«Er fuhr einfach in die Türe hinein»

12.11.2018, 16:16 Uhr
· Online seit 12.11.2018, 11:17 Uhr
In der Nacht auf Montag wurde in der Multergasse in St.Gallen die Bijouterie Bucherer ausgeraubt. Eine Augenzeugin hat alles mitverfolgt und gefilmt. Wir haben mit ihr darüber gesprochen.
Nina Müller
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Bei einem Raubüberfall auf den Schmuckladen Bucherer wurden Uhren und Schmuck im Wert mehreren 100'000 Franken gestohlen. Die Diebe rammten die Türe der Bijouterie in der Multergasse mit dem Auto auf. Eine Bewohnerin hat den ganzen Überfall live miterlebt.

Durch Lärm wurde Augenzeugin auf Diebstahl aufmerksam

«Ich bin vor dem Fernseher eingeschlafen und hörte plötzlich einen riesigen Lärm vor der Haustüre», sagt die Augenzeugin gegenüber FM1Today. Das sei in ihrer Gegend nichts aussergewöhnliches, weshalb sie zuerst dachte, dass irgendwelche Leute vom Ausgang auf dem Weg nach Hause waren. Als sie an ihr Fenster trat, sah sie drei schwarz gekleidete Männer, die mit Brechstangen und einem Baseballschläger versuchten, die Stahltüre der Bijouterie Bucherer einzuschlagen. Als die Zeugin realisierte, dass es sich um einen Überfall handelte, alarmierte sie sofort die Polizei.

«Mit den Brechstangen und dem Baseballschläger schlugen sie aber nur ein paar Dellen in die Stahltüre. Dann stieg einer der Vermummten in eines der Autos und fuhr knallhart in die Türe rein. Dabei entstand eine heftige Delle», sagt die Augenzeugin. Die anderen beiden Männer rüttelten und rissen anschliessend so lange an der Tür, bis sie aufbrach.

Der Polizei nur knapp entkommen

«Als die Türe aufgebrochen war, stürmten zwei der Männer sofort in das Gebäude und fingen an, Scheiben einzuschlagen. Der Fahrer stand Wache. Ich glaube, er hatte eine Waffe in der Hand. Es war auf jeden Fall etwas Grosses», sagt die Augenzeugin. Das sei auch der Moment gewesen, als es ihr kalt den Rücken hinunterlief. Der Mann hätte nur einmal nach oben schauen müssen und er hätte sie gesehen.

«Nach wenigen Minuten stürmte der erste mit einer Tasche aus der Bijouterie. Ich hörte, wie sie etwas auf Russisch oder so riefen. Er stieg in einen anthrazitfarbenen Audi, wahrscheinlich ein Kombi und fing an, seinen Komplizen zum Wagen zu rufen», so die Augenzeugin. Der Polizei entkamen die Diebe nur knapp. Das Blaulicht war schon zusehen, als die Einbrecher in Richtung UBS abbogen und sich aus dem Staub machten. Die ganze Aktion dauerte weniger als fünf Minuten.

«Die schlimmsten zweieinhalb Minuten meines Lebens»

Als die Augenzeugin realisierte, was vor ihren Augen passierte, rief sie sofort die Polizei. Geistesgegenwärtig begann sie anschliessend mit der Filmaufnahme. «Ich brauchte zehn Anläufe, bis ich mit dem Filmen beginnen konnte, ich habe so gezittert. Ich wusste, ich muss der Polizei nachher beschreiben, wie die Männer ausgesehen haben. Also beschloss ich, ein Video von ihnen zu machen», sagt sie.

Die Augenzeugin hat die ganze Nacht kaum ein Auge zugetan. «Ich hatte vor allem Angst um meinen Ehemann. Er schlief im oberen Stock. Wäre er ans Fenster getreten, hätte ihn der Einbrecher sofort gesehen», so die Augenzeugin. Die Frau denkt nun an einen Wegzug aus der Multergasse. In so Momenten werde einem wieder in Erinnerung gerufen, wie gefährlich man hier eigentlich wohne. «Das waren wohl die schlimmsten zweieinhalb Minuten meines Lebens», sagt die Augenzeugin.

Einbruch trotz Poller-Schutz

Mit der Gefahr von Rammbock-Einbrüchen müssen Bijouterien leben. Gemäss Medienberichten wurde das letzte Mal vor einem Jahr bei einer Bijouterie Bucherer eingebrochen, damals in Zürich. «Gefühlt ist es schon eine Ewigkeit her», sagt Mediensprecher Jörg Baumann. Um diesen sogenannten Rammbock-Einbrüchen vorzubeugen, montieren die Geschäfte Schutz-Poller vor Schaufenstern und Eingängen. «Die Poller waren platziert, dass trotzdem eingebrochen wurde, ist natürlich nicht gut. Wir müssen uns da Gedanken machen», sagt Baumann. Die Filiale in St.Gallen soll bereits in den nächsten Tagen wieder geöffnet werden. «Wir sind froh, ist dieser brutale Einbruch in der Nacht passiert und keinem Mitarbeiter etwas passiert», sagt Baumann.

veröffentlicht: 12. November 2018 11:17
aktualisiert: 12. November 2018 16:16
Quelle: nm

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