Rheintal

Garage vermietet Fahrschulauto mit Pedalen auf Beifahrerseite

08.03.2022, 21:39 Uhr
· Online seit 08.03.2022, 21:37 Uhr
Weil immer mehr Autos nicht mehr tauglich sind, um privat fahren zu lernen, hat die Rheintaler Stern-Garage ein neues Angebot geschaffen. Ein umgerüsteter Wagen hat auf der Beifahrerseite ebenfalls ein Gas- und Bremspedal. Es stellt sich die Frage: Ist es nicht gefährlich, wenn unerfahrene Beifahrer damit hantieren?
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Wer das Billett hat, weiss, wie wichtig es ist, nebst den regulären Fahrstunden auch privat üben zu können. Es beschleunigt nicht nur den Prozess bis man prüfungstauglich ist, im Idealfall kann man damit auch einige Fahrstunden und damit Geld sparen.

Immer weniger lernfahrtaugliche Autos für Private

Doch das Üben mit den Eltern wird für viele angehende Autofahrerinnen und Autofahrer je länger, je schwieriger. Der Grund: Immer weniger Familien besitzen ein Auto, welches für private Fahrlektionen tauglich ist. So gilt in der Schweiz als Voraussetzung, dass der Beifahrer stets Zugriff auf eine Handbremse haben muss. Viele Autos haben mittlerweile elektronische Handbremsen auf Knopfdruck oder solche, die links beim Fahrersitz und nicht mehr in der Fahrzeugmitte platziert sind.

Elektronische Handbremsen können zwar unter Umständen den Ansprüchen genügen, es gilt dies aber stets bei einem Garagisten oder einem Fahrzeugexperten abzuklären, wie die St.Galler Kantonspolizei in einem Ratgeber fürs Lernfahren schreibt.

Für die Stern-Garage aus Heerbrugg war diese Entwicklung gemeinsam mit dem Feedback von Fahrlehrern Grund genug, eine Spezialanfertigung aus einem ihrer Fahrzeuge zu kreieren: Jetzt kann man bei der Unterrheintaler Garage einen Mercedes mieten, der auf der Beifahrerseite dieselben Pedalen hat wie ein Fahrschulauto.

Pionierrolle, Zusatzangebot und ein bisschen Marketing

Laut Dominik Dörig, Geschäftsleitungsassistent der Stern-Garage, schlägt man mit dem Projekt gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Um einen reinen Marketing-Gag handelt es sich keinesfalls: «Wir möchten eine Pionierrolle mit dieser Idee einnehmen. Wir haben von mehreren Fahrlehrern positives Feedback erhalten und möchten unserer Kundschaft dieses Angebot zur Verfügung stellen.» Gerade im Premiumbereich, in dem sich die Stern-Garage als Mercedes-Händler bewegt, gebe es seit Jahren keine neuen Autos mehr mit einer klassischen, mittigen Handbremse, so Dörig.

Da es sich beim entsprechenden Fahrzeug um eines mit einem Plugin-Hybrid-Antrieb handelt, soll dieses der potenziellen Kundschaft auch die Vorzüge dieser verhältnismässig neuen Antriebsform, die noch mit einigen Vorurteilen belegt ist, näher bringen – ein kleines bisschen Marketing und Verkaufsförderung stecken also auch dahinter.

Gefährlich oder unproblematisch? Fahrlehrer begrüsst das Angebot

Eine Frage stellt sich bei der Sache: Ist es nicht gefährlich, wenn Eltern plötzlich mit einem Fahrschulauto hantieren, wenn sie keinerlei Erfahrung mit Pedalen auf der Beifahrerseite haben? «Das ist eine berechtigte Frage, mit der wir uns auch beschäftigt haben», sagt Dörig. «Wer das Auto beim ersten Mal mietet, wird von uns deshalb zuerst genau instruiert. Auch eine Probefahrt auf dem Parkplatz, auf welcher man die Wirkung der Pedalen testen kann, gehört dabei unbedingt dazu.»

Roger Etter, Inhaber der Stardrive-Fahrschule in St.Gallen, erachtet das Angebot ebenfalls als unproblematisch. «Ich finde das sinnvoll und begrüsse es», sagt er. Per se gefährlich sei das nicht. Es sei hingegen Tatsache, dass es mittlerweile viele Fahrzeuge gebe, die nicht mehr für private Fahrpraxis geeignet sind – genau deshalb sei das Angebot sinnvoll. Trotzdem meint auch Etter: «Es ist sicher nicht verkehrt, wenn auch die Eltern zuerst austesten, wie eine Fahrt mit Pedalen auf der Beifahrerseite funktioniert.»

veröffentlicht: 8. März 2022 21:37
aktualisiert: 8. März 2022 21:39
Quelle: FM1Today

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