Prüfungsfrei

Dieses Jahr gibt es vermutlich keine Lehrabschlussprüfungen

31.03.2020, 18:14 Uhr
· Online seit 31.03.2020, 15:01 Uhr
Diese Meldung dürfte Berufsschüler freuen: Wegen der Corona-Krise und der geschlossenen Schulen gibt es dieses Jahr wahrscheinlich keine Lehrabschlussprüfungen. Wer am Ende einer Berufslehre ist, soll aber trotzdem einen anerkannten Abschluss erhalten.
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Viele Lernende können provisorisch schon mal drei Kreuze machen. Die Lehrabschlussprüfungen dürften ausfallen. So zumindest will es St.Gallen und viele andere Kantone. «Es ist abzusehen, dass die Lehrabschlussprüfungen nicht wie in anderen Jahren durchgeführt werden können. Es ist davon auszugehen, dass auf Erfahrungsnoten zurückgegriffen werden muss», sagt der St.Galler Bildungschef Stefan Kölliker an der Medienkonferenz der St.Galler Regierung am Dienstag. Die Berufsschüler würden somit ohne theoretische Prüfung einen anerkannten Abschluss erhalten.

Nicht nur im Kanton St.Gallen sondern schweizweit. Der entsprechende Lösungsvorschlag in der beruflichen Grundbildung wurde am Dienstag bis am Freitagmittag in Konsultation geschickt, schreibt die Nachrichtenagentur sda und zitiert eine Mitteilung der Verbundpartner. Danach soll das Spitzentreffen Berufsbildung, zu dem neben Vertretern des Bundes und der Kantone auch die Sozialpartner gehören, einen Antrag zuhanden des Bundesrats machen. Eine Einigung soll noch vor Ostern erfolgen.

Betriebliche Prüfung möglich

Der schulische Abschluss solle sich demnach bei den Berufslernenden auf die Endnoten des letzten Herbstsemesters stützen. Die betrieblichen Prüfungen sollen dort wo es möglich ist, trotzdem durchgeführt werden. Sollte auch dies aufgrund der Coronakrise nicht machbar sein, soll eine Beurteilung der berufspraktischen Kompetenzen durch den Lehrbetrieb eingeholt werden.

Ziel sei, dass alle Berufslernenden ihr Fähigkeitszeugnis oder ihr Berufsattest erhielten, wenn sie über die entsprechenden Kompetenzen verfügten, heisst es in der Mittelung weiter. «Sollte dies aufgrund der besonderen Umstände bei Einzelnen nicht möglich sein, so sorgen die Kantone für Nachprüfungen.»

«Corona-Schuljahr» wird angerechnet

Für die Mittelschulen bleibe noch etwas mehr Zeit, sagt Stefan Kölliker. Hier ist der Entscheid, ob die Prüfungen stattfinden oder nicht, von der weiteren Entwicklung der Gesundheitslage abhängig. Die Handhabung der Abschlussprüfungen wird ebenfalls in Abstimmung in der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) und im Austausch mit dem Bund national koordiniert.

Auch auf der ganzen Sekundarstufe II müsse alles getan werden, dass die obersten Jahrgänge die Ausbildung mit anerkannten Diplomen abschliessen können. Klassenrepetitionen oder gar das «Löschen» eines ganzen Schuljahrs wären unhaltbar und ungerecht, heisst es von der St.Galler Regierung.

Schrittweise zum Präsenzunterricht

Ausserdem solle das Schuljahr 2019/20 auf allen Stufen ungeschmälert angerechnet werden. «Zudem behalten die Schulferien ihre Gültigkeit», sagt Stefan Kölliker. Die Zeugnisse werden ausgestellt und mit einem Vermerk auf den wegen der Pandemie zeitweise ausgesetzten Präsenzunterricht versehen.

Den Unterricht an den Schulen will Stefan Kölliker nun schrittweise wieder herbeiführen: «Die Lehrpersonen meistern die Situation hervorragend. Der Präsenzunterricht bleibt aber unersetzbar.» Die Lehrpersonen sollen sich darauf einstellen, den Fernunterricht bis Ende April weiterzuführen. Ab Mai wolle man aber - sofern es die Weisungen des Bundes zulassen - teilweise zum Präsenzunterricht zurückkehren. Die Schulen sollen sich ausserdem so aufstellen, dass ab Juni der Normalbetrieb wieder aufgenommen werden könnten. «Die Schulschliessungen sollen nicht unverhältnismässig lange andauern», sagt Kölliker.

41 Corona-Patienten aus Spital entlassen

Des weiteren erklären Gesundheitschefin Heidi Hanselmann und Kantonsärztin Danuta Reinholz wie die epidemiologische Lage im Kanton aussieht. Laut der Kantonsärztin konnten mittlerweile 41 Corona-Patienten aus dem Spital entlassen werden. Aktuell sind im Kanton St.Gallen 394 Fälle bestätigt, neun Personen werden beatmet. Kantonsweit werden 1000-Isolierbetten mit 114 Beatmungs-Stationen angestrebt.

«Gesundheit ist unser höchstes Gut», sagt Heidi Hanselmann. Die Gesundheitsversorgung müsse darum funktionieren. Hausärzte seien noch immer die erste Anlaufstelle für die Bevölkerung. Diese könne danach an die neu eröffneten Konsultationszentren weitergeleitet werden, welche die Notfallstationen der Spitäler entlasten sollen. «Wir sind gut vorbereitet. Die Spitäler haben sich vernetzt und geben alles, damit genügend Betten und Fachpersonen für die Patienten zur Verfügung stehen.»

Hier gibt es den Ticker der Medienkonferenz zum Nachlesen:

veröffentlicht: 31. März 2020 15:01
aktualisiert: 31. März 2020 18:14
Quelle: FM1Today

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