«Wie viele ‹Neger› brauchen wir in St.Gallen», steht weiss auf blau auf dem Anhänger eines Fasnachtswagens. Dazu die aktuellen Wahlplakate des FDP-Regierungsratskandidaten Beat Tinner, der jungfreisinnigen Kantonsratskandidaten der Region und – speziell hervorgehoben – ein Plakat von Nirosh Manoranjithan von den Nationalratswahlen 2019. Alle Plakate wurden gestohlen, der Fasnachtswagen war am Umzug vom Samstag in Wangs zu sehen.
«Wir sind ja grundsätzlich sehr liberal», sagt Ernst Gloor, Präsident der FDP Sarganserland, gegenüber FM1Today. «Es ist klar, dass man sich an der Fasnacht auch ein bisschen mehr erlauben kann. Aber hier wurde eine rote Linie überschritten.»
FDP prüft Strafanzeige
Die FDP Sarganserland prüfe deshalb auch eine Strafanzeige. Gloor: «Erstens prüfen wir, ob gegen die Rassismusstrafnorm verstossen worden ist, zweitens kommt Diebstahl in Frage, da unsere Original-Plakate verwendet worden sind und drittens noch Ehrverletzung.» Den Entscheid über eine mögliche Anklage will die Sektion in den nächsten Tagen fällen.
Kantonspolizei St.Gallen ermittelt
Dem bereits zuvorgekommen ist die Kantonspolizei St.Gallen. Wie Pascal Häderli, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen, gegenüber FM1Today bestätigt, wird der Halter des Wagens vorgeladen. «Der Mann muss den Spruch abdecken, sollte er nochmals so rum fahren, prüft die Kantonspolizei St.Gallen eine Sicherstellung der Komposition. Wir werden den Halter aber sicher noch einvernehmen und dann die Unterlagen der Staatsanwaltschaft überreichen, die über eine mögliche Strafe entscheidet.»
Ernst Gloor lobt die Fasnachtsgesellschaft Wangs: «Es war eine perfekte Reaktion. Als sie den Wagen gesehen sahen, machten sie den Verantwortlichen gleich klar, dass sie so nicht fahren dürfen und den Spruch überkleben müssen. Der Wagen wurde dann auch nicht mehr speziell erwähnt.»
Urheber in der Region bestens bekannt
Der Urheber des geschmacklosen Spruches sei ein in der Region bekanntes ehemaliges Mitglied der SVP. Das direkte Gespräch mit ihm wird Gloor nicht suchen: «Man kennt ihn sehr gut. Und er hat sich in den letzten Jahren mit verschiedenen Leuten angelegt, ein Gespräch würde nicht zu einer Lösung führen.»
Gloor: «Für die FDP ist klar, Sarganserländerinnen und Sarganserländer sind intelligent, sie können diese dumme Geschmacklosigkeit und deren Urheber richtig einordnen. Es ist einfach auch schade, dass dadurch die vielen qualitativ hochstehenden Sujets beim Umzug in den Hintergrund geraten sind.»