«Einige Restaurants werden zugrunde gehen – vielleicht auch wir»
Quelle: TVO
«Mich überrascht nichts mehr.» Matthias Wüst, Geschäftsführer und Küchenchef im «Zum Kunsthof» in Uznach, rechnet damit, dass in den nächsten Wochen bis zu 90 Prozent der gebuchten Weihnachtsessen abgesagt werden. «Bis jetzt hat erst eine grössere Gruppe ihre Feier gestrichen, ich bin mir aber sicher, dass es nicht dabei bleibt.»
Der «Kunsthof» ist nicht allein, zahlreiche Arbeitgeber im FM1-Land verzichten im Corona-Jahr auf eine Weihnachtsfeier. «Es ist eine Katastrophe», sagt Walter Tobler, Kantonalpräsident des St.Galler Gastronomieverbandes. Er geht davon aus, dass manche Restaurationsbetriebe die Absagen – wenige Monate nach dem Lockdown – nicht überleben werden. Gerade Lokale mit Bankettsälen hätten es schwer.
Diese Prognose kann Matthias Wüst bestätigen: «Einige Restaurants werden zugrunde gehen, es kann sein, dass auch wir dazu gehören», sagt er gegenüber FM1Today. Dabei führen Wüst und sein Geschäftspartner den «Kunsthof» erst seit diesem Jahr. Acht Tage hatte das Lokal geöffnet, ehe der Lockdown kam.
«Gastronomen fehlt die Kraft»
Die abgesagten Firmenessen sind für Wüst nur die Spitze des Eisbergs. Die Gastronomie komme durch die Corona-Einschränkungen an ihre Grenzen. «Nicht nur finanziell stellt sich irgendwann die Frage, ob sich das noch lohnt. Vielen Gastronomen fehlt die Kraft, bei solchen Bedingungen weiterzumachen.»
Schon im Frühling habe er gedacht, dass das Schlimmste überstanden sei. «Doch es wird noch schlimmer.» Die Gästezahlen und die Einnahmen würden schrumpfen, nicht aber die zu begleichenden Rechnungen. Auch die Löhne von fünf Mitarbeitenden müssen bezahlt werden. «Da stehen Familien dahinter, denen man auch nicht einfach sagen kann, dass sie kein Essen mehr bekommen.»
Angst vor zweiter Welle
«Zum Kunsthof» ist sowohl Restaurant als auch Eventlocation für Hochzeiten und Feste. Die Buchungslage war stets gut, wie Wüst betont. Auch mittags könne er viele Gäste begrüssen. «Fehlt der Weihnachtsumsatz, ist dies sicherlich nicht gut, aber es bricht uns nicht gleich das Genick.» Mehr Sorgen macht sich der Gastronom um eine zweite Welle und weitere Regeländerungen. «Und dass uns der Bund erneut den Riegel schiebt. Ich halte sicher nicht mehr fünfmal den Kopf hin.»
Warum vier grosse Arbeitgeber in der Region dieses Jahr kein (grosses) Weihnachtsessen organisieren, liest du hier.