Kreisgericht Rorschach

Eifersüchtiger Portugiese muss ins Gefängnis

· Online seit 29.04.2021, 16:20 Uhr
Die Richterin spricht am Donnerstag einen Portugiesen schuldig. Er versuchte, einen ehemaligen Kollegen mit einer Baileys-Flasche und einem Steakmesser zu töten. Der 38-Jährige muss für vier Jahre hinter Gitter und wird zehn Jahre des Landes verwiesen. Doch dies dürfte dem Portugiesen egal sein.
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Im Anzug sitzt der Beschuldigte, ein 38-jähriger Portugiese, am Donnerstagmorgen vor den Richtern des Kreisgerichtes Rorschach. Seine beiden Fussknöchel sind mit einer Fussfessel miteinander verbunden. Neben ihm sitzt auf der rechten Seite sein Verteidiger – zu seiner Linken eine Dolmetscherin. Diese übersetzt die Fragen, welche die Hauptrichterin ihm stellt. Der Vorwurf lautet unter anderem versuchte vorsätzliche Tötung (FM1Today berichtete).

Der Freund wurde Feind

Der Angeklagte erzählt, dass er mit dem Opfer viel Spass gehabt habe. Er und sein Kollege, das spätere Opfer, hätten einander auch geholfen. Sogar eine Wohnung haben sich die beiden Männer geteilt. Plötzlich habe sein Kollege schlecht über seine Frau geredet. In der Anklageschrift heisst es, dass der Portugiese glaubte, dass das mutmassliche Opfer und seine Frau miteinander geschlafen hätten. Auf die Frage der Richterin, ob er immer noch glaube, dass sein Bekannter mit seiner Frau geschlafen habe, sagt der Angeklagte: «Ich glaube das heute nicht mehr.»

Angeklagter bestreitet die Tat

Der Portugiese gibt zu, Kokain konsumiert zu haben. Durch die Drogen habe er alles verloren: «Die Freiheit, seinen Job und seine Familie.» Denn in der Zwischenzeit ist er geschieden. Seine Frau ist mit dem Kind weggezogen. Er würde sich auch einer Therapie stellen, beteuert er.

Der Angeklagte bestreitet aber vor Gericht, dass er seinen ehemaligen Kollegen töten wollte. Es sei einfach eine Lüge, sagt der 38-Jährige mit Tränen in den Augen. Er habe aus Reaktion dem anderen Mann die Baileys-Flasche gegen den Kopf geschlagen. Dieser habe ihn zuerst geschlagen. Die Versionen des Kampfes und die Aussagen, was sich tatsächlich in der Wohnung abgespielt hat, sind unterschiedlich von Täter und Opfer.

Die Aussagen sind unglaubwürdig

Die Staatsanwaltschaft und auch die Richter zweifeln an der Glaubwürdigkeit des Beschuldigten. «Die Darstellung des Opfers hingegen sind detailliert und voller Realitätskriterien», sagt die Richterin in der mündlichen Urteilsbegründung. Dazu kommt das Verletzungsbild des Opfers. Der Mann hatte nach dem Angriff unter anderem Stich- und Kopfverletzungen.

Das Kreisgericht Rorschach verurteilt den 38-Jährigen deshalb unter anderem wegen versuchter vorsätzlicher Tötung, mehrfacher Drohung, Hausfriedensbruch und mehrfacher Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren, einer ambulanten Therapie, einer Busse und zu zehn Jahren Landesverweis. Letzteres dürfte dem Verurteilten egal sein. Der Portugiese betonte in der Verhandlung, dass er nicht mehr in der Schweiz leben möchte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

(lae)

veröffentlicht: 29. April 2021 16:20
aktualisiert: 29. April 2021 16:20
Quelle: FM1Today

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