«Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust»

· Online seit 20.02.2019, 05:42 Uhr
Der Verein Pro Villa Wiesental kämpft seit acht Jahren für den Erhalt des historischen Gebäudes in St.Gallen. Seit Dienstag ist bekannt, dass die 141-jährige Villa erhalten bleibt und daneben ein Neubau entsteht. Gallus Hufenus, Präsident des Vereins Pro Villa Wiesental, nimmt Stellung zu dem neuen Projekt.
Praktikant FM1Today
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Der Verein Pro Villa Wiesental setzte sich für den Erhalt der Gründerzeitvilla an der Rosenbergstrasse ein. Nun ist klar: Die Villa bleibt, jedenfalls laut dem Plan der Eigentümer. SP-Stadtparlamentarier Gallus Hufenus hat den Verein vor acht Jahren gegründet – wir haben ihm zu den Umbauplänen ein paar Fragen gestellt.

Gallus Hufenus, wie stehen Sie zu dem neuen Projekt auf dem Areal der Villa Wiesental?

Gallus Hufenus: Wir haben noch eine abwartende Haltung. Es ist aber ein eindeutiger Stimmungswandel innerhalb der HRS erkennbar. Bei den vorhergehenden Projekten stand nur die Rendite im Mittelpunkt. Beim jetzigen Vorhaben sind die Verantwortlichen mit mehr Feingefühl an die Sache herangegangen und deshalb zeigen wir Offenheit gegenüber den neuen Ideen.

Was ist die Sonnenseite des aktuellen Vorhabens?

Das ist natürlich der Erhalt der Villa Wiesental, für den wir acht Jahre gekämpft haben. Zudem überrascht uns positiv, dass der Park öffentlich zugänglich sein wird. Wir finden es toll, dass die breite Öffentlichkeit etwas von dem Kulturgut hat und so die Aufenthaltsqualität und Lebendigkeit des Orts dazugewinnt.

Und welche Schattenseite hat das Bauprojekt?

Wir sind noch unsicher, ob nicht auch hier die Rendite den Takt angegeben hat. Zudem hätten wir es als sinnvoll erachtet, wenn der Park gar nicht verändert würde. Es wäre besser gewesen, beim Geschäftshaus St.Leopard aufzustocken.

In die Villa soll bestenfalls ein Anwaltsbüro einziehen, teilten die Verantwortlichen mit. Was halten Sie davon?

Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits haben wir für den Erhalt der Villa gekämpft und diesen haben wir nun erreicht. Also sollten wir zufrieden sein. Andererseits wünschte ich mir, dass in der Villa ein Treffpunkt entstehen würde. Deshalb wäre es schön gewesen, wenn die öffentliche Nutzung im Erdgeschoss der Villa stattgefunden hätte und nicht im Ergänzungsbau.

Wie wird sich der Verein künftig einmischen?

Der Verein ist ein Organ, das politisch angehört wird. Ich bin überzeugt, dass unsere Stimme beim Entscheidungsprozess der Bewilligungsbehörden berücksichtigt wird, das war schon in der Vergangenheit so. Jedoch sind wir nicht berechtigt, Einsprachen einzureichen.

Was kann die Stadt St.Gallen aus den jahrelangen Streitereien rund um die Villa lernen?

Die Stadt muss als Vermittlerin die involvierten Interessensvereine in die Prozesse einbinden. So dass die, die planen und bauen wollen, auch eine Planungssicherheit haben. Die Unternehmer entwickelten in der Vergangenheit manchmal planlos irgendein Projekt und fielen dann aus allen Wolken, wenn es Opposition aus der Bevölkerung gab.

Etwa gleich lang wie ein Laubfrosch lebt, engagierte sich der Verein – hat sich bezüglich Stadtplanung und Bau in dieser Zeit etwas verändert?

Ganz klar! Vor zehn Jahren schaute die Stadt mehrheitlich zu, heute arbeitet sie partizipativ, beispielsweise mit dem Sachverständigungsrat.

Hat sich den Kampf gelohnt?

Für die St.Galler Stadtentwicklung hat es sich auf jeden Fall gelohnt, für diesen konkreten Fall müssen wir noch die Meinung von Fachexperten und der Bevölkerung abwarten.

Auch der Heimatschutz St.Gallen/Appenzell hat am Dienstagabend Stellung zu den Umbauplänen auf dem Grundstück der Villa Wiesental genommen: Die Organisation mit Präsidentin Kathrin Hilber teilt mit, dass sie gespannt auf die konkrete Umsetzung des Office-Gebäudes sei. Sie sei erleichtert über den Erhalt des Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert. «Die Villa erhält endlich die ihrer Bedeutung entsprechende Beachtung.»

veröffentlicht: 20. Februar 2019 05:42
aktualisiert: 20. Februar 2019 05:42
Quelle: lou

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