Soziale Dienste Werdenberg

Fristlose Kündigungen waren «systemisches Versagen»

25.10.2021, 18:00 Uhr
· Online seit 25.10.2021, 18:00 Uhr
Bei den Sozialen Diensten Werdenberg gab es im Februar einen Eklat. Dem beliebten Jugendarbeiter Markus Büchel wurde fristlos gekündigt, der Aufschrei in der Bevölkerung war gross. Die Behörden haben die Kündigung zurückgezogen und eine externe Untersuchung in Auftrag gegeben, diese kam zum Schluss, dass es sich um ein «systemisches Versagen» gehandelt hatte.
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Die Solidarität mit dem entlassenen Jugendarbeiter in Werdenberg war gross. Im Februar wurde dem beliebten Mann fristlos gekündigt. Büchel arbeitete seit 20 Jahren in der Jugendarbeit im Raum Werdenberg und Buchs, er war Abteilungsleiter des Kompetenzzentrums Jugend (KOJ) der Sozialen Dienste Werdenberg (SDW). Schnell hatte die Bevölkerung eine Online-Petition gegen die Kündigung organisiert, 1000 Stimmen kamen innert kürzester Zeit zusammen.

Doch die frist- und offenbar auch grundlose Kündigung des beliebten Jugendarbeiters war nur die Spitze des Eisbergs. Bereits einige Monate zuvor, im Dezember 2020, wurde einem langjährigen Geschäftsleitungsmitglied nach 17 Jahren gekündigt. Auch hier ohne klare Begründung.

Buchser Stadtrat bedauerte die Kündigung öffentlich

Aufgeschreckt durch den Wirbel hatte der Buchser Stadtrat, Buchs bezieht die Leistungen der Sozialen Dienste Werdenberg, sich per Medienmitteilung an die Öffentlichkeit gewandt und die Kündigung bedauert, später wurde diese dann auch durch die Sozialen Dienste, deren Organisationsstruktur ein Verein ist, zurückgezogen. Heute arbeitet Büchel weiter als Abteilungsleiter bei den SDW.

Nach den Vorfällen hatten die Politik und die Geschäftsleistungskommission der SDW einen Bericht in Auftrag gegeben, der die Vorfälle untersucht hat. Dieser liegt nun vor. Ein «Systemversagen in einer schwierigen Übergangssituation» hat laut der Analyse der externen Fachpersonen zu den Ereignissen bei den Sozialen Diensten Werdenberg geführt. Dieses Versagen habe sich über mehrere Jahre abgezeichnet und sei Ende Dezember mit der ersten Kündigung eskaliert.

Verantwortung liegt nicht bei den einzelnen Personen

Unterschwellig wurde der damaligen Abteilungsleiterin die Verantwortung in die Schule geschoben, doch der Bericht entlastet sie: «Die Verantwortung einzelnen Protagonistinnen und Protagonisten zuzuschanzen, wäre nicht korrekt», heisst es im Bericht, der von der Firma Vitalba GmbH verfasst wurde.

Und weiter: «Unsere Analyse zeigt primär eine Organisation, die sich aufgrund ungenügender Strukturen, Prozessanweisungen und Standards für den Umgang mit bestimmten Arbeitssituationen in einer aktuellen Krisensituation ungenügend für Lösungen gewappnet sah.»  Weiter wird ausgeführt, dass dies zu Fehlern in der Beurteilung des Zustandes einer Abteilung sowie Fehlern bei Kündigungen verdienter und langjähriger Mitarbeitenden geführt habe.

Führungsstruktur und Organisation müssen angepasst werden

Die Aufarbeitung der vergangenen drei Jahre gibt Hinweise darauf, dass ein Wechsel der Führungskultur und Anpassungen in der Organisation gewünscht, aber als Ganzes ungenügend geplant und kommuniziert wurde. Die Abteilungsleitungen waren zu wenig involviert.

Aus Sicht der Verfasser des Berichts muss die gesamte Organisations- und Führungsstruktur überdacht, angepasst und mit entsprechenden Führungshilfsmitteln ausgestattet werden, um künftig besser für die Führungstätigkeit gerüstet zu sein. «Wir betrachten unsere Empfehlungen als Aufforderung, die gesamte Organisationsstruktur zu professionalisieren», schreibt die Vitalba GmbH in ihrem Abschlussbericht.

Auf den Vorstand der SDW kommt also viel Arbeit zu. Dieser war erst im Januar neu gebildet worden und im Frühling bestätigt. Eines ist aber nicht nur für die Berichtschreiber klar: Die Reputation der Organisation wurde durch die Vorfälle beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen.

veröffentlicht: 25. Oktober 2021 18:00
aktualisiert: 25. Oktober 2021 18:00
Quelle: FM1Today

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