheimatet, wurden über ein Dutzend Tierpfleger eingestellt. Und der Zoo Zürich ist weiterhin auf der Suche nach Tierpflegern, wie ein Jobportal zeigt. Ebenso sucht Knies Kinderzoo Tierpfleger. So wie der Walter Zoo. Thomas Harder sagt: «Die Suche gestaltet sich schwierig, denn es gibt in der Schweiz zu wenig Ausbildungsplätze, um alle Tierpflegerstellen besetzen zu können.»

Höhere Belastung für Mitarbeitende

Im Walter Zoo machen jeweils neun Lehrlinge – im Normalfall pro Ausbildungsjahr drei – ihre Ausbildung. «Wir bilden von allen Schweizer Zoos am meisten Lehrlinge in der Fachrichtung Wildtiere aus», sagt Federer nicht ohne Stolz. Für Lehrbeginn 2024 findet am Mittwoch, 3. August, 14.15 Uhr, eine Infoveranstaltung statt. Viele verlassen jeweils nach den drei Ausbildungsjahren den Gossauer Zoo. «Das ist auch richtig so. Die jungen Berufsleute sollen Erfahrungen sammeln.» Nach Gossau kämen dafür Fachkräfte aus Deutschland. «Nicht zuletzt wegen der Lohnstruktur», sagt Federer. Aber es kämen eben nicht genug.

Im Moment habe der Walter Zoo noch keine gravierenden Engpässe und die Verantwortlichen hoffen, dass sich das Problem entspannt. «Wir arbeiten an Lösungen», sagt der Marketingleiter. Kurzfristig können einige Pensa aufgestockt werden und man versuche die Prozesse zu optimieren. Harder erklärt anhand eines Beispiels: «Reinigungsarbeiten oder die Zubereitung des Fressens können auch von anderen Personen ausgeführt werden. Das schafft Kapazitäten für anderes.» Oder: Früher hätten die Mitarbeitenden auch den Verkehrsdienst selber abgedeckt. Dieser wird nun durch andere Mitarbeitende geregelt.

veröffentlicht: 23. Juli 2022 12:02
aktualisiert: 23. Juli 2022 12:02
Quelle: St.Galler Tagblatt/Rita Bolt

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