Feuerwehrautos fahren wegen Corona mit halber Besatzung
Um den Brand beim ehemaligen Hotel Friedburg in der St.Galler Innenstadt vom Sonntag zu löschen, brauchte es ein Grossaufgebot der Feuerwehr. Sowohl Berufs- als auch Milizkräfte wurden aufgeboten, um den Flammen Herr zu werden.
Wegen des Coronavirus sind derzeit mehr Fahrzeuge nötig als üblicherweise, um die Feuerwehrleute zum Einsatzort zu bringen. Denn auch im Feuerwehrauto müssen die Abstandsregeln möglichst eingehalten werden.
Nur zur Hälfte besetzt
Die Mannschaft wird deshalb auf mehrere Fahrzeuge verteilt. In einem Tanklöschfahrzeug fahren deswegen nur vier Personen mit. Eigentlich böten diese Platz für bis zu acht Einsatzkräfte – zwei vorne, sechs hinten.
Derzeit lautet die Besetzung: zwei plus zwei. «Die sechs Plätze im Rückraum sind aber auch im Normalbetrieb nicht voll besetzt, normalerweise sitzen dort vier Leute», sagt Matthias Rutzer, Mediensprecher von Feuerwehr und Zivilschutz St.Gallen. Damit trotzdem alle Angehörigen der Berufsfeuerwehr gleich schnell zum Einsatzort gelangen, rücken sie mit einem zusätzlichen Fahrzeug aus.
Bei der Milizfeuerwehr gelten die Abstandsregeln in Fahrzeugen ebenfalls. Deshalb rücken die Feuerwehrleute mit zusätzlichen Mannschaftstransportern aus. In diesen Bussen sitzt man so, dass die zwei Meter Abstand eingehalten werden können.
Dass mehr Fahrzeuge benötigt werden, mache die Arbeit organisatorisch etwas schwieriger. «Der Ablauf bleibt aber gleich. Die technischen Fahrzeuge zum Löschen müssen nahe an den Brand, die Transporter können auch in einer Seitengasse abgestellt werden», sagt Rutzer.
Atemschutzgeräte sind nur fürs brennende Gebäude
Bereits während der Fahrt die Masken der Atemschutzgeräte aufzusetzen sei keine praktikable Lösung. «Dann wird bereits Atemluft verbraucht, die man beim Einsatz benötigt», sagt Rutzer. Die Atemschutzmasken werden erst dann aufgesetzt, wenn die Einsatzkräfte ein brennendes Gebäude betreten oder dem Rauch ausgesetzt sind.
Es wäre zwar theoretisch möglich, die Geräte vorerst nicht an die Flasche anzuschliessen. So wäre der Corona-Schutz während der Fahrt auch bei Vollbesetzung gegeben, aber Experimente mit der Ausrüstung gibt es bei der Feuerwehr keine. «Wenn man ein brennendes Gebäude betritt, muss man sich auf seine Ausrüstung verlassen können», sagt Matthias Rutzer.
Die Miliz verzichtet auf Übungen
Mit der erhöhten Anzahl Fahrzeuge im Einsatz ist auch der Bedarf an Fahrern gestiegen. Das stellt die Feuerwehr aber vor keine Probleme. Bei der Berufsfeuerwehr kann jeder jedes Fahrzeug fahren. «Das ist Teil der Grundausbildung», sagt Matthias Rutzer.
Auch die Milizeinheiten achten darauf, dass auf den Fahrzeugen breit ausgebildet wird. Ein personeller Engpass sei hier nicht zu befürchten. Dafür fallen die Übungen bei den Milizfeuerwehren gänzlich weg. Diese können unter den gegebenen Umständen nicht durchgeführt werden. Solange die Übungen jedoch nur vorübergehend entfallen, könne man dies verkraften.
Die Berufsfeuerwehr führt ihre täglichen Übungseinheiten mit entsprechenden Auflagen durch. Die Einsatzbereitschaft ist gegeben, auch wenn dafür zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt werden müssen.